Nur noch jeder zweite Südafrikaner glaubt, sein Land sei
eine voll entwickelte Demokratie mit nur kleinen Problemen, und nur noch 47 %
sind zufrieden, wie diese Demokratie arbeitet: Das ist eines der Ergebnisse des
heute in Kapstadt vorgestellten Afrobarometers. Das Institute for Justice and
Reconciliation hat dafür schon zum siebten Mal Südafrikaner zum Zustand der
Gesellschaft befragt. Die Stimmung im Land ist deutlich schlechter geworden:
Bei der Umfrage 2011 lagen die Demokratie-Werte noch um 19 bzw. 12 Prozent
höher – das unabhängige Institut konstatiert eine stark wachsende
Unzufriedenheit der Bevölkerung.
Mittlerweile vergleicht das Afrobarometer die Stimmung der
Bevölkerung in 36 afrikanische Staaten. Jeweils 1.200 bis 2.400 Menschen werden
pro Land befragt; die Ergebnisse sind – so das Institut – repräsentativ. Für
die sechste Runde liefen die Befragungen im August und September 2015; die
Daten sind also relativ aktuell. Wirtschaftslage, Haltung zu Ausländern, Stand
der Demokratie – eine Vielzahl von Themen wurde abgefragt. Viele Daten sind
allerdings interpretationsbedürftig. So ist in Südafrika nach dieser Umfrage
die Bevölkerung in ihrer Haltung zu Ausländern gespalten: 42 % würden es
begrüßen, wenn es Ausländern verboten würde, in Südafrika zu bleiben, 42 % sind
dagegen. Aber schon die Definition „Ausländer“ ist in Südafrika nicht so
einfach, denn vielfach werden darunter nur die Schwarzen aus den übrigen
afrikanischen Ländern verstanden. Und wenn die Zahlen ergeben, dass immerhin 40
% der Weißen eine hypothetische Rückkehr zur Apartheid nicht ablehnen, würde
man gern mehr über deren Beweggründe wissen – aber genau das kann (und will) das
Afrobarometer mit seinen lediglich quantitativen Daten nicht leisten.
Wer mehr über die Zahlen wissen will: Die Ergebnisse der
Befragung sind auf der Website des Instituts genauer aufgeschlüsselt – www.ijr.org.za
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