Freitag, 30. Juli 2010

Angekommen

Kapstadt im Winter: tagsüber Sonne und an die 20 Grad, manche laufen hier in kurzen Hosen herum, nur die Afrikaner haben meist dicke Jacken an. Es lässt sich gut aushalten Winter ist eigentlich nur abends, da wird es empfindlich kalt – und eine Heizung gibt es nur in den wenigsten Häusern.

Das Haus in der Bath Street ist schnell bezogen, die meisten Läden kennen wir noch. Und eine Wärmflasche gehört schon vor uns zur Wohnungseinrichtung. Wir sind neidisch auf das wunderbar aufgeräumte, durchstrukturierte Haus…

Wir frühstücken mit Blick auf den Tafelberg. Unseren traditionellen Fisch im „Ocean Basket“ – Start fast jeden Kapstadt-Aufenthalts – haben wir auch schon verspeist. Und jedes Mal gibt es wieder neue Restaurants zu entdecken.

Die Stadt hat durch die WM deutlich gewonnen: Noch erscheint sie aufgeräumt, viele Straßenbaustellen gibt es nicht, die Fußgängerbrücken sind auch im Alltag sinnvoll, und viele schwärmen immer noch von der Flanieren auf der Fanmeile – plötzlich gab es noch eine andere Fortbewegungsmöglichkeit als das Auto! Hoffentlich hält das lange an!

Probleme macht uns noch unsere Technik: Die Internet-Verbindung vom Guesthouse gegenüber, in die wir uns immer einklinken, ist schwach und bricht immer mal wieder ab, und alle Versuche, unsere Mails mit unserem Outlook-Programm den Klauen der Telekom zu entreißen, sind bislang gescheitert – trotz peniblen Befolgens sämtlicher Ratschläge, die die Telekom-Hotline uns noch einmal hat zukommen lassen. Nachdem ihre vorgestanzten Hilfstexte nicht weitergeholfen haben, meinte die Hotline heute, unser Problem sei für schriftliche Ratschläge zu komplex, und wir mögen doch bitte anrufen… Das scheint eine längere Geschichte zu werden!

Sonntag, 18. Juli 2010

Xenophobia







Ein Plakat gegen Fremdenhass - Xenophobia -, und Gerüchte, nach Ende der Fußball-WM würden die Ausländer in Südafrika wieder eine schwere Zeit haben, hat auch Renate im Frühjahr in Kapstadt gehört. "Es geht wieder los - wie 2008!" Am vergangenen Wochenende gab es in den Townships von Kapstadt erste Ausschreitungen; ansonsten ist es bislang relativ ruhig geblieben. Hoffen wir, dass es so bleibt!
BBC-Korrespondent Andrew Harding hat sich unmittelbar nach dem WM-Finale in seinem Blog seine eigenen Gedanken über die Berichterstattung zu diesem Thema gemacht:

It's a sensitive subject for journalists to cover. There's a danger that we become part of the problem - whipping up hysteria, spreading rumours, and either fuelling violence or doing the work of those who simply want foreigners out of their communities. You'd be surprised how quickly a camera crew can become a magnet, or catalyst, for trouble - I've seen it several times myself.
But there's also as this commentator argues a danger in staying silent.
Personally I think the media here have got it just about right - raising questions, nudging the authorities to take preventative measures, and hopefully helping to make sure that South Africa's well-earned World Cup honeymoon does not end too abruptly.

Samstag, 17. Juli 2010

Buchmesse Kapstadt

Freitag ist erster Buchmesse-Tag, nur für Fachbesucher - und Journalisten. Manchmal (selten!) haben Presseausweise auch ihr Gutes...
Es ist bereits die fuenfte Buchmesse in Kapstadt. Sie ist klein (eine Halle im schicken Konferenzzentrum), aber fein, denn man kann ganz viele Autorinnen hoeren und sehen (es gibt mit ihnen workshops von 45 Minuten). Es ist also ganz unkompliziert, mit (z.B.) Andre Brink ein paar Worte ueber sein so bedrueckendes Buch "Another Side of Silence" zu wechseln. Die Diskussionen mit dem Publikum sind ernsthaft; es geht ja um die eigene Zukunft und nicht, wie bei uns so oft, um stellvertretendes Argumentieren im Namen anderer oder simples Rechthaben.
Heute war Eroeffnung mit Desmond Tutu, der gerade angekuendigt hat, sich ins Privatleben zurueckzuziehen, aber noch einmal von den Freuden und den subversiven Effekten des Lesens erzaehlt hat. Wole Soyinka hat seine Kindheitslektuere "A Tale of Two Cities" zum Anlass genommen, Johannesburg mit Lagos zu vergleichen - jeweils aus der Perspektive von Schriftstellern, denen des Lesens offenbar unkundige Grenzbeamte die Einreise verweigern wollten. Visa waren versprochen, aber nicht erteilt worden. Im Vergleich hatte Lagos die Nase vorn, denn dort hat der Chef der Immigrationsbehoerde relativ schnell begriffen, dass er nicht als der Mann in die Geschichte eingehen moechte, der Dennis Brutus deportiert hat. (Brutus hatte den so erfolgreichen Sportboykott gegen Suedafrika mit initiiert und organisiert.) Jetzt gibt es gleich ein Dinner mit den beiden Nobelpreistraegern (wieder der Presseausweis!).

Evita Bezuidenhout

Evita ist am Kap bekannt wie ein bunter Hund, Kabarettist Pieter-Dirk Uys spricht von der "berühmtesten weißen Frau in Südafrika". Die ehemalige Botschafterin im früheren Homeland Bapetikosweti ist schon im Parlament aufgetreten, es gibt unzählige Fotos von ihr mit südafrikanischen Politikern von Botha bis Mandela. Mittlerweile ist sie zwar etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch recht aktiv - und eine reine Kunstfigur von Pieter-Dirk Uys.
Seine Programme - wir kennen viele! - sind legendär; vor einigen Jahren hat er das riesige Baxter-Theatre in Kapstadt eine Woche lang jeden Abend gefüllt. Buren lachen gern, auch über sich.
Wenn Uys nicht gerade auf Tournee ist, tritt er in Darling, einem kleinen Nest 150 Kilometer nördlich von Kapstadt auf, wo er den früheren Bahnhof in ein kleines Theater umgebaut hat ("Evita Se Perron" - sein Wortwitz ist legendär!): immer ein Erlebnis!
Lothar: Wenn Du uns im September besuchst, wird Darling einer der Muß-Stationen sein!! Und wer uns nicht besucht: Auf seiner Homepage kann man mehr über Evita lesen. www.evita.co.za

Freitag, 16. Juli 2010

Dance for All

"Dance for All" heißt ein hin-reissendes Projekt, das wir 2001 entdeckt haben: Phyllis Spira, gefeierte Primaballerina Südafrikas, und ihr Mann Philip Boyd gaben Townshipkindern Ballettunterricht. Was auf den ersten Blick etwas abseitig klingt, macht beim genaueren Hinschauen viel Sinn: Die "Dance for All"-Kinder sind von der Straße weg, lernen, entwickeln ein beeindruckendes Selbstwertgefühl - und einige Tänzer sind mittlerweile schon in den USA und in London aufgetreten.
Phyllis ist im März 2008 leider gestorben, aber das Projekt geht weiter, und Philip werden wir sicher wieder besuchen.
Wer mehr wissen will: Zwei Dokumentarfilmerinnen haben einen schönen Film über das Projekt gedreht, der im vergangenen Jahr ins Kino kam und den es mittlerweile auch als DVD zu kaufen gibt (Elena Bromund/Viviane Blumenschein: "Dance for All", 93 Minuten).
www.danceforall.co.za

Cape Jazz

In gut einer Woche werden wir in der Bath Street von Kapstadt landen, mitten in Tamboerskloof, einem kleinen Viertel ziemlich in der Nähe des Zentrums: Dort dürfen wir das Haus von Regina und Andreas hüten. In der kleinen Küche brutzeln die beiden nicht nur Kulinarisches: Auch die "Jazz Potjies" werden dort zusammengemischt. Regina und Andreas betreiben einen - hoffentlich schwungvollen - Internet-Handel mit südafrikanischen Kunstgegen-ständen (den bekannten Paso-Shop) und haben jetzt schon vier Jazz-CDs mit Kapstädter Künstlern herausgebracht, und die fünfte kommt bald - eben die "Jazz Potjies" (sprich: Poikies), Jazz-Eintöpfe. Wer mal reinhören will: Es lohnt sich!! http://www.paso-shop.com/

Donnerstag, 15. Juli 2010

Lektüre

Wer einen - ziemlich aktuellen - Überblick über die politische Diskussion in Südafrika bekommen will, darf sich gern an einem gerade erschienenen Buch orientieren: "Katerstimmung am Kap" hat Renate das von ihr zusammengestellte und mit ergänzenden Beiträgen abgerundete Werk genannt - erschienen ist es im Verlag Brandes & Apsel.
Bekannte Intellektuelle des Landes wie die Schriftstellerin Antjie Krog, Moeletsi Mbeki (der Bruder des früheren Präsidenten), Imraan Coovadia und Njabulo Ndebele, zwei bekannte Professoren, beleuchten die Stimmungslage am Kap; ein bewegender Bericht von Jonathan Jansen über die Probleme der burischen Studenten zeigt, wie schwierig eine Verständigung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen immer noch ist; wer Jonny Steinberg gelesen hat, weiß, warum Polizeibeamte korrupt werden, und wer die Irrungen und Wirrungen der BEE-Politik am Beispiel des Stromkonzerns Eskom verfolgt, wird begreifen, dass social engineering keinen Fortschritt bringen kann.
252 - sehr lesbare - Seiten voller Informationen: In jedem guten Buchladen für 24,80 € zu bekommen!

Mittwoch, 14. Juli 2010

Vorfreude

Noch zwei Wochen. Dann sind Renate und ich drei Monate in Südafrika - zunächst Kapstadt, dann etwas vom Land.
Viel geplant ist noch nichts: die Buchmesse am Kap Ende Juli, das Voorkamerfest in Darling Anfang September, ein Besuch von Freunden aus Deutschland Ende September/Anfang Oktober, die Eröffnung der Kapstädter Filmstudios am 1. Oktober... Mal sehen, was noch alles dazukommt. Sicher ist: Die drei Monate werden schnell vorbei sein. Auf diesen Blog-Seiten werden wir eine Art Tagebuch führen und laden zum Mitlesen ein!