SAPO, die südafrikanische Post, steckt seit Jahren in der Krise (erinnert sei an drei Einträge in diesem Blog aus dem Jahr 2016). Wechsel an der Spitze, Filialschließungen, Umschuldungen - immer neue Finanzspritzen des ohnehin zunehmend klammen Staates brachten nicht den versprochenen „turn around“. Im April dieses Jahres erklärte Tsakani Maluleke, die oberste Rechnungsprüferin (Auditor General), die Post für „kommerziell insolvent“. Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass das Unternehmen für seine mehr als 9.000 Angestellten und Pensionäre schon seit 15 Monaten keine Krankenkassen- und Rentenbeiträge abgeführt hat.
Ob die Post ihre Schulden bei den Kassen abstottern kann, wie jetzt vereinbart und vom Gericht angeordnet wurde, ist offen. Viele technisch versierte Bürgerinnen und Bürger haben die staatliche Post längst abgeschrieben - sie schreiben Mails, beauftragen Kurierdienste, arbeiten mit Banken, die mehr Filialen haben. So berechtigt der Ärger ist („Weihnachtskarten kommen im März in England an“ heißt es sogar schon bei Wikipedia), sollte bei aller Häme nicht vergessen werden, dass die Postfilialen für andere Menschen immer noch wichtige Aufgaben erfüllen, zum Beispiel Renten auszahlen.
In Kleinstädten hat die Post auch eine soziale Funktion. Was der Historiker Christopher W. Shaw für die USA beschrieben hat, ist auch für Südafrika bedenkenswert: In vielen kleineren Städten sei die Post der einzige öffentliche Ort, an dem sich die Bürger regelmäßig begegnen. Sie zu erhalten sei sinnvoll, denn in ihnen zeige der demokratische Staat, dass er als Dienstleister für alle seine Bürgerinnen und Bürger bereitstehe. Das wäre in Südafrika, einem Land, in dem der Staat bei so vielen Aufgaben kläglich versagt und die Bürger missachtet, keine Kleinigkeit.
In Namibia hat man das offenbar verstanden: Die Post dort (NamPost) bekennt sich ausdrücklich zu dieser sozialen Funktion als „key point of contact in many communities across all regions of Namibia covering cities as well as remote towns, villages and settlements“ (Jahresbericht 2020). In dem dünn besiedelten Land (2,56 Millionen Einwohner) gibt es 135 Poststellen, d.h. Postämter, Postagenturen und mobile Angebote. Statistisch kommt auf 17.218 Menschen eine Filiale. Selbst der kleine Ort Aus hat eine eigene, einladende Post, die jüngst erst renoviert wurde. Auch um Schnelligkeit ist man bemüht: In der Filiale in Lüderitz wird sogar Rechenschaft abgelegt über die Brieflaufzeiten.
Die namibische Post ist so etwas wie ein kommerzialisiertes Staatsunternehmen, das selbständig wirtschaften kann und das auch erfolgreich macht. 71 Poststellen arbeiten profitabel und tragen damit die übrigen mit. Der verbliebene Gewinn wurde 2020 reinvestiert, deshalb gab es keine Dividende. So hat man es einst auch in den USA gehalten. Den für die Entwicklung des Landes so förderlichen Ausbau der US-Post erklärt der Historiker Shaw mit genau dieser Strategie: Dienst vor Dividende.
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