Jede Schule erwartet die Matric-Resultate mit Spannung |
Nur eine Provinz konnte sich verbessern: Western Cape |
„Noch nie habe ich einen ANC-Minister so offen reden hören“,
zitierte die Sonntagszeitung „City Press“ einen erfahrenen Mitarbeiter des
Bildungsministeriums von KwaZulu-Natal. Auf einer internen Konferenz hatte
Erziehungsministerin Motshekga Klartext gesprochen: Dass so viele Schüler durch
die landesweiten Prüfungen fielen, sei eine „nationale Katastrophe“; von dem
Versprechen, jedem Kind in Südafrika eine solide Schulbildung zu garantieren,
sei wenig übrig geblieben, Mittelmäßigkeit breite sich aus wie Krebs und
bedrohe die Grundlagen des Bildungssystems.
Dabei gibt Südafrika mit 20 Prozent seines Budgets so viel für
das Bildungswesen aus wie kaum ein anderes Land. Und dennoch fallen 40 Prozent
eines Schülerjahrgangs noch vor dem letzten Schuljahr aus, nur jedes dritte
Kind schafft es bis zum Ende der 12. (Abschluß-)Klasse. „Wenn ein Kind
durchfällt, ist das eine Herausforderung,“ sagte Ministerin Motshekga, „wenn es
zwei sind, ein Problem. Wenn aber 25 % eines Jahrgangs durchfallen, sollten wir
schlaflose Nächte haben, denn das ist eine nationale Krise.“
Motshekga berief sich auf Studien, nach denen jeder fünfte
Lehrer montags und freitags nicht zur Schule kommt und viele nicht 6,5 Stunden,
sondern nur 3,5 Stunden am Tag unterrichten. Schulleiter und Behördenchefs, die
das zuließen, sollten mit sofortiger Wirkung ihr Amt verlieren. Zum dritten Mal
in Folge ist die pass rate - der
Prozentsatz der Schüler, die die Abschlußprüfung bestanden haben -, gefallen
auf jetzt 70,7 %. Es gibt in Südafrika einzelne Schulen, an denen kein einziger
Schüler die Abschlussprüfung geschafft hat - pass rate: 0 %. „Dann muss etwas geschehen“, meint die Ministerin.
„In unserem System aber könnten die Verantwortlichen sogar noch befördert
werden.“
„Brutal ehrlich“ sei die Ministerin gewesen, sagte ein
Gewerkschafter. Die Dinge könnten wirklich nicht so bleiben, wie sie sind. Die
Lehrergewerkschaft trägt allerdings eine gewichtige Mitschuld an der Misere:
„Eine Mafia“, meint Kolumnist Saunderson-Meyer vom „Weekend Argus“, die bislang
jede Aufsicht und Kontrolle verhindert habe. In der Tat liest man immer wieder
haarsträubende Geschichten, in denen Schulleiterposten gegen Geld verschachert
und unliebsame Kandidaten weggemobbt oder einfach umgebracht werden. Ein
Untersuchungsbericht des Ministeriums kam jetzt zu dem Schluss, dass die
Gewerkschaft in sechs von neun Provinzen de facto die Kontrolle über das
Bildungswesen ausübe. Auch dagegen will Motshekga angehen.
„Fighting talk“ von der Ministerin, meint Saunderson-Meyer.
Ob sie wirklich kämpfen und vor allem siegen wird, wisse man nicht – aber dass
die schlechten Zahlen veröffentlicht und nicht beschönigt wurden, sei
wenigstens ein Hoffnungszeichen.
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