Das werde die ohnehin
kranke Post endgültig niederstrecken, hieß es am 3. Mai im Business Report: „Wir streiken“, hatte Clyde Mervin, der
Vorsitzende der Communication Workers Union (CWU), zuvor vollmundig
angekündigt, „90 % machen mit“.
Doch die Beschäftigten der
Post hatten offenbar ein Gespür dafür, dass diese Aktion zur Unzeit kam. Denn
ihr Chef, Mark Barnes, war gerade dabei, mit der Regierung und den Banken
darüber zu verhandeln, wie die Post gesunden kann, und hatte dabei schon
Erfolge erzielt. So waren nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim
Protestmarsch dabei, die meisten waren morgens zum Dienst erschienen. Nur ein
Prozent der Angestellten hat gestreikt, stellte die Post befriedigt fest, Mark
Barnes sprach von „business as usual“. In Kapstadt marschierten gerade mal 200
Unzufriedene zur Grande Parade, dem Platz vor dem Rathaus.
Was die Gewerkschafter zu
sagen hatten, wirft allerdings ein unschönes Licht auf den Zustand mancher
Filialen: Ihr Toilettenpapier müssten sie selbst mitbringen, es sei schmutzig,
es gebe keine Sicherheitsarrangements. Postboten, sofern sie überhaupt
Fahrräder hätten, müssten diese auf eigene Kosten reparieren lassen.
Die CWU verlangt, dass die
Regierung die Post subventionieren müsse; deshalb marschierten etwa 100 Postler
zum Luthuli House, der Parteizentrale des ANC in Johannesburg. Eine „rolling
mass action“, wie zuvor angekündigt, war das nicht gerade. Aubrey Tshabalala,
der Gewerkschaftssekretär, unterstellt, dass der Finanzminister die Interessen
der Privatwirtschaft vertrete: „Wir haben keinen Zweifel, dass die Hyänen nur
darauf warten, dass die Post kollabiert und sie sich an der Leiche vollfressen
können, wenn dieses staatseigene Unternehmen privatisiert wird.“ Menschen zu finden,
die derartigen Unsinn vertreten und Verschwörungstheorien anhängen, ist in
Südafrika nicht schwer; es gibt es mehr als genug – in den Gewerkschaften und
in der Regierung.
Vergangenen Freitag wurde
der Streik abgesagt. Beim Gang zum Postamt Vlaeberg in Kapstadt am
Samstagmorgen ist im Stadtzentrum kaum jemand zu sehen: Nur das Wachpersonal
ist auf seinem Posten, und Straßenfeger kehren den Rinnstein. In der
Postfiliale sind zwei Angestellte, die freundlich bemüht sind, den Anliegen der
beiden Kundinnen gerecht zu werden. Der postlagernde Großbrief aus Hamburg ist
schnell gefunden, und auch für das DHL-Päckchen an den uns unbekannten
Vormieter finden wir gemeinsam eine unbürokratische Lösung. Für das
Totenglöckchen ist es ganz eindeutig noch zu früh.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen