Mittwoch, 20. April 2016

Postämter vor Schließung?



Es gibt wieder Briefmarken im Postamt in der Mill Street. Nein, keine kleinen Notausgaben, sondern aufwändig gestaltete, selbstklebende 5er Sets zu Ehren der südafrikanischen Luftwaffe, die 2015 ihr hundertjähriges Bestehen feierte. Auch wenn die Flotte nach 1990 stark verkleinert wurde und in jüngster Zeit eher durch Fehlleistungen und Beschaffungswünsche von höchster politischer Ebene von sich reden machte, rühmt sie sich einer stolzen Geschichte, u.a. durch ihren Einsatz auf Seiten der Alliierten im 2. Weltkrieg und 1948 bei der Versorgung Berlins.
Offenbar arbeitet die Post derzeit auch einigermaßen zuverlässig – jedenfalls beim Transport von Postkarten nach Berlin, die im Februar verschickt wurden. Doch vom Ende der Krise beim SA Post Office (SAPO) kann keine Rede sein. Bekommt sie nicht umgehend eine Finanzspritze - immerhin 2,5 Milliarden Rand sind gefordert -, dann muss sie ihre 2486 Pforten schließen. Ein böser, viermonatiger Streik, Verschwendung und irreguläre Ausgaben sowie Managementprobleme haben die altehrwürdige Institution an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Derzeit sollen sogar die Drucker in den Ämtern keine Tinte mehr haben.
SAPO schreibt weiterhin rote Zahlen, 125 Millionen Rand verliert das Unternehmen jeden Monat. Zusätzlich schleppt es einen hohen Altschuldenberg mit sich herum. Viele Geschäftspartner warten seit langem auf ihr Geld, u.a. der Autovermieter Avis, und sie sind nun am Ende ihrer Geduld. Noch kommen jedes Jahr 66 Millionen Besucher in die Postämter, aber ihre Zahl nimmt ab, weil der Service nachgelassen hat und auch in Südafrika immer weniger Briefe aufgegeben werden. Zudem sind private Unternehmen dabei, die kleinen Monopole der Post – Sendungen unter 1 Kilo und Einschreiben – zu untergraben. 
Der Finanzminister kann zwar auf Rekordeinnahmen bei den Steuern zurückgreifen, aber er hat zu viele Löcher zu stopfen und Versprechungen zu erfüllen. Und Sparen ist auch in Südafrika erst eimal teuer. Allein die notwendige Reduzierung des Postpersonals (derzeit 23 820 Angestellte) durch Abfindungen wird 370 Millionen Rand kosten, soll aber dann Einsparungen von 60 Millionen im Monat erbringen. Der dynamische neue Chef der Post, Mark Barnes, ist optimistisch, dass das Unternehmen 2018 schon wieder in der Gewinnzone sein kann. Für die Zukunft setzt er seine Hoffnungen auf den elektronischen Handel, denn auch in Südafrika wird zunehmend online bestellt. Und für die Paketauslieferung ist die Post mit ihren im ganzen Land präsenten Filialen besser aufgestellt als jeder andere.
Mark Barnes hat dem einzigen Aktionär des Unternehmens, dem Staat, auch ins Stammbuch geschrieben, dass die Versorgung abgelegener ländlicher Gebiete niemals kostendeckend sein könne, die Regierung diese Dienste also auf Dauer mit 400 Millionen Rand bezuschussen müsse. SAPO sei mit seiner Infrastruktur auch gut positioniert, dem Staat bei der der Auszahlung von Pensionen und Sozialleistungen zu helfen.  
Wie die Post in vielen anderen Ländern auch muss SAPO also gewinnorientiert arbeiten und gleichzeitig nicht kostendeckende Versorgungsaufgaben übernehmen. In Südafrika ist das aber noch ein bisschen schwieriger, weil auch dieses parastaatliche Unternehmen durch Missmanagement und Konflikte mit gleich vier Gewerkschaften beinahe an die Wand gefahren wurde. 

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