Mari Jankelowitz hat es in der vergangenen Woche bis auf die
Titelseite der „Times“ geschafft. Mit Decke und Campingstuhl hatte sie tagelang
draußen vor der Parkview Junior School in Johannesburg auf der Straße in einer Schlange gestanden,
um ihrer Tochter Gia 2015 einen Platz in dieser Schule zu sichern: Für Kinder in
Gias Altersgruppe gab es dort nur 54 freie Plätze, und Mari wollte unbedingt
einen davon ergattern. „Da bleibt einem nichts anderes übrig, als in der
Schlange zu stehen“, sagte sie der „Times“-Reporterin. Obwohl die Anmeldepapiere
erst am Dienstag abgegeben werden konnten, hatte sie sich schon am Sonntag früh
angestellt, aber immer noch waren 28 Leute vor ihr.
Die Parkview Junior School genießt als staatliche Schule einen
ausgezeichneten Ruf und zählt in Johannesburg zu den ersten Adressen –
engagierte Lehrer, kleine Klassen, eine intensive Kommunikation mit den Eltern.
Das können nur wenige staatliche Schulen von sich behaupten. Südafrika steckt schon
länger in einer tiefen Bildungskrise. Jetzt musste die Regierung zugeben, dass
sie es in diesem Jahr wieder einmal nicht geschafft hatte, alle Schulen mit Schulbüchern
zu versorgen; die Durchfallquoten bleiben erschreckend hoch, und die
Universitäten klagen weiter über die fehlende Qualifikation ihrer Studenten.
Gute Schulen können sich daher ihre Schüler aussuchen. Vor
der Parkview Junior School standen in der vergangenen Woche viele Eltern schon mehrere
Tage an - Ehepaare wechselten sich in der Schlange ab, andere schickten ihre
Hausangestellte vor oder heuerten einen Obdachlosen für diesen Job an. Haseena
Omar stand das dritte Jahr hier – auch wenn das Kind einmal angenommen worden
ist, muss es im folgenden Jahr wieder neu angemeldet werden. „Ich sitze hier
auf dem Pflaster für die Erziehung meines Kindes“, meinte eine Mutter zur „Times“.
In der Provinz Gauteng ist Ende Mai Bewerbungsschluss – dann wissen sie und Mari,
ob sie Glück gehabt haben und die Schule ihrer Wahl zugesagt hat.
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