Sonntag, 16. April 2017

Im Gefängnis



Nachmittags kurz nach 16 Uhr öffnete sich das Gittertor, und wir gingen ins Gefängnis. Es liegt in der Kleinen Karoo in Willowmore und hat vier Sterne: "The Old Jail" dient seinem ursprünglichen Zweck schon lange nicht mehr und ist heute ein kleines, feines guesthouse.
Gebaut wurde das Gefängnis in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts etwas außerhalb von Willowmore. Die Straftaten damals waren nicht so viel anders als heute: Viehdiebstahl, Diebstahl, Alkoholismus, Vergewaltigung. Auch „Buren-Rebellen“, wie es in der von Briten gegründeten Siedlung hieß, mussten hier im Krieg (1890-1902) einsitzen.
Schon 1950 gab es aber so wenige Gefangene, dass die Stadt das Gebäude verkaufte. Es wechselte mehrmals den Besitzer und stand zuletzt viele Jahre lang leer, war von Ratten und Fledermäusen bewohnt. Bis 2008 Karen, eine Deutsch-Südafrikanerin, und ihr aus der Ukraine stammender Mann Oleg es kauften, instand setzten und zeitgemäß ausstatteten. Das war harte Arbeit, denn das Gefängnis war auf felsigem Grund und mit dicken Mauern aus Karoo-Fels gebaut worden, um Ausbrüche zu verhindern.
Das alles dauerte fünf Jahre, und wer heute hier einkehrt, genießt ein mit viel Spürsinn und Umsicht eingerichtetes B&B. Drei Zellen wurden zu Suiten vergrößert und umgebaut - nur das Türschloss und die Gucklöcher für die Vollzugsbeamten erinnern noch an die Historie. Und der Safe, der im Zimmer als Beistelltisch dient, ist eine augenzwinkernde Reminiszenz an die Vergangenheit. Jedes Apartment hat einen eigenen Innenhof, und in einem weiteren Hof, in dem die Gefangenen früher Steine klopfen (hard labour) mussten, lockt nun ein Pool zum Schwimmen.
Karen und Oleg haben sich auch sonst bemüht, an die Geschichte des Gebäudes anzuknüpfen. In der großen Eingangshalle zum Beispiel, die auch als Galerie dient, wird das Frühstück an einem respekterheischenden Tisch serviert, an dem früher Urteile gefällt wurden.
Sehr viel luxuriöser als im „The Old Jail“ lässt sich ein Gefängnisaufenthalt kaum denken. Wer weniger ausgeben, aber ebenfalls auf dem historischen Gelände leben will, kann in den umgebauten Ställen übernachten. Bei der Ausfahrt vom Gelände fällt ein Schild am Tor ins Auge: "Wiederholungstäter erwünscht". Könnte gut passieren!

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