Dienstag, 30. Oktober 2018

Zahlen für das Schlangestehen


Honoratha Dlamini ist ärgerlich. "Ich habe kein Geld für Bestechungen", sagt sie, "aber was soll ich machen?" Jeden Monatsanfang steht sie in der Schlange vor dem Postamt in Pietermaritzburg und wartet auf ihre Pension: 1.700 Rand, umgerechnet gut 100 Euro. 200 Rand kostet sie allein die Fahrt mit dem Taxi zum Postamt, und dort steht sie schon seit sechs Uhr morgens - die Schlange ist lang.
Früher konnte Dlamini die Rente bei der Stadt abholen. Im Bürgerzentrum gab es Wasser, genug Stühle und Toiletten; vor der Post muß man jetzt stehen, und die beiden Klos sind eigentlich immer besetzt. Ganz Clevere machen daraus ein Geschäft: Für zehn Rand vermieten sie einen Stuhl, für 20 machen sie einen Platz in der Schlange weiter vorne frei. Amaphara werden die neuen Geschäftsleute genannt. "Sie stellen Steine in die Schlange," erzählt Dlamini, "dafür hätten Leute bezahlt, und wir kommen immer weiter nach hinten. Wenn du kein Geld hast, bist du die letzte."

Quelle: GroundUp, 30.10.2018 (Nompendulo Ngubane)



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