Der 16. August ist ein schwarzer Tag in der Geschichte Südafrikas: Bei Demonstrationen vor der Marikana-Mine des Unternehmens Lonmin – seit neun Tagen streiken dort Bergleute - feuert die Polizei in die Menge; 34 Arbeiter sterben. Beim Betrachten der Bilder fühlt sich mancher an finstere Apartheid-Zeiten erinnert, eine Kommission soll den Vorfall jetzt untersuchen. „Business Day“-Reporter Sam Mkokeli beschreibt die Welt der Minenarbeiter.
Verwenden wir einen Gedanken auf die Minenarbeiter – die Leute, die unsere Wirtschaft tief im Erdinneren in Schwung bringen. Einige von ihnen kommen von weit her, aus Gebieten wie Lesotho, der Transkei und Mosambik, um im Platin-Gürtel von Rustenburg ein besseres Auskommen zu finden.
Für sie ist das Lonmin-Massaker (oder der „Zwischenfall“, wie es die Konservativen nennen) ebenso verwirrend – oder so einfach - zu beschreiben wie für die Analysten in ihren Elfenbeintürmen, die jetzt nach Erklärungen suchen.
Einige der Minenarbeiter haben kaum Schulbildung und große Familien, die von ihrem mageren Lohn leben müssen. Die „Rock Drillers“ geben ihren Monatslohn mit 4.200 Rand an (umgerechnet 420 Euro) und arbeiten dafür bis zu 14 Stunden täglich im dunklen und nassen Erdinneren.
Sie sagen, dass sie genug haben von den regulären Gehaltsverhandlungen in einer Sprache, die sie nicht verstehen. „Was sind Prozente?“, fragt einer aus dem Eastern Cape, der nach der 7. Klasse die Schule verließ.
Die Minenarbeiter sehen sich als Opfer des Systems. Von ihrem Arbeitgeber fühlen sie sich verraten, von der nationalen Minengewerkschaft NUM auch – die habe zugesehen, wie sie von der Polizei abgeschlachtet wurden, sagen sie.
Präsident Zuma machen sie nicht direkt dafür verantwortlich, aber sie lasten ihm an, dass die Polizei am vergangenen Donnerstag mit scharfer Munition geschossen hat – so sagt einer, der die Schießerei überlebte. Er könne selbst kaum glauben, dass er davongekommen ist; es sei so dramatisch gewesen „wie in einem Van-Damme-Film“.
Wie sagt man Minenarbeitern, die gesehen haben, wie ihre Kollegen erschossen wurden, dass es einen demokratischen Weg gibt, Konflikte zu lösen? Ihre Antwort ist, dass das System sie übergeht und dass sie von ihrer Gehaltsforderung nach 12.500 Rand im Monat nicht ablassen werden.
Wenn die Minenarbeiter nicht einmal Prozentsteigerungen verstehen, wie können sie dann Erklärungen nachvollziehen, dass ihre Forderungen von einer unter Druck stehenden Minenindustrie nicht zu erfüllen sind? Sie sehen das so: Arbeitgeber und Gewerkschaft hätten viel zu lange prozentuale Gehaltssteigerungen ausgehandelt, die schlussendlich 100 Rand ausmachten.
Sie leben im Elend, in Ein-Raum-Hütten. Heime der Unternehmen lehnen sie ab und stecken das Wohngeld von 1.800 Rand lieber in die eigene Tasche.
Was sie fordern, sei doch ganz vernünftig, sagen zwei Jüngere. Mit einem Gehalt von 12.000 Rand im Monat könnten sie sich ein Auto leisten und am Wochenende nach Johannesburg fahren. Außerdem könnten sie mehr Geld nach Hause schicken, zu ihren Familien in Libode und Port St. Johns in der ländlichen Transkei.
Alles in allem: Wie versucht man, mit einem zu argumentieren, der seinen Arbeitgeber für gefühllos hält, sich von der Gewerkschaft verkauft fühlt, Journalisten als Lügner und Störenfriede ansieht und die Regierung als Drahtzieher der brutalen Polizei?
Marikana ist zwar nur 100 Kilometer vom Glamour und Glitzer Johannesburgs entfernt, liegt aber im Jahre 2012 auf einem anderen Planeten, eine Welt, in der Sangomas immer noch zugetraut wird, Schutz vor Gewehrkugeln zu bieten und deren Ziele unsichtbar machen zu können. Während ich diesen Blog-Eintrag an diesem Donnerstag der Trauerfeier beende, wird ein paar Schritte entfernt einem Fernseh-Journalisten bedeutet, er möge seine Mütze abnehmen, da Männer hier auf diese Weise ihren Respekt bezeugten. Das hat mit dem Südafrika, das ich kenne, wenig zu tun. Das ist die andere Seite unseres schönen Landes.
Sam Mkokeli
Quelle: Business Day, 23.8.2012
(www.bdlive.co.za/blogs/politics/2012/08/23/a-thought-for-the-mineworkers)
Südafrika-Tagebuch aus einem Land, das gut zwei Jahrzehnte nach Ende der Apartheid noch immer vor schwierigen Problemen steht: Beobachtungen aus Kapstadt und umzu.
Samstag, 25. August 2012
Sonntag, 20. Mai 2012
Aufregung um den "Speer"
Vorgestern sind wir in Johannesburg an der Goodman Gallery vorbeigegangen – sie macht in diesen Tagen fette Schlagzeilen, und ihre Chefin hat sogar Todesdrohungen bekommen: Ein dort ausgestelltes Bild, das unschwer Präsident Zuma zeigt, sei eine schwere Beleidigung: der ANC hat die Galerie aufgefordert, das Gemälde sofort abzuhängen. Die Sonntagszeitung „City Press“, die das Bild auf ihrer Webseite hat, und die Galerie sollen jetzt von einem Gericht dazu verurteilt werden, es nicht mehr zu zeigen – beide aber lehnen das ab und berufen sich auf die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst.
Das Bild des 50jährigen (weißen) Künstlers Brett Murray heißt „Der Speer“ und zeigt Zuma nach dem Vorbild eines bekannten Lenin-Posters in revolutionärer Pose – allerdings mit einer entscheidenden Verfremdung: Aus seiner Hose hängen seine Genitalien. Bei sechs Ehefrauen, 22 bekannten Kindern von zehn verschiedenen Frauen und einem Vergewaltigungsprozess bietet Zuma für derartige Anspielungen einige Angriffsflächen, und Brett Murray hat seiner Ausstellung auch noch den satirischen Titel „Hail to the Thiefs“ (also „Heil den Dieben“ und nicht den „Chiefs“) gegeben. Manches in dieser Ausstellung erinnert an Klaus Staecks Arbeiten; so fordert ein anderes Poster („Die Kleptokraten“) im Namen des ANC „Chivas, BMW’s and Bribes“, ein drittes verfremdet das ANC-Logo mit dem Zusatz „For Sale“.
Der ANC findet das alles nicht witzig und ist auf der Palme. Murray mache sich über den Präsidenten lustig und beleidige die Partei, meint ihr Sprecher; COSATU-Chef Vavi sagt, so etwas könne sich nur „ein sehr krankes Gehirn voller Hass“ ausdenken. Auch unser Freund Con, selbst Anwalt, findet das Bild unwürdig – viele Weiße fänden das jetzt gut, meint er, aber was würden die sagen, wenn ein schwarzer Künstler die Oppositionsführerin Helen Zille in vergleichbarer Pose darstellte?
Für den Künstler-Kollegen Mongane Wally Serote ist es zuviel Aufregung um ein geschmackloses Bild. Die Regierung solle sich lieber um die wirklich wichtigen Probleme kümmern. Auch ein Mitarbeiter der Kapstädter Galerie, die die Ausstellung nach Johannesburg gebracht hat und der in unserem B&B wohnt, ist erstaunt: So gut sei das Bild nun wirklich nicht, sagt er beim Frühstück.
Die PR aber ist natürlich unbezahlbar. In den vergangenen beiden Tagen war die Goodman Gallery überfüllt; jeder wollte das Bild sehen, das soviel Wirbel verursacht. Dabei ist es schon lange verkauft: für umgerechnet rund 13.000 Euro an einen deutschen Sammler. Er müsste sich eigentlich beim ANC bedanken: Auch er dürfte nach der ganzen Aufregung ein gutes Geschäft gemacht haben.
PS (Nachtrag Montag, 21.5.): Tselane Tambo, die Tochter des früheren ANC-Präsidenten Oliver Tambo, scheint kein großer Fan der Politik von Präsident Zuma zu sein. Die „Cape Times“ zitiert sie heute, wie sie das umstrittene Gemälde „Der Speer“ in Twitter bemerkenswert deutlich verteidigt: „Präsident Zuma ist gemalt worden, und er mag sein Bild nicht. Freuen sich die Armen über Armut? Freuen sich die Arbeitslosen über Hoffnungslosigkeit? Freuen sich diejenigen, die keine Häuser bekommen, über Obdachlosigkeit? Das alles muss er bekämpfen. Niemandem geht es blendend. Er sollte die Verehrung, die er wünscht, auch ausstrahlen. Dieses Portrait verkörpert, was er ausstrahlt. Schande!“
Das Bild des 50jährigen (weißen) Künstlers Brett Murray heißt „Der Speer“ und zeigt Zuma nach dem Vorbild eines bekannten Lenin-Posters in revolutionärer Pose – allerdings mit einer entscheidenden Verfremdung: Aus seiner Hose hängen seine Genitalien. Bei sechs Ehefrauen, 22 bekannten Kindern von zehn verschiedenen Frauen und einem Vergewaltigungsprozess bietet Zuma für derartige Anspielungen einige Angriffsflächen, und Brett Murray hat seiner Ausstellung auch noch den satirischen Titel „Hail to the Thiefs“ (also „Heil den Dieben“ und nicht den „Chiefs“) gegeben. Manches in dieser Ausstellung erinnert an Klaus Staecks Arbeiten; so fordert ein anderes Poster („Die Kleptokraten“) im Namen des ANC „Chivas, BMW’s and Bribes“, ein drittes verfremdet das ANC-Logo mit dem Zusatz „For Sale“.
Der ANC findet das alles nicht witzig und ist auf der Palme. Murray mache sich über den Präsidenten lustig und beleidige die Partei, meint ihr Sprecher; COSATU-Chef Vavi sagt, so etwas könne sich nur „ein sehr krankes Gehirn voller Hass“ ausdenken. Auch unser Freund Con, selbst Anwalt, findet das Bild unwürdig – viele Weiße fänden das jetzt gut, meint er, aber was würden die sagen, wenn ein schwarzer Künstler die Oppositionsführerin Helen Zille in vergleichbarer Pose darstellte?
Für den Künstler-Kollegen Mongane Wally Serote ist es zuviel Aufregung um ein geschmackloses Bild. Die Regierung solle sich lieber um die wirklich wichtigen Probleme kümmern. Auch ein Mitarbeiter der Kapstädter Galerie, die die Ausstellung nach Johannesburg gebracht hat und der in unserem B&B wohnt, ist erstaunt: So gut sei das Bild nun wirklich nicht, sagt er beim Frühstück.
Die PR aber ist natürlich unbezahlbar. In den vergangenen beiden Tagen war die Goodman Gallery überfüllt; jeder wollte das Bild sehen, das soviel Wirbel verursacht. Dabei ist es schon lange verkauft: für umgerechnet rund 13.000 Euro an einen deutschen Sammler. Er müsste sich eigentlich beim ANC bedanken: Auch er dürfte nach der ganzen Aufregung ein gutes Geschäft gemacht haben.
PS (Nachtrag Montag, 21.5.): Tselane Tambo, die Tochter des früheren ANC-Präsidenten Oliver Tambo, scheint kein großer Fan der Politik von Präsident Zuma zu sein. Die „Cape Times“ zitiert sie heute, wie sie das umstrittene Gemälde „Der Speer“ in Twitter bemerkenswert deutlich verteidigt: „Präsident Zuma ist gemalt worden, und er mag sein Bild nicht. Freuen sich die Armen über Armut? Freuen sich die Arbeitslosen über Hoffnungslosigkeit? Freuen sich diejenigen, die keine Häuser bekommen, über Obdachlosigkeit? Das alles muss er bekämpfen. Niemandem geht es blendend. Er sollte die Verehrung, die er wünscht, auch ausstrahlen. Dieses Portrait verkörpert, was er ausstrahlt. Schande!“
Samstag, 19. Mai 2012
Konflikte um Staatsknete
ANC, SACP und COSATU sind zwar in einer regierenden Allianz miteinander verbunden, der sich als Gernegroß auch noch Sanco hinzurechnet, ein Dachverband von Bürgerbewegungen. In der Praxis gibt es aber oft heftigen Streit, oft auch in erstaunlichen Konstellationen, etwa, wenn der dem afrikanisch-nationalistischen Flügel zugerechnete Führer der ANC-Jugendliga die Nationalisierung der Minen fordert und der stellvertretende Generalsekretär der Kommunistischen Partei daraufhin genau davor warnt.
An der Basis ist der Streit oft noch heftiger, weil existentieller. Davon erzählt Anton Harber in seinem faszinierenden Buch „Diepsloot“. Wohl 200 000 Menschen leben dort in der Nähe von Johannesburg: nach Ende der Apartheid bewusst angesiedelt, aus anderen townships umgesiedelt oder einfach zugezogen. Ein Teil bewohnt von der Regierung gestellte Häuschen, andere haben Eigentum erwerben können, viele leben in informellen, selbst gebauten Hütten. Eine reguläre Arbeit haben nur die wenigsten.
Der ANC ist dort nicht nur eine politische Partei, sondern die Partei der Befreiung. Oppositionsparteien haben da keine Chance. Gefochten wird vielmehr zwischen den Allianzpartner - hier sind das der ANC, die SACP und Sanco. Die Kampflinien verlaufen zwischen ANC-Vertretern, die die besser situierten Diepslooter vertreten (also die, die Arbeit und ein eigenes RDP-Haus zugewiesen bekommen haben), und den Interessenvertretern derer, die auch hier am Rande leben: in shacks, ohne reguläres Einkommen, die Marginalisierten der Marginalisierten. Als Vertreter dieser Gruppen verstehen sich SACP und Sanco.
Dabei geht es nicht um ideologische Unterschiede, sondern um den Zugang zu dem, was die Stadt Johannesburg, was der Staat zu bieten hat: Jobs, Status, Entwicklungsprojekte, Bauvorhaben. Die ANC-Kader mahnen zu Gesetzestreue und Geduld, die Kommunistische Partei und Sanco artikulieren eher die Unzufriedenheit und die Ansprüche der informellen Bewohner, sie sprechen die Sprache des Protestes und fordern Sozialismus.
Während die ANC-Kader in Büros residieren, eine Sekretärin und Zugang zu den Einrichtungen der Stadt haben, sitzen die Sprecher von SACP und Sanco in dunklen shacks, in denen außer ein paar angeknacksten Plastikstühlen nichts zu finden ist, es nicht einmal Strom gibt. Viele der ANC-Vertreter bekommen so etwas wie ein Gehalt von der Stadt, während sich SACP und Sanco-Vertreter Geld von „ihren“ Leuten holen, in dem sie Wohnraum zuteilen oder Zugang zur Polizei vermitteln. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen sind „rough and tough“ – das kann kaum anders sein, wollen doch alle vom Staat etwas haben.
An der Basis ist der Streit oft noch heftiger, weil existentieller. Davon erzählt Anton Harber in seinem faszinierenden Buch „Diepsloot“. Wohl 200 000 Menschen leben dort in der Nähe von Johannesburg: nach Ende der Apartheid bewusst angesiedelt, aus anderen townships umgesiedelt oder einfach zugezogen. Ein Teil bewohnt von der Regierung gestellte Häuschen, andere haben Eigentum erwerben können, viele leben in informellen, selbst gebauten Hütten. Eine reguläre Arbeit haben nur die wenigsten.
Der ANC ist dort nicht nur eine politische Partei, sondern die Partei der Befreiung. Oppositionsparteien haben da keine Chance. Gefochten wird vielmehr zwischen den Allianzpartner - hier sind das der ANC, die SACP und Sanco. Die Kampflinien verlaufen zwischen ANC-Vertretern, die die besser situierten Diepslooter vertreten (also die, die Arbeit und ein eigenes RDP-Haus zugewiesen bekommen haben), und den Interessenvertretern derer, die auch hier am Rande leben: in shacks, ohne reguläres Einkommen, die Marginalisierten der Marginalisierten. Als Vertreter dieser Gruppen verstehen sich SACP und Sanco.
Dabei geht es nicht um ideologische Unterschiede, sondern um den Zugang zu dem, was die Stadt Johannesburg, was der Staat zu bieten hat: Jobs, Status, Entwicklungsprojekte, Bauvorhaben. Die ANC-Kader mahnen zu Gesetzestreue und Geduld, die Kommunistische Partei und Sanco artikulieren eher die Unzufriedenheit und die Ansprüche der informellen Bewohner, sie sprechen die Sprache des Protestes und fordern Sozialismus.
Während die ANC-Kader in Büros residieren, eine Sekretärin und Zugang zu den Einrichtungen der Stadt haben, sitzen die Sprecher von SACP und Sanco in dunklen shacks, in denen außer ein paar angeknacksten Plastikstühlen nichts zu finden ist, es nicht einmal Strom gibt. Viele der ANC-Vertreter bekommen so etwas wie ein Gehalt von der Stadt, während sich SACP und Sanco-Vertreter Geld von „ihren“ Leuten holen, in dem sie Wohnraum zuteilen oder Zugang zur Polizei vermitteln. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen sind „rough and tough“ – das kann kaum anders sein, wollen doch alle vom Staat etwas haben.
Eine seltsame Machtallianz
Die Regierungspartei ANC befindet sich in einer „Allianz“ mit dem Gewerkschaftsverband COSATU und der Kommunistischen Partei Südafrikas (SACP). Gern rechnet sich auch noch ein Dachverband von Bürgerinitiativen (Sanco) dazu, dann ist auch schon mal von dreieinhalb Allianzpartnern die Rede. Das ist eine ungewöhnliche, fast möchte man sagen, in einer Demokratie unmögliche Verbindung. Die Kommunistische Partei z.B. stellt sich gar nicht zur Wahl, ist aber über den ANC im Parlament und in der Regierung vertreten, sogar in den Reihen des ANC selbst. Und bei der Aufstellung der Kandidatenlisten des ANC wird auch darauf geachtet, dass COSATU angemessen berücksichtigt wird.
Begründen lässt sich diese Allianz nicht, man kann sie aber aus der Geschichte des Landes erklären. Der 1912 gegründete ANC und die wenig später entstandene SACP haben manchmal untereinander gestritten, häufig aber miteinander gegen den Apartheidstaat gekämpft. Die SACP hatte sich schon sehr früh für Menschen aller Hautfarben geöffnet, in ihren Reihen gab es viele interessante Persönlichkeiten, sie galt über Jahrzehnte als die Denkfabrik des ANC (den sie damit auch in manche ideologische Sackgassen gelockt hat). Die Gewerkschaften waren eine mächtige und erfolgreiche Kraft der Opposition gegen Apartheid. Die großen Streiks von 1973 haben – zusammen mit dem Aufstand der Jugend 1976 – das Ende der Apartheid eingeläutet. Heute vertritt der Dachverband COSATU fast zwei Millionen Menschen – doppelt so viele als der ANC Mitglieder hat. Gelegentlich spricht man deshalb von den „Muskeln“ des ANC.
Im Widerstand gegen Apartheid haben sich in den achtziger Jahren auch die sog. „civics“ hervorgetan, Bürgerbewegungen gegen die Segregationspolitik und die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Sanco ist ihr - heute relativ bedeutungsloser - Dachverband, denn die civics haben sich ab 1994 weitgehend vom ANC kooptieren lassen. Überhaupt ist von der einst so lebendigen Szene der Bürgerorganisationen heute nicht mehr viel übrig. Erst in den vergangenen Jahren haben sich wieder neue formiert, die auf Missstände und Regierungsvorhaben reagieren: in Bewegungen der shack dwellers (Abahlali BaseMjondolo, www.abahlali.org), in einer Koalition zum Schutz der (beeindruckenden) Verfassung (Council for the Advancement of the Constitution, CASAC, www.casac.org.za) und gegen die Protection of Information Bill, die den Besitz, die Weitergabe oder die Veröffentlichung von als „geheim“ deklarierten Informationen mit hohen Strafen bedroht (Right to Know Campaign, www.r2k.org.za).
Trotz der heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Allianz über die „korrekte“ (ein im ANC beliebtes Wort) politische Linie und den damit verbundenen Streit um das Führungspersonal, wird sie wohl noch eine Weile bestehen bleiben - nützt sie doch der SACP (die sich bisher nie einem Wählervotum stellen musste), COSATU (dem sie massiven Einfluss in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik verschafft ) und schließlich dem ANC selbst (der so organisatorisch gestützt wird). Für das Land selbst erweist sich diese im „struggle“ begründete Allianz allerdings als eine Verbindung, die eher den Beteiligten nutzt als „dem Volk dient“.
Begründen lässt sich diese Allianz nicht, man kann sie aber aus der Geschichte des Landes erklären. Der 1912 gegründete ANC und die wenig später entstandene SACP haben manchmal untereinander gestritten, häufig aber miteinander gegen den Apartheidstaat gekämpft. Die SACP hatte sich schon sehr früh für Menschen aller Hautfarben geöffnet, in ihren Reihen gab es viele interessante Persönlichkeiten, sie galt über Jahrzehnte als die Denkfabrik des ANC (den sie damit auch in manche ideologische Sackgassen gelockt hat). Die Gewerkschaften waren eine mächtige und erfolgreiche Kraft der Opposition gegen Apartheid. Die großen Streiks von 1973 haben – zusammen mit dem Aufstand der Jugend 1976 – das Ende der Apartheid eingeläutet. Heute vertritt der Dachverband COSATU fast zwei Millionen Menschen – doppelt so viele als der ANC Mitglieder hat. Gelegentlich spricht man deshalb von den „Muskeln“ des ANC.
Im Widerstand gegen Apartheid haben sich in den achtziger Jahren auch die sog. „civics“ hervorgetan, Bürgerbewegungen gegen die Segregationspolitik und die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Sanco ist ihr - heute relativ bedeutungsloser - Dachverband, denn die civics haben sich ab 1994 weitgehend vom ANC kooptieren lassen. Überhaupt ist von der einst so lebendigen Szene der Bürgerorganisationen heute nicht mehr viel übrig. Erst in den vergangenen Jahren haben sich wieder neue formiert, die auf Missstände und Regierungsvorhaben reagieren: in Bewegungen der shack dwellers (Abahlali BaseMjondolo, www.abahlali.org), in einer Koalition zum Schutz der (beeindruckenden) Verfassung (Council for the Advancement of the Constitution, CASAC, www.casac.org.za) und gegen die Protection of Information Bill, die den Besitz, die Weitergabe oder die Veröffentlichung von als „geheim“ deklarierten Informationen mit hohen Strafen bedroht (Right to Know Campaign, www.r2k.org.za).
Trotz der heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Allianz über die „korrekte“ (ein im ANC beliebtes Wort) politische Linie und den damit verbundenen Streit um das Führungspersonal, wird sie wohl noch eine Weile bestehen bleiben - nützt sie doch der SACP (die sich bisher nie einem Wählervotum stellen musste), COSATU (dem sie massiven Einfluss in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik verschafft ) und schließlich dem ANC selbst (der so organisatorisch gestützt wird). Für das Land selbst erweist sich diese im „struggle“ begründete Allianz allerdings als eine Verbindung, die eher den Beteiligten nutzt als „dem Volk dient“.
Dienstag, 15. Mai 2012
B&B's in Franschhoek
Das Franschhoek Literary Festival ist die weite Anreise wert. Wer die drei Tage in Ruhe entspannt verbringen und auch das kulinarische Angebot der Stadt genießen will, braucht eine Unterkunft. Franschhoek verfügt über ein großes Angebot an Hotels, B&Bs und Apartments, ganz modern gestaltete und gemütlich mit alten Möbeln eingerichtete. Über drei können wir auch aus eigener Erfahrung urteilen.
Nie wieder …
werden wir im Whale Cottage wohnen. Bei der Ankunft (2010) im strömenden Regen öffnet zunächst niemand, und telefonisch werden wir von der Besitzerin beschieden, ob wir nicht wüssten, dass man in ganz Südafrika erst um 14.00 Uhr einschecken könne. Da der Kleinbus zurück nach Kapstadt muss, rufen wir notgedrungen wieder an.
Am Ende öffnet eine brasilianische Touristikstudentin die Tür, der das alles ziemlich peinlich ist. Innen sieht es auch nicht gerade einladend aus - der Garten ist ungepflegt, einige Fliesen sind gerissen, der defekte Ventilator im Zimmer brummt wie ein russisches Flugzeug über dem Kongo. Und an vielen Stellen fällt auf, dass es nicht darum ging, etwas schön zu gestalten, sondern billig zu bekommen. Das Frühstück ist reichhaltig und gut, dennoch: Nie wieder.
Singles leben teuer …
Das Festival zieht jedes Jahr mehr Besucher, vor allem: Besucherinnen an. Wer kurzfristig ein Einzelzimmer sucht, kann die Erfahrung machen, dass dafür der volle Doppelzimmerpreis verlangt wird. Das Haus (La Fontaine) ist schön, die Besitzer haben an vieles gedacht, etwa den Adapter für die Steckdose. Aber 1250 Rand pro Nacht – das ist ein stolzer Preis. Und wenn das Haus voll gebucht ist, kann man als Single beim Frühstück am Katzentisch landen, der einem das reichhaltige Frühstück vergällt.
Immer wieder …
Ganz anders die Erfahrung mit dem Coach House (Bild oben). Nach der Buchung durch ein deutsches Portal meldet sich die Besitzerin telefonisch in Hamburg. Sie habe leider vergessen, die Preise zu korrigieren, es werde doch Winter. Wir möchten die Buchung doch bitte stornieren und neu buchen, das sei dann für uns billiger. 900 Rand soll das Zimmer kosten - Festival hin oder her. Wie dieser erste Eindruck dann auch der Empfang: freundlich, umsichtig. Das Zimmer ist schön eingerichtet und mit allem ausgestattet, das Badezimmer mit viel Geschmack in sehr guter Qualität gestaltet worden. Im Kühlschrank finden wir eine Flasche Wein. Als wir spät am Abend zurückkommen, weiß Sharon, die Gastgeberin, um was wir am Nachmittag eine Angestellte gebeten hatten. Unbedingt empfehlenswert: http://www.thecoachhouse.co.za/
Nie wieder …
werden wir im Whale Cottage wohnen. Bei der Ankunft (2010) im strömenden Regen öffnet zunächst niemand, und telefonisch werden wir von der Besitzerin beschieden, ob wir nicht wüssten, dass man in ganz Südafrika erst um 14.00 Uhr einschecken könne. Da der Kleinbus zurück nach Kapstadt muss, rufen wir notgedrungen wieder an.
Am Ende öffnet eine brasilianische Touristikstudentin die Tür, der das alles ziemlich peinlich ist. Innen sieht es auch nicht gerade einladend aus - der Garten ist ungepflegt, einige Fliesen sind gerissen, der defekte Ventilator im Zimmer brummt wie ein russisches Flugzeug über dem Kongo. Und an vielen Stellen fällt auf, dass es nicht darum ging, etwas schön zu gestalten, sondern billig zu bekommen. Das Frühstück ist reichhaltig und gut, dennoch: Nie wieder.
Singles leben teuer …
Das Festival zieht jedes Jahr mehr Besucher, vor allem: Besucherinnen an. Wer kurzfristig ein Einzelzimmer sucht, kann die Erfahrung machen, dass dafür der volle Doppelzimmerpreis verlangt wird. Das Haus (La Fontaine) ist schön, die Besitzer haben an vieles gedacht, etwa den Adapter für die Steckdose. Aber 1250 Rand pro Nacht – das ist ein stolzer Preis. Und wenn das Haus voll gebucht ist, kann man als Single beim Frühstück am Katzentisch landen, der einem das reichhaltige Frühstück vergällt.
Immer wieder …
Ganz anders die Erfahrung mit dem Coach House (Bild oben). Nach der Buchung durch ein deutsches Portal meldet sich die Besitzerin telefonisch in Hamburg. Sie habe leider vergessen, die Preise zu korrigieren, es werde doch Winter. Wir möchten die Buchung doch bitte stornieren und neu buchen, das sei dann für uns billiger. 900 Rand soll das Zimmer kosten - Festival hin oder her. Wie dieser erste Eindruck dann auch der Empfang: freundlich, umsichtig. Das Zimmer ist schön eingerichtet und mit allem ausgestattet, das Badezimmer mit viel Geschmack in sehr guter Qualität gestaltet worden. Im Kühlschrank finden wir eine Flasche Wein. Als wir spät am Abend zurückkommen, weiß Sharon, die Gastgeberin, um was wir am Nachmittag eine Angestellte gebeten hatten. Unbedingt empfehlenswert: http://www.thecoachhouse.co.za/
SAFM - Der "Information Leader"
Die Stimme ist energisch und mit einem Trommel-Akzent unterlegt: „SAFM – South Africa’s news and information leader“. Zu hören ist der Trailer jede halbe Stunde, immer dann, wenn auf dem südafrikanischen (Staats-)Sender die Nachrichten kommen.
Sie geben sich ziemlich professionell, aber manchmal müssen wir doch schmunzeln. In der Übersicht heute zum Beispiel hieß es nach dem Top-Inlands-Thema (Oppositions-Demo vor dem Gewerkschafts-Hauptquartier) lapidar: „Die deutsche Wirtschaft wächst.“ War das die gute Nachricht? Oder hat der Information-Leader dabei an die vielen Deutschen gedacht, die hier am Kap ihren zweiten Wohnsitz haben? Die drei wichtigsten Meldungen vor einigen Tagen: eine Protestdemo, ein Autounfall und die kaputten Aufzüge im Krankenhaus von Bloemfontein, die die medizinische Versorgung der Patienten erheblich behinderten. (Ob sie mittlerweile wieder gehen, haben wir übrigens nicht herausfinden können – die Folgeberichterstattung ist in Südafrika ebenso ein Problem wie bei uns!)
Manchmal ist Südafrika eben nicht immer nur „world class“, sondern auch ein wenig provinziell. Moeletsi Mbeki, der Bruder des früheren südafrikanischen Präsidenten, meint übrigens, die South African Broadcasting Corporation (SABC) sei nichts weiter als eine Abteilung des regierenden ANC. Als ANC-Kritiker und unabhängiger Geist stand Mbeki früher auf der informellen „Schwarzen Liste“ der SABC und wurde einfach nicht interviewt. Den Eindruck, dass die vielen gesellschaftlichen Probleme im Radio ausreichend thematisiert werden, kann man beim Hören des Programms jedenfalls nicht gewinnen.
Wer sich selbst ein /Hör-)Bild machen will: Der Information-Leader ist auch im Internet zu hören (http://www.sabc.co.za/).
Erziehung: mangelhaft
Das Erziehungswesen in Südafrika steckt in einer tiefen Krise. In der Presse sind auch in diesem Jahr wieder erschreckende Bilder zu sehen – so sitzen Schüler einer Schule in Nomkolokoto, die 2011 von einem Unwetter zerstört worden ist, heute immer noch auf Pappkartons im Freien, weil die Reparatur des Gebäudes von der Bürokratie verschlampt worden ist. Und das ist kein Einzelfall. 20 % der öffentlichen Schulen, so schätzte ein Experte jetzt am Wochenende auf dem Literaturfestival in Franschhoek, sind gut, 80 % aber eine Katastrophe.
Damit ihre Kinder vernünftig erzogen werden, gehen frustrierte Eltern immer häufiger vor Gericht. Dreimal in diesem Jahr ist die Regierung jetzt schon verklagt worden, genauer: das Department of Basic Education. Im neuesten Prozess geht es darum, dass es die Behörde in der Provinz Limpopo bislang nicht geschafft hat, Schulbücher auszuliefern.
Limpopo muss eine der am schlechtesten verwalteten Provinzen Südafrikas sein. Fünf der Ministerien, das für Erziehung eingeschlossen, waren im Dezember unter die Verwaltung der Nationalregierung gestellt worden, weil der Etat vollkommen überzogen worden war. Die Bürgerrechtsbewegung Section 27, eine betroffene Schule und die Mutter einer Schülerin wollen die Regierung jetzt mit der neuen Klage zwingen, Schulbücher sofort auszuliefern.
Eigentlich hätten die Bücher im vergangenen Dezember verteilt werden sollen; jetzt läuft das Schuljahr bereits fünf Monate, und es ist immer noch nichts passiert. „Das ist so schlimm wie der Lehrerstreik im vergangenen Jahr“, schimpft „Section 27“-Sprecherin Nikki Stein gegenüber der Zeitung „Business Day“ – und alles wird auf dem Rücken der Schüler ausgetragen.
Dass hier ein Problem liegt, gibt auch die Erziehungsbehörde zu. Die Behörde sei „buchstäblich bankrott“ gewesen, gesteht ihr Sprecher Lesufi und spricht von „unerwarteten Verzögerungen“. Ministerin Motshekga bemüht sich jetzt persönlich um eine Lösung, heißt es.
Im Gespräch mit Chris Barron von der „Sunday Times“ spricht die Ministerin von einer „Horror Story“. Seit mehr als einem Jahr steht das Erziehungsministerium der Ostkap-Provinz unter Verwaltung der nationalen Regierung, aber die sei bei den Bürokraten dort „gegen eine Steinwand“ gerannt.
Die Anti-Apartheid-Aktivistin Mamphela Ramphele provozierte vor kurzem mit der Aussage, unter Apartheid sei die Erziehung in den Schulen besser gewesen. Ganz so weit wollte der brillante Jonathan Jansen, Vize-Rektor der Universität Bloemfontein, an diesem Wochenende in Franschhoek nicht gehen, aber auch er zog ein bitteres Fazit, und auf die ANC-Regierung setzt er keinen Pfifferling. Eltern und Lehrer müssten selbst mit anpacken, damit die Bildungsmisere gelöst wird; Politiker würden da nicht viel helfen.
Terence Nombembe, der auditor-general – Chef einer Behörde, die eine Art Bundesrechnungshof ist und der Verwaltung jedes Jahr gewissermaßen Zensuren erteilt – hatte Anfang Mai Alarm geschlagen: Das Funktionieren der Verwaltung sei nicht mehr gesichert, die Regierung werde nicht mehr korrekt informiert, die Regierungsberichte seien nicht mehr so präzise.
Bald stehen wieder die Audit-Berichte über die lokalen Verwaltungen an, die bereits im vergangenen Jahr kein gutes Licht auf den Staatsdienst geworfen haben. Nombembe machte der Öffentlichkeit wenig Hoffnung, dass sich die Lage verbessert habe, und drückte sich dabei sehr vorsichtig aus: Diejenigen, die vom Volk gewählt worden seien, nähmen ihre Verantwortung nur sehr langsam wahr.
Damit ihre Kinder vernünftig erzogen werden, gehen frustrierte Eltern immer häufiger vor Gericht. Dreimal in diesem Jahr ist die Regierung jetzt schon verklagt worden, genauer: das Department of Basic Education. Im neuesten Prozess geht es darum, dass es die Behörde in der Provinz Limpopo bislang nicht geschafft hat, Schulbücher auszuliefern.
Limpopo muss eine der am schlechtesten verwalteten Provinzen Südafrikas sein. Fünf der Ministerien, das für Erziehung eingeschlossen, waren im Dezember unter die Verwaltung der Nationalregierung gestellt worden, weil der Etat vollkommen überzogen worden war. Die Bürgerrechtsbewegung Section 27, eine betroffene Schule und die Mutter einer Schülerin wollen die Regierung jetzt mit der neuen Klage zwingen, Schulbücher sofort auszuliefern.
Eigentlich hätten die Bücher im vergangenen Dezember verteilt werden sollen; jetzt läuft das Schuljahr bereits fünf Monate, und es ist immer noch nichts passiert. „Das ist so schlimm wie der Lehrerstreik im vergangenen Jahr“, schimpft „Section 27“-Sprecherin Nikki Stein gegenüber der Zeitung „Business Day“ – und alles wird auf dem Rücken der Schüler ausgetragen.
Dass hier ein Problem liegt, gibt auch die Erziehungsbehörde zu. Die Behörde sei „buchstäblich bankrott“ gewesen, gesteht ihr Sprecher Lesufi und spricht von „unerwarteten Verzögerungen“. Ministerin Motshekga bemüht sich jetzt persönlich um eine Lösung, heißt es.
Im Gespräch mit Chris Barron von der „Sunday Times“ spricht die Ministerin von einer „Horror Story“. Seit mehr als einem Jahr steht das Erziehungsministerium der Ostkap-Provinz unter Verwaltung der nationalen Regierung, aber die sei bei den Bürokraten dort „gegen eine Steinwand“ gerannt.
Die Anti-Apartheid-Aktivistin Mamphela Ramphele provozierte vor kurzem mit der Aussage, unter Apartheid sei die Erziehung in den Schulen besser gewesen. Ganz so weit wollte der brillante Jonathan Jansen, Vize-Rektor der Universität Bloemfontein, an diesem Wochenende in Franschhoek nicht gehen, aber auch er zog ein bitteres Fazit, und auf die ANC-Regierung setzt er keinen Pfifferling. Eltern und Lehrer müssten selbst mit anpacken, damit die Bildungsmisere gelöst wird; Politiker würden da nicht viel helfen.
Terence Nombembe, der auditor-general – Chef einer Behörde, die eine Art Bundesrechnungshof ist und der Verwaltung jedes Jahr gewissermaßen Zensuren erteilt – hatte Anfang Mai Alarm geschlagen: Das Funktionieren der Verwaltung sei nicht mehr gesichert, die Regierung werde nicht mehr korrekt informiert, die Regierungsberichte seien nicht mehr so präzise.
Bald stehen wieder die Audit-Berichte über die lokalen Verwaltungen an, die bereits im vergangenen Jahr kein gutes Licht auf den Staatsdienst geworfen haben. Nombembe machte der Öffentlichkeit wenig Hoffnung, dass sich die Lage verbessert habe, und drückte sich dabei sehr vorsichtig aus: Diejenigen, die vom Volk gewählt worden seien, nähmen ihre Verantwortung nur sehr langsam wahr.
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