Die „Cape Times“ hat man schnell ausgelesen. Seit das ehrwürdige Blatt (gegründet 1876) Mitte 2013 von Sekunjalo Holdings, einer Firma, der man gute Beziehungen zum regierenden ANC nachsagt, übernommen wurde, hat es noch einmal deutlich an Substanz und Ansehen verloren. „Kapstadt hat keine Morgenzeitung mehr“, hatte der streitbare Jurist Judge Dennis Davies schon letztes Jahr auf dem Literaturfestival in Franschhoek geätzt.
Wohin dann aber mit dem Altpapier? Sammelcontainer gibt es
in Kapstadt kaum. Also erst einmal ins Auto – in der Hoffnung, dann irgendwo ein
Depot zu finden. Einige Jahre nahmen zwei Schulen in Tamboerskloof Papier
entgegen, aber das ist nun auch schon länger her. So haben die
Zeitungen lange Reisen mit uns gemacht - mal bis zum Küstenort Kalk Bay, wo es viele Jahre eine Sammelstelle hinter dem ehemaligen Klohäuschen gab (das inzwischen
zum Restaurant umgebaut wurde). Auch weg. Ganz selten gibt es noch einen der runden Container,
z.B. an der Abzweigung nach Paradyskloof in Stellenbosch, vor dem Altersheim in
der Alma Road in Rondebosch und vor einer kleinen Shopping Mall in Westlake. Und dann sind da noch die verschiedenfarbigen Müllsammler
für Papier, Glas und Plastik im feinen und gepflegten Greenpoint Park.
Ganz
selten findet man auch in einem Apartmentkomplex Tonnen für Mülltrennung – wenn die Hausverwaltung (Body Corporate) umsichtig und umweltbewusst
genug ist. Und schließlich kann man auch noch einige der wenigen Werkhöfe in
der Stadt ansteuern, die auch sonst wiederverwertbaren oder gefährlichen Müll
entgegennehmen. Auf jeden Fall dauert die vorletzte Reise von Papier, Glas und
Plastik meist lange.
Nur 3,3 Prozent aller Stadtbewohner Südafrikas trennen ihren
Müll gewohnheitsmäßig, sagt die Statistik, alle anderen werfen einfach alles in
die schwarze Tonne. Davon gibt es nur ein großes Standardmodell, das dafür genügend
Platz bietet. Wer um die Hygiene besorgt ist, lässt die Tonnen nach der Leerung
sogar auswaschen, sei es als mitgebuchten Service oder vom eigenen Personal.
Dann stehen die Tonnen ein paar Stunden umgedreht vor dem Haus. Der Inhalt ist
dann schon auf dem Weg zur Deponie, wo fast aller eingesammelte Müll landet.
Neben den professionellen Recycling-Initiativen wie „The
Glass Recycling Company“ und Firmen wie Petco, die sich auf die
Wiederverwertung von PET-Flaschen spezialisiert hat, leben jede Menge
Kleinunternehmer in Südafrika vom Müll. Die „Waste Pickers
Association“ schätzt, dass es 60.000 Menschen gibt, die als informelle Recycler
ein wenn auch bescheidenes Einkommen erwirtschaften. Was man mit Kreativität
und Geschick aus Müll alles machen kann, lässt sich in manchen Läden und am
Straßenrand besichtigen und erwerben.
Langsam bewegt sich aber auch im Müllmanagement der Städte
etwas: In Somerset West und Stellenbosch werden bereits Säcke abgeholt, in
denen Plastik, Papier und Metall versammelt sind. Diese einfache Unterscheidung
zwischen (trockenem) Abfall und (nassem) Restmüll scheint eine für Südafrika
praktikable Lösung zu sein.
Und dann, am letzten Tag unserer Reise, die Überraschung: Wir sind gerade
dabei, in Vredehoek Papier und Flaschen im Kofferraum zu verstauen, als
gegenüber ein kleiner, offener Lastwagen hält, der die
Papier/Plastik/Metall-Säcke abholt. „Recycle 1st“ heisst das neue Unternehmen,
das nun zweimal im Monat in den nördlichen Stadtteilen Kapstadts auf Müllsuche
geht. Für die Übergabe unseres kleinen Häufchens wird uns zum Abschied noch
einmal freundlich zugewinkt.