Auf dem Neighbourgoods Market im Kapstädter Stadtteil Woodstock drängeln sich am Samstag die Genussbegeisterten. Regionales, Biologisches, Handgemachtes hat auch in Südafrika Konjunktur. Ein Teil der weißen Südafrikaner erfindet sich hier neu, hat einen Lebensstil und Verdienstmöglich-
keiten entdeckt (siehe Blog-Eintrag vom 8.8.2010). Inzwischen gibt es solche Märkte auch anderswo; in Braamfontein - das ist in der Innen-stadt von Johannesburg - wurde im September ein Neighbourgoods Market eröffnet. Andrew Harding, der BBC-Korrespondent, hat darüber unter der Überschrift „Oysters on the mean streets of Johannesburg“ über die Veränderungen in Johannesburgs Stadtzentrum berichtet.
“There were oysters on ice - served by a couple who could not keep their hands off each other - fresh cheeses, home-made pies, cocktails and long communal tables packed with middle class South Africans, all housed inside a converted multi-storey car park overlooking the Nelson Mandela bridge. By the early afternoon the terrace bar was an eclectic mix of twenty-somethings. Sporty white men in shorts sat next to elegantly coiffed black women students. Cocktails and giggles followed along with a glimpse of the ‘rainbow nation’ that is still flourishing in parts of South Africa, when it is not being buried beneath a mountain of bad headlines and divisive political rhetoric. Unlike a few other ‘yuppy’ oases in more grimy corners of Johannesburg, the market in Braamfontein seems a natural extension of the energy on the streets outside, where new art museums compete for attention beside coffee shops and glass fronted restaurants.”
Und auch in der Umgebung der Kapstädter Old Biscuit Mill an der Albert Road bewegt sich etwas. Ein Beispiel ist die Woodstock Foundry. Drei renovierte, miteinander verbundene Gebäude beherbergen nun Werkstätten, Geschäfte, einen bei jungen Damen angesagten Friseur, ein Café und einen Co-working Space, in dem auch Journalistinnen ihren Schreibtisch haben. Alles gruppiert um Innenhöfe mit faszinierender Bodenpflasterung.
Gegenüber bieten Jason and Dale bei „Delos“ Hunderte Kronleuchter an, die sie bei Einkaufstouren in aller Welt erworben haben. Dazu alte Panzerschränke, Spiegel… Europas Glanz und Gloria. Aus der Schweiz haben sie die Einrichtung einer Apotheke von 1880 nach Kapstadt gebracht. Die Gebäude „St. Mary’s Chapel und die dazugehörige Schule haben die beiden mit einem Erpachtvertrag für 99 Jahre von der anglikanischen Kirche gepachtet.
Auf der anderen Straßenseite wurde eine jüdische Synagoge in eine Galerie umgewandelt, im Gemeindehaus werden handgefertigte Möbel angeboten – atemberaubend schön, einfach „awesome“, wie man hier sagt.
PS: Wer die weite Reise nach Südafrika scheut, kann auch in die Hamburger „Fabrik“ gehen: Dort gibt es seit Oktober einen Wochenendmarkt nach Kapstädter Vorbild, in bestem Deutsch als erster Indoor-Gourmetmarkt angepriesen. Dahinter steht das Hamburger Geschwisterpaar Marie Biermann und Max Schittek. Biermann hat zwei Jahre in Südafrika gelebt: „In Kapstadt gehörte es zum Alltag – ein oder zwei Stunden Brunchen, Freunde treffen, Einkaufen – alles unter einem Dach”, erzählte die 32-Jährige dem „Hamburger Abendblatt“. Ottensen, wo die „Fabrik“ steht, hat sich ja ohnehin in den letzten zehn Jahren vom alternativen zu einem angesagten (und stellenweise teuren) Stadtteil entwickelt.
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