Es gibt wieder Briefmarken im Postamt in der Mill Street.
Nein, keine kleinen Notausgaben, sondern aufwändig gestaltete, selbstklebende
5er Sets zu Ehren der südafrikanischen Luftwaffe, die 2015 ihr hundertjähriges
Bestehen feierte. Auch wenn die Flotte nach 1990 stark verkleinert wurde und in
jüngster Zeit eher durch Fehlleistungen und Beschaffungswünsche von höchster
politischer Ebene von sich reden machte, rühmt sie sich einer stolzen
Geschichte, u.a. durch ihren Einsatz auf Seiten der Alliierten im 2. Weltkrieg
und 1948 bei der Versorgung Berlins.
Offenbar arbeitet die Post derzeit auch einigermaßen
zuverlässig – jedenfalls beim Transport von Postkarten nach Berlin, die im
Februar verschickt wurden. Doch vom Ende der Krise beim SA Post Office (SAPO)
kann keine Rede sein. Bekommt sie nicht umgehend eine Finanzspritze - immerhin
2,5 Milliarden Rand sind gefordert -, dann muss sie ihre 2486 Pforten schließen. Ein böser,
viermonatiger Streik, Verschwendung und irreguläre Ausgaben sowie
Managementprobleme haben die altehrwürdige Institution an den Rand des
Zusammenbruchs geführt. Derzeit sollen sogar die Drucker in den Ämtern keine
Tinte mehr haben.
SAPO schreibt weiterhin rote Zahlen, 125 Millionen Rand verliert
das Unternehmen jeden Monat. Zusätzlich schleppt es einen hohen Altschuldenberg
mit sich herum. Viele Geschäftspartner warten seit langem auf ihr Geld, u.a.
der Autovermieter Avis, und sie sind nun am Ende ihrer Geduld. Noch kommen jedes
Jahr 66 Millionen Besucher in die Postämter, aber ihre Zahl nimmt ab, weil der
Service nachgelassen hat und auch in Südafrika immer weniger Briefe aufgegeben
werden. Zudem sind private Unternehmen dabei, die kleinen Monopole der Post –
Sendungen unter 1 Kilo und Einschreiben – zu untergraben.
Der Finanzminister kann zwar auf Rekordeinnahmen bei den
Steuern zurückgreifen, aber er hat zu viele Löcher zu stopfen und
Versprechungen zu erfüllen. Und Sparen ist auch in Südafrika erst eimal teuer.
Allein die notwendige Reduzierung des Postpersonals (derzeit 23 820 Angestellte)
durch Abfindungen wird 370 Millionen Rand kosten, soll aber dann Einsparungen
von 60 Millionen im Monat erbringen. Der dynamische neue Chef der Post, Mark
Barnes, ist optimistisch, dass das Unternehmen 2018 schon wieder in der
Gewinnzone sein kann. Für die Zukunft setzt er seine Hoffnungen auf den
elektronischen Handel, denn auch in Südafrika wird zunehmend online bestellt.
Und für die Paketauslieferung ist die Post mit ihren im ganzen Land präsenten
Filialen besser aufgestellt als jeder andere.
Mark Barnes hat dem einzigen Aktionär des Unternehmens, dem
Staat, auch ins Stammbuch geschrieben, dass die Versorgung abgelegener
ländlicher Gebiete niemals kostendeckend sein könne, die Regierung diese
Dienste also auf Dauer mit 400 Millionen Rand bezuschussen müsse. SAPO sei mit
seiner Infrastruktur auch gut positioniert, dem Staat bei der der Auszahlung
von Pensionen und Sozialleistungen zu helfen.
Wie die Post in vielen anderen Ländern auch muss SAPO
also gewinnorientiert arbeiten und gleichzeitig nicht kostendeckende
Versorgungsaufgaben übernehmen. In Südafrika ist das aber noch ein
bisschen schwieriger, weil auch dieses parastaatliche Unternehmen durch
Missmanagement und Konflikte mit gleich vier Gewerkschaften beinahe an die Wand
gefahren wurde.
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