Südafrika-Tagebuch aus einem Land, das gut zwei Jahrzehnte nach Ende der Apartheid noch immer vor schwierigen Problemen steht: Beobachtungen aus Kapstadt und umzu.
Freitag, 27. Mai 2011
Ausgebloggt
Und mit einem Bild aus St. James/Kalk Bay - der Urnengang zur Kommunalwahl wurde von freundlichen Polizisten gesichert - verabschieden wir uns erst einmal aus Südafrika: Die drei Monate sind wieder einmal schneller um als gedacht, die Zeit vor der Abreise war wieder einmal viel zu kurz, einige Blog-Entwürfe bleiben noch im Computer. Wir sagen danke fürs Mitlesen und -denken! Und bis demnächst vielleicht, vielleicht sogar in Kapstadt...
Montag, 16. Mai 2011
Franschhoek Literary Festival
In den vergangenen drei Tagen war fast alles, was in Südafrikas Literaturszene Rang und Namen hatte, nach Franschhoek gekommen: zum fünften Literatur-Festival. Der kleine Wein- und Gourmet-Ort wurde von den Buchfreundinnen und -freunden voll in Beschlag genommen - drei Tage lang, mit 70 Veranstaltungen in der Kirchenhalle, der Schulaula, in Seminarräumen und mehr als 7.000 verkauften Tickets. Ein tolles Erlebnis - und obwohl wir mit 15 Veranstaltungen ein prall gefülltes Programm absolviert haben, hätte es noch viel mehr Interessantes gegeben.
Wir sind in erster Linie zu den politischeren Veranstaltungen gegangen. Die Hochschulprofessoren Jonathan Jansen und Francis Wilson diskutierten über „Leadership and Innovation“, die Simbabwe-Experten Douglas Rogers („The Last Resort“) und Peter Godwin („The Fear“) zeigten sich sehr pessimistisch über die Zukunft dieses Landes, Mondli Makhanya diskutierte mit zwei weiteren Journalisten über Bedrohungen der Pressefreiheit, Tim Couzens und Max du Preez unterhielten sich über die Schwierigkeiten, noch Neues über Nelson Mandela zu schreiben. Nach all den kritischen Bestandsaufnahmen der Gegenwart sehr berührend war unsere Abschluss-Veranstaltung zu den „Struggle Stalwarts“, in der Ronnie Kasrils, Lynn Carneson und Hugh Lewin noch einmal lebendig werden liessen, mit welchem Mut Menschen gegen die alte Apartheid-Ordnung gekämpft hatten.
60 Rand kostete der Eintritt zu jeder Veranstaltung - und nach fünf Jahren ist dadurch soviel Geld zusammen gekommen, dass die geplante neue Bibliothek mit Kommunikationszentrum für Franschhoek jetzt gebaut werden kann.
Wir sind in erster Linie zu den politischeren Veranstaltungen gegangen. Die Hochschulprofessoren Jonathan Jansen und Francis Wilson diskutierten über „Leadership and Innovation“, die Simbabwe-Experten Douglas Rogers („The Last Resort“) und Peter Godwin („The Fear“) zeigten sich sehr pessimistisch über die Zukunft dieses Landes, Mondli Makhanya diskutierte mit zwei weiteren Journalisten über Bedrohungen der Pressefreiheit, Tim Couzens und Max du Preez unterhielten sich über die Schwierigkeiten, noch Neues über Nelson Mandela zu schreiben. Nach all den kritischen Bestandsaufnahmen der Gegenwart sehr berührend war unsere Abschluss-Veranstaltung zu den „Struggle Stalwarts“, in der Ronnie Kasrils, Lynn Carneson und Hugh Lewin noch einmal lebendig werden liessen, mit welchem Mut Menschen gegen die alte Apartheid-Ordnung gekämpft hatten.
60 Rand kostete der Eintritt zu jeder Veranstaltung - und nach fünf Jahren ist dadurch soviel Geld zusammen gekommen, dass die geplante neue Bibliothek mit Kommunikationszentrum für Franschhoek jetzt gebaut werden kann.
Sonntag, 15. Mai 2011
Die Toilettenwahl
(rwl) Die "Toilettenwahl" - so hat die Wochenzeitung Mail & Guardian die Kommunalwahlen am 18. Mai charakterisiert. Für die neue Demokratie, gerade erst 17 Jahre alt, wie immer betont wird, ist das ein peinliches, aber für die gegenwärtige Katerstimmung auch charakteristisches Verdikt. Der Streit um die Toiletten währt nun schon viele Monate. Angefangen hat alles 2009 in Kapstadt.
Eine Stadt wie Kapstadt so zu regieren, dass die Bürgerinnen und Bürger zufrieden sind, ist ein harter Job. Die Bewohner der wohlhabenderen Vororte möchten, dass die guten Standards der Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen aufrecht erhalten werden. Sie verweisen gern darauf, dass sie ja schließlich Steuern zahlen. Die in den townships lebenden Menschen möchten, dass sich ihre Lebensbedingungen verbessern, sie möchten solide Häuser, geteerte Straßen, eine Klinik in der Nähe. Die Neuzuwanderer (jedes Jahr kommen 18 000 Familien zusätzlich nach Kapstadt) in den „informal settlements“, erst jüngst errichteten Siedlungen mit shacks (selbstgebauten Buden), möchten ein stabiles Dach über dem Kopf und überhaupt erst einmal Anschluss an das Wasser- und Stromnetz. Und neben diesen konkurrierenden Interessen gibt es ja noch andere Aufgaben, will die Stadt weitere Arbeitsplätze schaffen und Touristen anziehen. Nun wirbt die regierende Democratic Alliance im Wahlkampf damit, dass sie für alle sorge („Delivery for All“).
Wahrscheinlich verflucht sie den Tag, als sie sich 2009, wohl in guter Absicht, einfallen ließ, bei der Verbesserung der Lebensbedingungen, upgrade genannt, in einem dieser informal settlements einen unkonventionellen Weg zu gehen. Die nationale (ANC-)Regierung hat festgelegt, dass pro fünf Familien ein Toilettenhäuschen errichtet wird. Damit dennoch mit dem gleichen Budget jede Familie eine Toilette bekommt, vereinbarte die DA-Regierung mit der „community“, dass sie nur die Toiletten liefert und ans Netz anschließt, dafür aber die Familien das Häuschen darum selbst bauen. Die ganz große Mehrheit (1265 Familien) machte das auch, 51 Familien aber konnten oder wollten den Sicht- und Wetterschutz nicht errichten.
Das war der Beginn des Kapstädter Toilettenkrieges, der nun seit Wochen das ganze Land beschäftigt: Die Jugendliga des ANC erkannte schnell die gute Gelegenheit, aus der Verlegenheit der Nutzer der im Freien stehenden Toiletten politisches Kapital zu schlagen und die verhasste Stadtregierung in Verlegenheit zu bringen: Seht, so geht die DA mit armen Leuten um! Sie reichte Klage bei der Menschenrechtskommission ein, die DA reagierte darauf mit der Umkleidung der Toiletten mit Wellblech, Bürgermeister Don Plato kam höchstpersönlich, um sie zu übergeben. Doch die Jugendliga verjagte den Bürgermeister und riss einen Teil der „minderwertigen“ Wellblechverkleidungen gleich wieder ein. Daraufhin ließ der Bürgermeister die Klos ganz abbauen. Ein Versuch von ihm und Gouverneurin Helen Zille, in einem Gespräch eine Lösung zu finden, endete im Chaos, die Jugendliga drohte damit, die ganze Stadt unregierbar zu machen.
Die Menschenrechtskommission sah die Würde der Menschen verletzt und hielt der Stadt vor, die community nicht ausreichend und nicht angemessen konsultiert zu haben. Die Stadt wiederum fühlte sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, hatte sie sich doch an die nationalen Regeln gehalten und versucht, das Beste daraus zu machen. Am Ende musste das Oberste Gericht der Westkap-Provinz (angerufen von der Jugendliga des ANC) entscheiden. Richter Nathan Erasmus ordnete an, dass die Stadt die Toiletten ordentlich verkleiden muss. Und er rügte die Konfliktparteien heftig - die Stadt in ihrer rechthaberischen Arroganz und die Jugendliga des ANC für die unappetitliche Doppelrolle ihres lokalen Vorsitzenden. Andili Lili war nämlich vom Bauunternehmen dafür angestellt worden, die Bevölkerung über die geplanten Maßnahmen und Bauarbeiten zu informieren und die Firma zu beraten.
Doch kaum war der Jubel vor dem Gericht verklungen, tauchten im Internet die ersten Vorhersagen auf: Dem ANC würden seine Freudenbekundungen, die DA-regierte Stadt vorgeführt zu haben, noch im Halse stecken bleiben. Denn es gebe ja genügend ANC-Kommunen, in denen die Menschenwürde verletzt würde. Die nächsten unverkleideten Toiletten waren schnell gefunden: Im township Rammulotsi nahe Viljoenskron im ANC-regierten Free State stehen sie seit Jahren im Freien. Und der zuständige Minister, eben jener Sicelo Shiceka (vgl. unseren Blog vom XX.XX.2011) soll das auch gewusst haben (was er mittlerweile bestritten hat).
Der ANC versuchte, zu retten, was zu retten ist, rückte mit viel Prominenz ins township ein, beteuerte, nichts von den unverkleideten Toiletten gewusst zu haben, befand, dies sei ein großer Skandal, versprach umgehende Abhilfe und forderte, bei den Verantwortlichen müssten jetzt „Köpfe rollen“. Was die Krisen-PR angeht, ist der ANC mit seiner schnellen, populistischen Reaktion der immer noch streng auf ihre gute Absicht und die Spielregeln pochenden DA um einiges voraus.
Von den größeren Zusammenhängen ist in der Wahlkampf-Stänkerei kaum noch die Rede. Gavin Silver von der Social Justice Coalition in Khayelitsha hält es für das Grundproblem, dass die informellen Siedlungen als temporär angesehen und nicht als dauerhaft akzeptiert werden. Südafrika erlebt seit dem Ende der Apartheid eine verspätete Verstädterung, die die Versorgung mit grundlegenden Diensten zum „moving target“ macht: Während man neue Siedlungen baut, entstehen gleich daneben die nächsten informellen Hütten.
Grundlegender noch hat sich gezeigt, dass die Vergabe von Häusern an Menschen, die keine Arbeit haben, neue Probleme schafft: Brauchen sie Geld, wird das Haus verkauft oder im kleinen Hinterhof ein „shack“ errichtet und an Neuzuzügler vermietet. Sehr viele Häuser sind zudem so schlecht gebaut, dass sie grundlegend saniert werden müssen. Das hat der für Wohnungsbau zuständige Minister Tokyo Sexwale jüngst eingeräumt. Und er hat auch durchblicken lassen, dass die Regierung nicht auf Dauer Häuser bauen und kostenlos abgeben könne.
Damit wird ein weiterer Konfliktpunkt sichtbar: Jan Hofmeyr vom Kapstädter Institute of Justice and Reconciliation stellte bei einem Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung die Frage, was auf Gesellschaften zukomme, wenn die sozialen Grundrechte in der Verfassung garantiert seien, der Staat aber kein Geld habe, die entsprechenden Versorgungsleistungen zu finanzieren.
Eine Stadt wie Kapstadt so zu regieren, dass die Bürgerinnen und Bürger zufrieden sind, ist ein harter Job. Die Bewohner der wohlhabenderen Vororte möchten, dass die guten Standards der Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen aufrecht erhalten werden. Sie verweisen gern darauf, dass sie ja schließlich Steuern zahlen. Die in den townships lebenden Menschen möchten, dass sich ihre Lebensbedingungen verbessern, sie möchten solide Häuser, geteerte Straßen, eine Klinik in der Nähe. Die Neuzuwanderer (jedes Jahr kommen 18 000 Familien zusätzlich nach Kapstadt) in den „informal settlements“, erst jüngst errichteten Siedlungen mit shacks (selbstgebauten Buden), möchten ein stabiles Dach über dem Kopf und überhaupt erst einmal Anschluss an das Wasser- und Stromnetz. Und neben diesen konkurrierenden Interessen gibt es ja noch andere Aufgaben, will die Stadt weitere Arbeitsplätze schaffen und Touristen anziehen. Nun wirbt die regierende Democratic Alliance im Wahlkampf damit, dass sie für alle sorge („Delivery for All“).
Wahrscheinlich verflucht sie den Tag, als sie sich 2009, wohl in guter Absicht, einfallen ließ, bei der Verbesserung der Lebensbedingungen, upgrade genannt, in einem dieser informal settlements einen unkonventionellen Weg zu gehen. Die nationale (ANC-)Regierung hat festgelegt, dass pro fünf Familien ein Toilettenhäuschen errichtet wird. Damit dennoch mit dem gleichen Budget jede Familie eine Toilette bekommt, vereinbarte die DA-Regierung mit der „community“, dass sie nur die Toiletten liefert und ans Netz anschließt, dafür aber die Familien das Häuschen darum selbst bauen. Die ganz große Mehrheit (1265 Familien) machte das auch, 51 Familien aber konnten oder wollten den Sicht- und Wetterschutz nicht errichten.
Das war der Beginn des Kapstädter Toilettenkrieges, der nun seit Wochen das ganze Land beschäftigt: Die Jugendliga des ANC erkannte schnell die gute Gelegenheit, aus der Verlegenheit der Nutzer der im Freien stehenden Toiletten politisches Kapital zu schlagen und die verhasste Stadtregierung in Verlegenheit zu bringen: Seht, so geht die DA mit armen Leuten um! Sie reichte Klage bei der Menschenrechtskommission ein, die DA reagierte darauf mit der Umkleidung der Toiletten mit Wellblech, Bürgermeister Don Plato kam höchstpersönlich, um sie zu übergeben. Doch die Jugendliga verjagte den Bürgermeister und riss einen Teil der „minderwertigen“ Wellblechverkleidungen gleich wieder ein. Daraufhin ließ der Bürgermeister die Klos ganz abbauen. Ein Versuch von ihm und Gouverneurin Helen Zille, in einem Gespräch eine Lösung zu finden, endete im Chaos, die Jugendliga drohte damit, die ganze Stadt unregierbar zu machen.
Die Menschenrechtskommission sah die Würde der Menschen verletzt und hielt der Stadt vor, die community nicht ausreichend und nicht angemessen konsultiert zu haben. Die Stadt wiederum fühlte sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, hatte sie sich doch an die nationalen Regeln gehalten und versucht, das Beste daraus zu machen. Am Ende musste das Oberste Gericht der Westkap-Provinz (angerufen von der Jugendliga des ANC) entscheiden. Richter Nathan Erasmus ordnete an, dass die Stadt die Toiletten ordentlich verkleiden muss. Und er rügte die Konfliktparteien heftig - die Stadt in ihrer rechthaberischen Arroganz und die Jugendliga des ANC für die unappetitliche Doppelrolle ihres lokalen Vorsitzenden. Andili Lili war nämlich vom Bauunternehmen dafür angestellt worden, die Bevölkerung über die geplanten Maßnahmen und Bauarbeiten zu informieren und die Firma zu beraten.
Doch kaum war der Jubel vor dem Gericht verklungen, tauchten im Internet die ersten Vorhersagen auf: Dem ANC würden seine Freudenbekundungen, die DA-regierte Stadt vorgeführt zu haben, noch im Halse stecken bleiben. Denn es gebe ja genügend ANC-Kommunen, in denen die Menschenwürde verletzt würde. Die nächsten unverkleideten Toiletten waren schnell gefunden: Im township Rammulotsi nahe Viljoenskron im ANC-regierten Free State stehen sie seit Jahren im Freien. Und der zuständige Minister, eben jener Sicelo Shiceka (vgl. unseren Blog vom XX.XX.2011) soll das auch gewusst haben (was er mittlerweile bestritten hat).
Der ANC versuchte, zu retten, was zu retten ist, rückte mit viel Prominenz ins township ein, beteuerte, nichts von den unverkleideten Toiletten gewusst zu haben, befand, dies sei ein großer Skandal, versprach umgehende Abhilfe und forderte, bei den Verantwortlichen müssten jetzt „Köpfe rollen“. Was die Krisen-PR angeht, ist der ANC mit seiner schnellen, populistischen Reaktion der immer noch streng auf ihre gute Absicht und die Spielregeln pochenden DA um einiges voraus.
Von den größeren Zusammenhängen ist in der Wahlkampf-Stänkerei kaum noch die Rede. Gavin Silver von der Social Justice Coalition in Khayelitsha hält es für das Grundproblem, dass die informellen Siedlungen als temporär angesehen und nicht als dauerhaft akzeptiert werden. Südafrika erlebt seit dem Ende der Apartheid eine verspätete Verstädterung, die die Versorgung mit grundlegenden Diensten zum „moving target“ macht: Während man neue Siedlungen baut, entstehen gleich daneben die nächsten informellen Hütten.
Grundlegender noch hat sich gezeigt, dass die Vergabe von Häusern an Menschen, die keine Arbeit haben, neue Probleme schafft: Brauchen sie Geld, wird das Haus verkauft oder im kleinen Hinterhof ein „shack“ errichtet und an Neuzuzügler vermietet. Sehr viele Häuser sind zudem so schlecht gebaut, dass sie grundlegend saniert werden müssen. Das hat der für Wohnungsbau zuständige Minister Tokyo Sexwale jüngst eingeräumt. Und er hat auch durchblicken lassen, dass die Regierung nicht auf Dauer Häuser bauen und kostenlos abgeben könne.
Damit wird ein weiterer Konfliktpunkt sichtbar: Jan Hofmeyr vom Kapstädter Institute of Justice and Reconciliation stellte bei einem Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung die Frage, was auf Gesellschaften zukomme, wenn die sozialen Grundrechte in der Verfassung garantiert seien, der Staat aber kein Geld habe, die entsprechenden Versorgungsleistungen zu finanzieren.
Samstag, 14. Mai 2011
„Rewind“ - A cantata for voice tape and testimony
(la) Als Südafrikaner vor der Truth and Reconciliation Commission (TRC) 1996 ihren Apartheid-Alltag schilderten und diese Anhörungen im Radio übertragen wurden, steuerte der Komponist Philipp Miller seinen Wagen oft an den Straßenrand und hörte zu. 2006, zehn Jahre später, komponierte er „Rewind - A cantata for voice tape and testimony“, die einige Aussagen vor der TRC in eine musikalische Form goss, und im Baxter-Theater von Kapstadt wurde diese Kantate in dieser Woche vor ausverkauftem Haus wieder aufgeführt. Ein eindrückliches Erlebnis!
Auf der Bühne saßen acht Musiker (Geige, Cello) in der zweiten Reihe, vier Sänger (Sopran, Mezzosopran, Bariton, Tenor) bildeten mit dem Dirigenten die erste - und hinter dem Gaze-Vorhang, auf den verschiedene Fotos und Videos projiziert wurden, war der ungefähr 80 Mann (und Frau) starke Chor platziert.
In 17 Szenen wurden einzelne Aussagen vor der TRC musikalisch interpretiert, auf den Vorhang projiziert und im Originalton eingespielt - eine Collage, die die Geschichten der Apartheid-Opfer auf eine sehr eigene Art in eine neue Dimension transponierte. Sibongile Khumalo, eine der bekanntesten (und vielseitigsten) Sängerinnen Südafrikas, war eine der vier tragenden Stimmen der Aufführung - aber auch die anderen (Nozuko Teto, Otto Maidi und Stefan Louw) überzeugten. Noch nie haben wir am Ende einer Vorstellung, nach 75 Minuten, in Kapstadt einen so lang anhaltenden Beifall gehört. Normalerweise klatschen die Theaterbesucher 30 Sekunden und gehen dann nach Hause; hier gab es mehrere Minuten standing ovations. „’Rewind’ ist soviel mehr als eine Oper“, hat Bischof Tutu, damals Leiter der TRC, gesagt. „Es ist ein wundervolles Mittel, unsere Geschichte zu erzählen und zum nation building beizutragen.“
In New York (2007) und London (2010) war „Rewind“ schon zu hören. Wann kommt es nach Berlin?
Auf der Bühne saßen acht Musiker (Geige, Cello) in der zweiten Reihe, vier Sänger (Sopran, Mezzosopran, Bariton, Tenor) bildeten mit dem Dirigenten die erste - und hinter dem Gaze-Vorhang, auf den verschiedene Fotos und Videos projiziert wurden, war der ungefähr 80 Mann (und Frau) starke Chor platziert.
In 17 Szenen wurden einzelne Aussagen vor der TRC musikalisch interpretiert, auf den Vorhang projiziert und im Originalton eingespielt - eine Collage, die die Geschichten der Apartheid-Opfer auf eine sehr eigene Art in eine neue Dimension transponierte. Sibongile Khumalo, eine der bekanntesten (und vielseitigsten) Sängerinnen Südafrikas, war eine der vier tragenden Stimmen der Aufführung - aber auch die anderen (Nozuko Teto, Otto Maidi und Stefan Louw) überzeugten. Noch nie haben wir am Ende einer Vorstellung, nach 75 Minuten, in Kapstadt einen so lang anhaltenden Beifall gehört. Normalerweise klatschen die Theaterbesucher 30 Sekunden und gehen dann nach Hause; hier gab es mehrere Minuten standing ovations. „’Rewind’ ist soviel mehr als eine Oper“, hat Bischof Tutu, damals Leiter der TRC, gesagt. „Es ist ein wundervolles Mittel, unsere Geschichte zu erzählen und zum nation building beizutragen.“
In New York (2007) und London (2010) war „Rewind“ schon zu hören. Wann kommt es nach Berlin?
Montag, 9. Mai 2011
Die ANC-Regierung - Eine Ehegeschichte
Noch neun Tage bis zu den Kommunalwahlen - und viele Experten halten sie für die ersten spannenden Wahlen in Südafrika seit 1994, weil die Übermacht des ANC an manchen Orten nicht mehr so sicher ist. Über die Beziehung der Südafrikaner zum ANC hat Thembelani Vuntu gestern in der „City Press“ eine hübsche (Ehe-)Geschichte geschrieben.
If Politics was a romance, the ANC would be a player and an abusive husband.
Yes, the ANC would be the black guy from a poor background who rescued another poor black woman from an abusive rich white husband and married her 17 years ago.
He promised her heaven on earth when he proposed.
In the first five years, the marriage seems rosy and warm, with the man showing great commitment and displaying all the necessary qualities of a good caring husband.
He promises her a new house, job or business and all the other sweet things life has to offer.
Ten years pass. Nothing happens. The woman starts to complain and threatens to leave him, but being the smooth operator that he is, he talks her out of it and she gives him another chance. He assures her that all plans are in place and that he will deliver on his promises.
From time to time, he tells her he is the only man who understands her problems and therefore she shouldn’t even look at other men because they don’t care about her, all they want is to use her.
Fifteen years pass and still no house, no job or business. The woman gets very irritated and starts throwing tantrums, and rightfully reminds him how he has broken his promises.
Instead of delivering, he resorts to blackmail, going on about her past, telling her that she should stick with him no matter because of their history and she should never forget how much he sacrificed to free her.
Out of guilt, confusion and blind loyalty, the poor woman decides to give the marriage a chance again.
He has developed a tendency to disappear and reappear with small gifts and groceries only on their wedding anniversary, telling her lies about his whereabouts, reassuring the poor woman that she is his number one priority.
Ironically, he is the one who forgets where he comes from.
The man is living large now - huge mansions, fancy cars, expensive champagne, flying business class, living in luxury hotels, and sharing his wealth with his friends and his relatives while the poor woman gets deeper into poverty.
A luta continua, the struggle continues. Sorry, I mean the marriage continues.
See you in 2014.
If Politics was a romance, the ANC would be a player and an abusive husband.
Yes, the ANC would be the black guy from a poor background who rescued another poor black woman from an abusive rich white husband and married her 17 years ago.
He promised her heaven on earth when he proposed.
In the first five years, the marriage seems rosy and warm, with the man showing great commitment and displaying all the necessary qualities of a good caring husband.
He promises her a new house, job or business and all the other sweet things life has to offer.
Ten years pass. Nothing happens. The woman starts to complain and threatens to leave him, but being the smooth operator that he is, he talks her out of it and she gives him another chance. He assures her that all plans are in place and that he will deliver on his promises.
From time to time, he tells her he is the only man who understands her problems and therefore she shouldn’t even look at other men because they don’t care about her, all they want is to use her.
Fifteen years pass and still no house, no job or business. The woman gets very irritated and starts throwing tantrums, and rightfully reminds him how he has broken his promises.
Instead of delivering, he resorts to blackmail, going on about her past, telling her that she should stick with him no matter because of their history and she should never forget how much he sacrificed to free her.
Out of guilt, confusion and blind loyalty, the poor woman decides to give the marriage a chance again.
He has developed a tendency to disappear and reappear with small gifts and groceries only on their wedding anniversary, telling her lies about his whereabouts, reassuring the poor woman that she is his number one priority.
Ironically, he is the one who forgets where he comes from.
The man is living large now - huge mansions, fancy cars, expensive champagne, flying business class, living in luxury hotels, and sharing his wealth with his friends and his relatives while the poor woman gets deeper into poverty.
A luta continua, the struggle continues. Sorry, I mean the marriage continues.
See you in 2014.
Sonntag, 8. Mai 2011
Lion's Head
(la) Für Kapstädter ist es offenbar ein Sonntagsvergnügen: der Fußmarsch rauf auf den Lions Head. Als wir kurz vor 9 Uhr morgens an der Straße auf dem Weg zum Signal Hill parken wollen, stehen dort schon mindestens 40 Autos - Wanderer sind Frühaufsteher. „Mittags kann es da oben verdammt heiß werden“, erklärt Bill. „Habt Ihr genug Wasser mit?“ Eva und Bill werden uns heute zum Gipfel führen.
Die ersten Kletterer kommen den Weg schon wieder herunter, als wir uns aufmachen. Es geht gemächlich nach oben, und zunächst ist der Weg relativ breit. Vom Start weg hat man einen guten Blick über die Innenstadt von Kapstadt, und bald haben wir die andere Seite des Lions Head erreicht und blicken auf Camps Bay und den Atlantik. Der Ausblick verführt zu vielen Pausen; später sind sie mehr der Kondition geschuldet.
Es ist ein reges Kommen und Gehen, aber als wir uns auf dem Weg nach oben einmal um den Lions Head herumgeschraubt haben, wird der Weg eng, und das Klettern beginnt. Eine Stunde sind wir unterwegs, als wir an einer kleinen Weggabelung ankommen - rechts über uns arbeiten sich Jugendliche mithilfe von Ketten an einer abenteuerlichen Wand hoch. „Nein, wir wollen sie nicht gleich beim ersten Mal umbringen“, sagt Eva und entscheidet sich gegen die Abkürzung.
Manche Baumwurzeln auf dem Weg sind von den vielen Füßen, die über sie geklettert sind, höchst rutschig; man muss aufpassen. Auch der Wind bläst manchmal ziemlich kräftig. „Alles okay?“, fragt Bill - aber wir wollen natürlich nach oben: Weiter! Als wir die Leitern erreichen, die das Erklimmen einiger Felsen erleichtern, ahnen wir, dass der Gipfel nicht mehr weit ist. Noch einige Meter, dann ist es geschafft: Der Lions Head (669 Meter hoch) ist bestiegen. Kekse und Käse werden ausgepackt, eine Flasche Sekt wird entkorkt: Gipfelfrühstück!
Der Abstieg erfordert noch einmal die volle Konzentration - und nach drei Stunden sind wir wieder am Parkplatz angelangt. Ein toller Ausflug, meint Renate: „So etwas könnten wir eigentlich jede Woche machen.“
Die ersten Kletterer kommen den Weg schon wieder herunter, als wir uns aufmachen. Es geht gemächlich nach oben, und zunächst ist der Weg relativ breit. Vom Start weg hat man einen guten Blick über die Innenstadt von Kapstadt, und bald haben wir die andere Seite des Lions Head erreicht und blicken auf Camps Bay und den Atlantik. Der Ausblick verführt zu vielen Pausen; später sind sie mehr der Kondition geschuldet.
Es ist ein reges Kommen und Gehen, aber als wir uns auf dem Weg nach oben einmal um den Lions Head herumgeschraubt haben, wird der Weg eng, und das Klettern beginnt. Eine Stunde sind wir unterwegs, als wir an einer kleinen Weggabelung ankommen - rechts über uns arbeiten sich Jugendliche mithilfe von Ketten an einer abenteuerlichen Wand hoch. „Nein, wir wollen sie nicht gleich beim ersten Mal umbringen“, sagt Eva und entscheidet sich gegen die Abkürzung.
Manche Baumwurzeln auf dem Weg sind von den vielen Füßen, die über sie geklettert sind, höchst rutschig; man muss aufpassen. Auch der Wind bläst manchmal ziemlich kräftig. „Alles okay?“, fragt Bill - aber wir wollen natürlich nach oben: Weiter! Als wir die Leitern erreichen, die das Erklimmen einiger Felsen erleichtern, ahnen wir, dass der Gipfel nicht mehr weit ist. Noch einige Meter, dann ist es geschafft: Der Lions Head (669 Meter hoch) ist bestiegen. Kekse und Käse werden ausgepackt, eine Flasche Sekt wird entkorkt: Gipfelfrühstück!
Der Abstieg erfordert noch einmal die volle Konzentration - und nach drei Stunden sind wir wieder am Parkplatz angelangt. Ein toller Ausflug, meint Renate: „So etwas könnten wir eigentlich jede Woche machen.“
Samstag, 7. Mai 2011
Die Kupferdiebe von Kapstadt
(la/rwl) Kapstadt exportiert Kupfer - obwohl die Stadt gar keine Kupfermine hat. Was exportiert wird, ist Diebesgut, das über sogenannte „bucket shops“ wieder in den Wirtschaftskreislauf kommt. Jedes Jahr wird in Südafrika Kupfer für fünf Milliarden Rand - 500 Millionen Euro - geklaut, schätzen die Behörden, und Kapstadt liegt an der Spitze der Statistik.
Seit 1997 hat Kapstadt eine eigene Polizeieinheit, die sich darum kümmert: die Metal Theft Unit, heute bekannt als die „Copperheads“. Bei einer Razzia vor drei Tagen im Stadtteil Bonteheuwel war die DA-Kandidatin für das Bürgermeisteramt, Patricia de Lille, dabei. Die „Cape Times“ schrieb mit, als einer der Kabeldiebe ihr erklärte: „Wir machen das, damit wir etwas zu essen haben. Für uns gibt es keine Jobs, keine Schule - Tausende leben hier vom Müll.“
Zwei Tonnen Kupfer finden die Copperheads bei ihren Razzien im Jahr; in der Stadt brennen tagsüber viele der 300.000 Straßenlaternen, um den Kabeldiebstahl zu verhindern; öffentliche Wasserhähne sind nicht mehr aus Kupfer, sondern nur noch aus Plastik; Polizeihunde sind mittlerweile darauf trainiert, Kupfer zu riechen. Auf sechs Millionen Rand schätzt die Stadt den Schaden, den die Kabeldiebe jedes Jahr anrichten.
„Das Geld, das wir für die Reparaturen ausgeben müssen, können wir nicht für die Verbesserung der städtischen Dienstleistungen einsetzen“, versuchte de Lille die Menschen in Bonteheuwel zu überzeugen. Die Verlockung aber ist groß: Für eine Tonne Kupfer bekommt man auf dem Exportmarkt 60.000 Rand. Manche der „bucket shops“ weisen die Diebe sogar daraufhin, dass der Ankaufpreis variieren könne - schließlich fluktuiere der Weltmarktpreis ja auch.
Mit Kupferkabeldiebstahl endet übrigens auch ein Essay von Südafrikas renommierter Soziologin Deborah Posel. Sie erzählt von der Enttäuschung über eine junge wissenschaftliche Mitarbeiterin, in die sie große Hoffnungen gesetzt und zu der sie so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte. Die Frau wird schließlich von township-Mitbewohnern wegen Kabelklaus der Polizei übergeben. Deborah Posel hat ein Lehrstück darüber geschrieben, wie ihr und der Universität langsam dämmert, dass etwas nicht in Ordnung ist, welche Art von „ungleichen“ Beziehungen es im Nach-Apartheid-Südafrika gibt und wie linksliberale Akademiker damit umgehen (erschienen in dem auch sonst sehr lesenswerten Band „Load Shedding“, herausgegeben von Liz McGregor and Sarah Nuttall).
Seit 1997 hat Kapstadt eine eigene Polizeieinheit, die sich darum kümmert: die Metal Theft Unit, heute bekannt als die „Copperheads“. Bei einer Razzia vor drei Tagen im Stadtteil Bonteheuwel war die DA-Kandidatin für das Bürgermeisteramt, Patricia de Lille, dabei. Die „Cape Times“ schrieb mit, als einer der Kabeldiebe ihr erklärte: „Wir machen das, damit wir etwas zu essen haben. Für uns gibt es keine Jobs, keine Schule - Tausende leben hier vom Müll.“
Zwei Tonnen Kupfer finden die Copperheads bei ihren Razzien im Jahr; in der Stadt brennen tagsüber viele der 300.000 Straßenlaternen, um den Kabeldiebstahl zu verhindern; öffentliche Wasserhähne sind nicht mehr aus Kupfer, sondern nur noch aus Plastik; Polizeihunde sind mittlerweile darauf trainiert, Kupfer zu riechen. Auf sechs Millionen Rand schätzt die Stadt den Schaden, den die Kabeldiebe jedes Jahr anrichten.
„Das Geld, das wir für die Reparaturen ausgeben müssen, können wir nicht für die Verbesserung der städtischen Dienstleistungen einsetzen“, versuchte de Lille die Menschen in Bonteheuwel zu überzeugen. Die Verlockung aber ist groß: Für eine Tonne Kupfer bekommt man auf dem Exportmarkt 60.000 Rand. Manche der „bucket shops“ weisen die Diebe sogar daraufhin, dass der Ankaufpreis variieren könne - schließlich fluktuiere der Weltmarktpreis ja auch.
Mit Kupferkabeldiebstahl endet übrigens auch ein Essay von Südafrikas renommierter Soziologin Deborah Posel. Sie erzählt von der Enttäuschung über eine junge wissenschaftliche Mitarbeiterin, in die sie große Hoffnungen gesetzt und zu der sie so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte. Die Frau wird schließlich von township-Mitbewohnern wegen Kabelklaus der Polizei übergeben. Deborah Posel hat ein Lehrstück darüber geschrieben, wie ihr und der Universität langsam dämmert, dass etwas nicht in Ordnung ist, welche Art von „ungleichen“ Beziehungen es im Nach-Apartheid-Südafrika gibt und wie linksliberale Akademiker damit umgehen (erschienen in dem auch sonst sehr lesenswerten Band „Load Shedding“, herausgegeben von Liz McGregor and Sarah Nuttall).
Dienstag, 3. Mai 2011
Altersfragen
(rwl) Manchmal sind einfache Statistiken ziemlich aufschlußreich. Auf einer website des „Media Studies Department“ der University of the Witwatersrand, kurz Wits, ist im November 2010 eine Übersicht über das Alter von Politikern in Afrika und in der westlichen Welt veröffentlicht worden.
Afrikanische Regierungschefs
Robert Mugabe (Simbabwe): 86
Abdoulaye Wade (Senegal): 83
*Hosni Mubarak (Ägypten): 82
Paul Biya Mbinvondo (Kamerun): 77
Bingu Wa Mutharika (Malawi): 76
Ellen Johnson Sirleaf (Liberia): 75
Hifikepunye Pohamba (Namibia): 74
Rupiah Banda (Sambia): 73
Mwai Kibaki (Kenia): 71
Colonel Gaddafi (Libyen): 68
Jacob Zuma (Südafrika): 68
Westliche Regierungschefs
Herman von Rompuy (EU): 62
Angela Merkel (Deutschland): 56
Nicolas Sarkozy (Frankreich): 55
*Jose Socrates (Portugal): 53
Stephen Harper (Kanada): 51
Julia Gillard (Australien): 49
Luis Zapatero (Spanien): 49
Barack Obama (USA): 48
Dimitri Medvedev (Russland): 45
David Cameron (Großbritannien): 43
(*: nicht mehr im Amt)
Die Afrikaner sind im Schnitt 76, die „Westler“ 51, also 25 Jahre jünger.
Das kann nun jeder interpretieren, wie er/sie möchte; Stephen Muholland schreibt in der südafrikanischen Wirtschaftszeitschrift FINWEEK: „Unser Kontinent zieht offenbar große alte Männer (und eine Lady) mit großen Familien und großen Vermögen vor.“
Afrikanische Regierungschefs
Robert Mugabe (Simbabwe): 86
Abdoulaye Wade (Senegal): 83
*Hosni Mubarak (Ägypten): 82
Paul Biya Mbinvondo (Kamerun): 77
Bingu Wa Mutharika (Malawi): 76
Ellen Johnson Sirleaf (Liberia): 75
Hifikepunye Pohamba (Namibia): 74
Rupiah Banda (Sambia): 73
Mwai Kibaki (Kenia): 71
Colonel Gaddafi (Libyen): 68
Jacob Zuma (Südafrika): 68
Westliche Regierungschefs
Herman von Rompuy (EU): 62
Angela Merkel (Deutschland): 56
Nicolas Sarkozy (Frankreich): 55
*Jose Socrates (Portugal): 53
Stephen Harper (Kanada): 51
Julia Gillard (Australien): 49
Luis Zapatero (Spanien): 49
Barack Obama (USA): 48
Dimitri Medvedev (Russland): 45
David Cameron (Großbritannien): 43
(*: nicht mehr im Amt)
Die Afrikaner sind im Schnitt 76, die „Westler“ 51, also 25 Jahre jünger.
Das kann nun jeder interpretieren, wie er/sie möchte; Stephen Muholland schreibt in der südafrikanischen Wirtschaftszeitschrift FINWEEK: „Unser Kontinent zieht offenbar große alte Männer (und eine Lady) mit großen Familien und großen Vermögen vor.“
Sonntag, 1. Mai 2011
Feiertage in Südafrika
(rwl) Mit dem Ende der Apartheid sollten auch viele Symbole der alten Ordnung verschwinden, etwa die Feiertage der weißen Besiedlung und der von ihnen geprägten Republik. Während der Verhandlungen über den Übergang zu einem demokratischen Südafrika (CODESA), in dem alle Bürgerinnen und Bürger Wahlrecht haben, wurde darüber heftig gestritten.
Am Ende mussten alte (weiße) Feiertage wie der Tag der Republik und der Tag zu Ehren von Paul Krüger weichen, dafür wurden neue Feiertage aufgenommen, die an den Widerstand gegen die Apartheid erinnern. Ein 1994 verabschiedetes Gesetz (Public Holidays Act) regelt, dass es nun 12 Feiertage gibt, neben alten christlichen Feiertagen wie Karfreitag und 1. Weihnachtstag sowie Neujahr sind das nun Festtage, die die Familie (Ostermontag), die Jugend (16. Juni, zur Erinnerung an den Schüleraufstand von Soweto 1976) und die Frauen (in Gedenken an den Marsch der Frauen gegen die Passgesetze am 9. August 1956) feiern.
Ursprünglich nicht geplant war die Erinnerung an das - ebenso signifikante - Massaker von Sharpeville (1960); die Demonstrationen damals waren vom Pan Africanist Congress (PAC) ausgegangen, der sich vom ANC abgespalten hatte und mit ihm rivalisierte. Der ANC benimmt sich häufig so, als sei er alleiniger Repräsentant des Widerstandes. Nun wird aber dieses Datums (21. März) als Tag der Menschenrechte gedacht.
Der 16. Dezember, an dem früher der Triumph der Voortrekker über die Zulu am Blood River gefeiert wurde, ist nun der Tag der Versöhnung. Das gemeinsame Erbe des Landes wird am Heritage Day (24. September) gewürdigt, der Start-Tag des neuen Südafrika mit der Erinnerung an die ersten demokratischen Wahlen am 27. April 1994 heißt jetzt Freedom Day.
Fällt einer dieser Feiertage auf einen Sonntag, ist auch der Montag danach noch arbeitsfrei. Diese südafrikanische Besonderheit hat zur Folge, dass die symbolbehafteten Tage hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt eines verlängerten Wochenendes betrachtet werden, an dem man gut Freunde und Verwandte besuchen kann. Weihnachten und damit auch der Tag des guten Willens (26. Dezember) liegt ohnehin in den großen Sommerferien.
In diesem Jahr gibt es noch einen weiteren freien Tag: den der Kommunalwahlen am 18. Mai. Ob es da - und wenn ja für wen - etwas zu feiern gibt, ist schwer vorherzusagen. Bisher hat er vor allem daran erinnert, wie unzufrieden die meisten Südafrikaner mit ihren Kommunalverwaltungen sind.
Am Ende mussten alte (weiße) Feiertage wie der Tag der Republik und der Tag zu Ehren von Paul Krüger weichen, dafür wurden neue Feiertage aufgenommen, die an den Widerstand gegen die Apartheid erinnern. Ein 1994 verabschiedetes Gesetz (Public Holidays Act) regelt, dass es nun 12 Feiertage gibt, neben alten christlichen Feiertagen wie Karfreitag und 1. Weihnachtstag sowie Neujahr sind das nun Festtage, die die Familie (Ostermontag), die Jugend (16. Juni, zur Erinnerung an den Schüleraufstand von Soweto 1976) und die Frauen (in Gedenken an den Marsch der Frauen gegen die Passgesetze am 9. August 1956) feiern.
Ursprünglich nicht geplant war die Erinnerung an das - ebenso signifikante - Massaker von Sharpeville (1960); die Demonstrationen damals waren vom Pan Africanist Congress (PAC) ausgegangen, der sich vom ANC abgespalten hatte und mit ihm rivalisierte. Der ANC benimmt sich häufig so, als sei er alleiniger Repräsentant des Widerstandes. Nun wird aber dieses Datums (21. März) als Tag der Menschenrechte gedacht.
Der 16. Dezember, an dem früher der Triumph der Voortrekker über die Zulu am Blood River gefeiert wurde, ist nun der Tag der Versöhnung. Das gemeinsame Erbe des Landes wird am Heritage Day (24. September) gewürdigt, der Start-Tag des neuen Südafrika mit der Erinnerung an die ersten demokratischen Wahlen am 27. April 1994 heißt jetzt Freedom Day.
Fällt einer dieser Feiertage auf einen Sonntag, ist auch der Montag danach noch arbeitsfrei. Diese südafrikanische Besonderheit hat zur Folge, dass die symbolbehafteten Tage hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt eines verlängerten Wochenendes betrachtet werden, an dem man gut Freunde und Verwandte besuchen kann. Weihnachten und damit auch der Tag des guten Willens (26. Dezember) liegt ohnehin in den großen Sommerferien.
In diesem Jahr gibt es noch einen weiteren freien Tag: den der Kommunalwahlen am 18. Mai. Ob es da - und wenn ja für wen - etwas zu feiern gibt, ist schwer vorherzusagen. Bisher hat er vor allem daran erinnert, wie unzufrieden die meisten Südafrikaner mit ihren Kommunalverwaltungen sind.
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