Mittwoch, 23. Februar 2011

Simbabwe: Gefährliches Fernsehen

Selbst Fernsehberichte oder Videos anzuschauen, kann in Simbabwe gefährlich sein. Gestern berichtete die „New York Times“, in Harare seien mindestens 46 Menschen verhaftet worden, die gemeinsam Al Jazeera- und BBC-Reports über die Unruhen im Mittleren Osten verfolgen wollten. Ihnen droht ein Prozess wegen des Verdachts, einen Umsturz zu planen. Beschlagnahmte Beweismittel: ein Videoprojektor, zwei DVS und ein Laptop.

Dass Autokraten wie Mubarak in Ägypten oder die korrupte Clique um Ben Ali von der erbosten Bevölkerung öffentlich kritisiert und gestürzt werden konnten, wird auch im südlichen Afrika aufmerksam verfolgt. Hörfunk und Zeitungen diskutieren, ob der seit 1980 in Simbabwe regierende (und am Montag gerade 87 Jahre alt gewordene) Robert Mugabe nicht auch von einem Volksaufstand hinweggefegt werden könnte.

Parallelen zu Mubarak gibt es genug: Beide Präsidenten ließen foltern, warfen ihre Gegner ins Gefängnis, beschäftigten einen riesigen Sicherheitsapparat. Die Simbabwer aber sind in der Regel viel ärmer, das Internet spielt im Land längst keine so große Rolle - und die Armee steht bislang fest an der Seite von Mugabe.

Trevor Ncube, Besitzer von drei unabhängigen Zeitungen in Simbabwe, schrieb in seinem südafrikanischen „Mail & Guardian“: „Die wichtigste Lektion, die wir von Tunesien und Ägypten lernen können: Wir als Simbabwer müssen unsere Befreiung selbst organisieren.“

In Simbabwe soll in diesem Jahr gewählt werden. Regierungsgegner sehen in der Verhaftung der Video-Zuschauer als deutliche Einschüchterung: ‚Versucht es nicht - hier wird es nicht funktionieren’. Auf Umsturzversuch steht in Simbabwe bis zu 20 Jahre Haft.

Nachtrag 26.2.: Mittlerweile sind die 46 Inhaftierten dem Richter vorgeführt worden (siehe das Bild oben); ihnen soll wegen Hochverrats der Prozess gemacht werden. Nach Angaben ihrer Anwälte sind einige in der Haft gefoltert worden. Hochverrat kann in Simbabwe mit dem Tod bestraft werden.

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