Samstag, 4. Februar 2012

Max du Preez und das ANC-Jubiläum

Südafrika hat viele mutige und meinungsfreudige Journalisten. Einer, der sich gern ins Getümmel stürzt, ackert und dann deutliche Worte findet, ist Max du Preez. 1988 hatte er das Vrye Weekblad gegründet, eine „alternative“ (wie man damals sagte) afrikaanssprachige. Wochenzeitung, die mächtig von sich reden und der Apartheidregierung zu schaffen machte.
   Nach dem Ende der Apartheid verantwortete er im SABC-Rundfunk das investigative Magazin Special Assignment, eine der wenigen sehenswerten Fernsehsendungen, wurde aber bald wegen Unbotmäßigkeit gefeuert. Er hat das in der ihm eigenen Art so kommentiert: „Ich passte nicht in das übersichtliche, kleine Bild eines uniformen, disziplinierten Korps von Soldaten, die blind und ohne je kritische Fragen zu stellen ausführen, was die Hierarchie anordnet.“
   Max du Preez hat eine Reihe interessanter Bücher geschrieben und herausgegeben, zuletzt 2011 Opinion Pieces by South African Thought Leaders, einen sehr lesenswerten aktuellen Sammelband mit Beiträgen renommierter Autoren wie Neville Alexander, Jonathan Jansen, Njabulo Ndebele und Carmel Rickard.
   Als im April 2011 ein Mann an seine Bürotür in der Kapstädter Long Street klopfte, sich mit seinen Komplizen Handy und Laptop von du Preez schnappte und wegrannte, da verfolgte der gerade 60 gewordene die Diebe noch ein gutes Stück durch die Stadt, bis er aufgab. Später lobte er 7000 Rand, um wieder an die dort gespeicherten Daten zu kommen. Dazu gehörten zwei Kapitel und Recherchen für ein weiteres Buch über Nelson Mandela, das inzwischen erschienen ist (The Rough Guide to Nelson Mandela).
   Streitbar und streitlustig wie er ist, hat sich du Preez natürlich auch zum Jubiläum des ANC geäußert, der sich am 8. Januar in Bloemfontein groß selbst gefeiert hat und selbstverständlich davon ausgeht, dass er allein legitimiert ist, das neue Südafrika zu regieren und das auch auf Dauer tun will.

   „Der ANC ist mehr als eine politische Partei. Er steht für eine nationale Bewegung. Jeder Südafrikaner, der die Beendigung der Apartheid und der weißen Vorherrschaft unterstützt hat, ist Teil dieser Bewegung. Sie ist das Symbol unserer Befreiung und Emanzipation und deshalb unser aller Sache. Wenn nun der ANC im nächsten Monat sein hundertjähriges Bestehen feiert, dann sollten wir alle feiern. 
   Wenn man die Uhr etwas zurückdreht, dann könnte dieser Absatz von mir geschrieben worden sein. Ich habe lange die Ansicht vertreten, dass der ANC den Menschen dieses Landes gehört, nicht nur den eingeschriebenen Parteimitgliedern oder der gewählten gegenwärtigen Führung – genau so wie Albert Luthuli, Walter Sisulu, OR Tambo und Nelson Mandela uns allen gehören. 
   Schluß damit. Sollte ich einen Drink nehmen, wenn an seinem Geburtstag auf den ANC angestoßen wird, dann nur, um meine Traurigkeit zu ertränken, nicht um zu feiern. 
   Das Ansinnen des ANC, dass das ganze Land zusammen Party machen soll, um 100 Jahre ANC zu feiern, hat mich lange und grundsätzlich über meine frühere Haltung nachdenken lassen. Ich hatte starke Argumente dafür aufgefahren, dass die Bewegung etwas größeres sei als die Leute, die heute ihre Strukturen bestimmen, dass sie mehr sei als nur die gegenwärtige, von der Partei ernannte Regierung. In gewisser Weise sind wir alle ANC, jedenfalls all jene, die Freiheit, Fortschritt und zurückgegebene Würde wollen. Das hatte ich mir zurechtgelegt. 
   Der Niedergang der vergangenen Monate hat mir vor Augen geführt, wie falsch ich lag. Nicht dass der ANC in diesen wenigen Monaten verfault war, vielmehr ist die Hoffnungslosigkeit der Lage gerade glasklar geworden. Wir erleben die Manifestation von Jahren von Missbrauch, Mangel an Moral, Nepotismus, Korruption, Machthunger, Gier und Anspruchsdenken. 
   Es ist nicht der ANC, der da nächsten Monat in Bloemfontein teuren Whisky trinken und die Annehmlichkeiten der Macht zur Schau stellen wird. Der ANC ist in Wirklichkeit tot. Bei denen, die sich da feiern, handelt es sich lediglich um eine von Scharlatanen und machtbesoffenen Autokraten angeführte Partei, die sich des Namens des ANC bedient.“ 

 Max du Preez: The real ANC is dead.

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