Samstag, 7. Mai 2011

Die Kupferdiebe von Kapstadt

(la/rwl) Kapstadt exportiert Kupfer - obwohl die Stadt gar keine Kupfermine hat. Was exportiert wird, ist Diebesgut, das über sogenannte „bucket shops“ wieder in den Wirtschaftskreislauf kommt. Jedes Jahr wird in Südafrika Kupfer für fünf Milliarden Rand - 500 Millionen Euro - geklaut, schätzen die Behörden, und Kapstadt liegt an der Spitze der Statistik.

Seit 1997 hat Kapstadt eine eigene Polizeieinheit, die sich darum kümmert: die Metal Theft Unit, heute bekannt als die „Copperheads“. Bei einer Razzia vor drei Tagen im Stadtteil Bonteheuwel war die DA-Kandidatin für das Bürgermeisteramt, Patricia de Lille, dabei. Die „Cape Times“ schrieb mit, als einer der Kabeldiebe ihr erklärte: „Wir machen das, damit wir etwas zu essen haben. Für uns gibt es keine Jobs, keine Schule - Tausende leben hier vom Müll.“

Zwei Tonnen Kupfer finden die Copperheads bei ihren Razzien im Jahr; in der Stadt brennen tagsüber viele der 300.000 Straßenlaternen, um den Kabeldiebstahl zu verhindern; öffentliche Wasserhähne sind nicht mehr aus Kupfer, sondern nur noch aus Plastik; Polizeihunde sind mittlerweile darauf trainiert, Kupfer zu riechen. Auf sechs Millionen Rand schätzt die Stadt den Schaden, den die Kabeldiebe jedes Jahr anrichten.

„Das Geld, das wir für die Reparaturen ausgeben müssen, können wir nicht für die Verbesserung der städtischen Dienstleistungen einsetzen“, versuchte de Lille die Menschen in Bonteheuwel zu überzeugen. Die Verlockung aber ist groß: Für eine Tonne Kupfer bekommt man auf dem Exportmarkt 60.000 Rand. Manche der „bucket shops“ weisen die Diebe sogar daraufhin, dass der Ankaufpreis variieren könne - schließlich fluktuiere der Weltmarktpreis ja auch.

Mit Kupferkabeldiebstahl endet übrigens auch ein Essay von Südafrikas renommierter Soziologin Deborah Posel. Sie erzählt von der Enttäuschung über eine junge wissenschaftliche Mitarbeiterin, in die sie große Hoffnungen gesetzt und zu der sie so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte. Die Frau wird schließlich von township-Mitbewohnern wegen Kabelklaus der Polizei übergeben. Deborah Posel hat ein Lehrstück darüber geschrieben, wie ihr und der Universität langsam dämmert, dass etwas nicht in Ordnung ist, welche Art von „ungleichen“ Beziehungen es im Nach-Apartheid-Südafrika gibt und wie linksliberale Akademiker damit umgehen (erschienen in dem auch sonst sehr lesenswerten Band „Load Shedding“, herausgegeben von Liz McGregor and Sarah Nuttall).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen