Was für eine Umgewöhnung: Morgens in Hamburg Neuschnee, spätabends in Kapstadt leicht schwüle 22 Grad plus! Aber man gewöhnt sich ja an alles…
Gut 30 Grad und mehr tagsüber erfordern allerdings schon ernste Gegenmaßnahmen: kurze Hose, möglichst wenig ruckartige Bewegungen, regelmäßige Abkühlung im Pool. Die - vor allem von Renate lang entbehrte - Gartenarbeit hat uns allerdings auch schon im Griff: Heute haben wir das über die Mauern rankende Dickicht etwas gelichtet.
Und in den Zeitungen stehen die alten Probleme. Drei Beispiele.
Busverkehrspläne verschoben
Für den Transport der Fußballfans zur Fußball-WM im vergangenen Jahr war Kapstadt groß gelobt worden - der Start der Innenstadt- und der Westküsten-Linie ist aber gerade wieder einmal verschoben worden. Die Straßen sind mit Busspur fertig umgebaut, die Busse stehen bereit - einzig die Shuttle-Linie Innenstadt-Flughafen fährt, mit sehr mäßigen Passagierzahlen.
Deutlich teurer wird das Ganze auch noch: statt ursprünglich 1,4 Milliarden Rand schätzt man die Kosten heute auf 4,6 Milliarden - aber wer aus der Stadt der Elbphilharmonie kommt, sollte darüber vielleicht nicht allzu laut lästern.
Hinter dem Streit stehen Wirtschaftsinteressen: Die Taxiunternehmer befürchten große Geschäftseinbußen, es wird seit Jahren heftig verhandelt. Um das Projekt überhaupt zum Laufen zu bringen, sind den Taxiunternehmern Anteile am Busunternehmen angeboten worden; gerade geht der Streit darum, ob nicht zwei, sondern drei Firmen sich beteiligen dürfen. In weiteren „urgent meetings“ soll diese Frage jetzt geklärt werden; die Busse werden aber wohl auch im März noch in den Depots bleiben. Ob sie im Mai fahren dürfen, bleibt offen.
Für einen sicheren Tafelberg
Am vergangenen Sonntag stürmten 50 Radfahrer am Rhodes Memorial den Tafelberg hoch (siehe das Bild zu Beginn des Blog-Eintrags!), um für mehr Sicherheit auf dem Berg zu demonstrieren. Die „Table Mountain Safety Action Group“ hatte die Aktion organisiert. Sie gibt es seit drei Jahren, nachdem immer mehr Überfälle auf Tafelberg-Wanderer gemeldet worden waren. Die „Cape Times“ hat in diesem Jahr bereits 17 Überfälle gezählt; nach offiziellen Zahlen waren es in den vergangenen elf Jahren insgesamt 400.
Paul Edmunds war einer der Demonstranten. Im Dezember war er beim Rhodes Memorial zweimal überfallen worden, jetzt war er zum erstenmal wieder auf dem Berg. „Alleine mache ich das nicht mehr“, sagt er. Auch die Tourismusexperten sind besorgt. Überfälle auf dem Tafelberg bringen eine schlechte Presse und schrecken Touristen ab. Wie es auf dem Tafelberg mehr Sicherheit geben kann, weiß allerdings niemand so genau.
Rückkehr nach District Six
Die gute Nachricht bringt „The New Age“, trotz des esoterisch angehauchten Titels eine ANC-nahe neue Tageszeitung, die endlich die Wahrheit über das schöne Südafrika veröffentlichen soll: Vor einer Woche sind wieder einige Ur-Einwohner des District Six in die Kapstädter Innenstadt zurückgekehrt; Präsident Zuma selbst hat ihnen die Schlüssel zu ihren neuen Häusern überreicht. Der District Six war in den 60er Jahren von der Apartheid-Regierung zum „weißen Gebiet“ erklärt worden; seine bunt gemischten Bewohner wurden zwangsumgesiedelt - ein Museum schildert dies heute immer noch sehr eindrücklich. Jahrzehntelang war der District Six Brachland, seit einigen Jahren wird dort wieder gebaut. „This is more than a house“, sagte Präsident Zuma bei der Zeremonie, „it is about restoring a nation’s dignity.“ Stimmt. 16 Jahre nach dem Ende der Apartheid stehen im District Six vielleicht 16 neue Häuser (wir werden noch einmal nachzählen!)…
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