Wer sich selbst viel
zutraut und nur Hilfskräfte braucht, kann am Straßenrand jemanden anheuern. An
strategischen Stellen sitzen oder stehen Männer, die mit Malerrolle oder Motorsäge
signalisieren, was sie können. Wer am frühen Morgen nicht mitgenommen wird,
versucht es dennoch weiter. Nicht wenige sind aus Südafrikas Nachbarländern und
oft gut gebildet. Man kann ihnen nur wünschen, dass sie am nächsten Tag mehr
Glück haben.
Wer nicht viel Geld hat
oder ausgeben möchte, kann sich umhören und informelle Handwerker anheuern, zum
Fliesenlegen z.B. Da diese kein Kapital und oft auch kein „Bakkie“ für den
Transport haben, muss man dann selbst Fliesen holen und für den Tag eine
Schneidemaschine ausleihen. So kann man preiswert zu einem neuen Fußbodenbelag
kommen, man kann aber auch Überraschungen erleben. Das freundliche Angebot, die
Arbeit am Wochenende zu erledigen, wird, einmal angenommen, nachträglich mit
der Forderung nach einem „Sonntagszuschlag“ verbunden. Südafrikas moderne
Arbeitsgesetze sind auch im township
bekannt. Ruft man die bekannte Nummer an, weil nachgearbeitet werden muss, wird
erst „first thing in the morning“ versprochen und dann das Gespräch in den
nächsten Tagen einfach nicht mehr angenommen. Auf Nimmerwiedersehen.
Solider wird es, wenn man
eine der kleinen, selbständigen Handwerker anheuert, ebenfalls nach Empfehlung.
Das sind in Kapstadt oft „Coloureds“, eine Bevölkerungsgruppe, die eine lange
Tradition in vielen handwerklichen Berufen hat.
Oft leisten sie gute Arbeit – und machen im Gespräch ihrem Ärger darüber
Luft, dass die ANC-Regierung nun einseitig Schwarze bevorzugt und ihre Kinder auf
einen Job im Staatsdienst kaum eine Chance haben.
Heuert man einen
Handwerksbetrieb mit einem europäischen Namen an, kann man ganz unterschiedliche
Dinge erleben. Manche beschränken sich darauf, ihre meist angelernten
Mitarbeiter zu beaufsichtigen, andere arbeiten selbst mit oder allein. Zum
Beschneiden eines alten, wilden Olivenbaums kommen sechs Mann: der (weiße) Chef
steht am Rand und raucht, während fünf schwarze Männer aus dem „Eastern Cape“,
alle miteinander verwandt, den schweren Ästen mit geradezu artistischem
Geschick zu Leibe rücken und sie gleich in Kaminholzstücke zerlegen.
Und schließlich gibt es
auch Generalunternehmer oder Handwerksbetriebe, die ein ausgefeiltes Angebot in
Form einer Excel-Tabelle vorlegen und gleich mehrere Baustellen bewirtschaften.
Smartphones erleichtern dann die Kommunikation mit den Mitarbeitern. Der Unternehmer
hat einiges an Logistik zu bewältigen; die Arbeiter aus den townships haben lange Wege zur Arbeit,
die oft mit Unwägbarkeiten verbunden sind, auch das Bakkie des Chefs muss dann
durch den dicken Morgenverkehr. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben mit Widrigkeiten
eines in vielerlei Hinsicht immer noch gespaltenen Landes zu kämpfen. Ein Chef,
der ein gutes Team bilden kann, beeindruckt deshalb genauso wie ein
Fliesenleger, der schon relativ früh in der Stadt ist, sich über die auf der
Baustelle verordnete Zwangspause (kein Lärm!) ärgert und erst den weiten Weg
nach Hause antritt, wenn es dunkel wird.
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