Donnerstag, 10. Mai 2012

Korruption am Hofe Zuma

Zwelinzima Vavi, Generalsekretär des Gewerkschafts-Dachverbandes COSATU und damit Chef einer der beiden Allianzpartner des African National Congress (ANC), ist ein Freund deutlicher Worte. Seit langem prangert er die Korruption in Südafrika an; der Staat werde „von Hyänen geplündert“. Bei „Corruption Watch“, einer im Januar 2012 gegründeten Organisation, die sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, sitzt Vavi im Aufsichtsrat.


Auf der Webseite von „Corruption Watch“ (www.corruptionwatch.org.za) kann man im April 2012 lesen, dass laut einer aktuellen Untersuchung 42,5 % aller südafrikanischen Jugendlichen glauben, der Staat sei der größte Korruptions-Sünder; nur 4,2 % halten die Wirtschaft für schlimmer (50 % meinen, Korruption sei überall). Und jeder Dritte macht den ANC für die grassierende Korruption verantwortlich.

30 Milliarden Rand – so schätzt Willie Hofmeyr, der frühere Chef einer direkt dem Präsidenten unterstellten Spezialeinheit – gehen der Regierung jedes Jahr durch Korruption verloren. Bereits im August 2010 hatte Gewerkschafts-Führer Vavi gewarnt: „Wir bewegen uns auf einen Raubtier-Staat zu, in dem eine mächtige, korrupte und demagogische Elite politischer Hyänen sich immer mehr des Staates bemächtigen, um sich zu bereichern“. Und wie bei den Hyänen esse die Familie des Staatschefs als erste: „Wir müssen jetzt einschreiten und verhindern, dass Südafrika ein Staat wird, in dem Korruption die Regel ist und mit der Regierung kein Geschäft gemacht werden kann, wenn man nicht als erstes einen korrupten Wachhund bezahlt.“

Auch Präsident Zuma selbst steht unter Korruptionsverdacht. Sein finanzieller Berater Schabir Shaik saß wegen Geldwäsche im Gefängnis, und Zuma entging der südafrikanischen Justiz nur knapp. Er stand bereits vor Gericht, aber zwei Wochen vor den nationalen Wahlen im April 2009 wurden die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen – aus formalen Gründen: wegen des Verdachts, die mit illegalen Abhörprotokollen unterstützten Vorwürfe der Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche gegen Zuma seien 2007 im Machtkampf zwischen dem damaligen Präsidenten Mbeki bewusst der Presse zugespielt worden. Im Frühjahr 2012 hat das Oberste Gericht eine Überprüfung dieser Entscheidung zugelassen: Ob die Vorwürfe berechtigt sind, kann jetzt wieder neu untersucht werden.

„Zuma – unbelastet weder von ideologischen Bedenken noch von moralischen Prinzipien – ist sichtbar Chef einer persönlichen Mafia“, schreibt der Soziologe Roger Southall als Fazit eines Aufsatzes über Korruption in Südafrika. Wo das Plündern von Ressourcen durch seine Kumpane so offensichtlich sei, dass es öffentlichen Protest und Anti-Korruptions-Aktivitäten provoziere, werde die juristische Verfolgung erschwert und verzögert. Zuma oberstes Ziel sei, seine Wiederwahl als Präsident zu sichern. „Ob er das schafft, hängt nicht so sehr von einem politisch stimmigen ANC-Programm für ‚ein besseres Leben für alle’, sondern vielmehr davon ab, ob er die starken Kräfte innerhalb des ANC davon überzeugen kann, dass er in der Lage ist, deren materielle Interessen und Fähigkeit, den Staat zu plündern, weiter zu schützen.“

Noch deutlicher war vor einigen Tagen die Zeitung „Business Day“ in einem Kommentar: „Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass einzelne Behörden und ganze Städte heute in den Händen einer organisierten kriminellen Bande sind, die sich als öffentlich Bedienstete maskiert haben. Ihr einziges Ziel ist es zu plündern, und der Eindruck eines allgemeinen administrativen Chaos vernebelt das hervorragend.“

Freunde und Helfer?

Südafrikas Polizei hat keinen besonders guten Ruf. Einige der für die Sicherheit im Land verantwortlichen Personen haben selbst gegen Recht und Ordnung verstoßen, manche Geschichten klingen geradezu erfunden wie in einem schlechten Roman. Der Polizeichef Jackie Selebi wird 2009 seines Amtes enthoben und ein Jahr später wegen Korruption und Verbindungen zur organisierten Kriminalität zu 15 Jahren Haft verurteilt; die Frau des Ministers für nationale Sicherheit muss als überführte Drogenschmugglerin ins Gefängnis (der Minister hat sich mittlerweile scheiden lassen); der von Präsident Jacob Zuma 2009 zum Polizeichef ernannte Bheki Cele wird zwei Jahre später wegen Korruption seines Amtes enthoben; und jetzt steht Richard Mdluli (Foto), Leiter der Criminal Intelligence der Polizei, einer Art Bundeskriminalamt, in den Schlagzeilen: Er soll vor Jahren einen Rivalen um die Gunst einer Frau ermordet, als Polizeichef Gelder veruntreut und seiner Verwandtschaft etliche Posten zugeschanzt haben. Er wurde vom Dienst suspendiert, im März dieses Jahres aber wieder in sein Amt eingesetzt und erst jetzt, nachdem neue Vorwürfe gegen ihn laut wurden, zunächst auf einen anderen Posten abgeschoben.
Um Mdluli ranken sich abenteuerliche Geschichten. Auf eine gegen ihn ermittelnde Beamtin ist im April geschossen worden; wenig später versuchten unbekannte Motorradfahrer, sie mit ihrem Wagen von der Straße abzudrängen. Sie erstellte ein umfangreiches Dossier gegen Mdluli und forderte neue Ermittlungen; wenig später wurde sie vom Dienst suspendiert. Bei einem Anwalt, der eine eidesstattliche Versicherung gegen Mdluli in Verwahrung hatte, wurde eingebrochen, sein Laptop ist verschwunden, während Schmuck und Bargeld unangetastet blieben.

Hätte ein Autor das alles erfunden, sein Buch wäre als vollkommen unglaubwürdig verrissen worden.

Aber auch der gemeine Polizist entspricht oft nicht dem hehren Beamten-Ideal. Ende April legte „Corruption Watch“ eine Untersuchung vor, nach der im Großraum Johannesburg bereits jeder zweite Polizist sich hat bestechen lassen; jeder vierte Autofahrer hat bereits Bestechungsgeld bezahlt – sogar verständlich, wenn man damit einer Nacht in einem südafrikanischen Gefängnis entgehen kann. „Das Argument, in der Polizei gebe es lediglich einige wenige ‚verfaulte Äpfel’, ist längst nicht mehr haltbar“, kommentierte die „Times“.

Montag, 7. Mai 2012

Der Weg zum Oppelskopp

Treffpunkt Tafelberg-Parkplatz, morgens um 9.00 Uhr. Die meisten Wanderer sind zu dieser Zeit bereits unterwegs – auch im Herbst gilt es, die frühen Morgenstunden zu nutzen, weil es tagsüber immer noch recht warm werden kann. An der Talstation steht bereits eine lange Schlange parkender Autos – auch die Seilbahn hat schon viele auf 1000 Meter Höhe transportiert. Wir aber gehen heute zu Fuß. Haben wir auch genug Wasser mit? Auf geht’s!
Ein schmaler Pfad führt gemächlich nach oben. Einer? Auf den Tafelberg führen viel mehr als 100 – manche richtig zum Klettern, viele aber auch für ungeübte Bergsteiger gangbar. Wir wollen heute zum Oppelskopp; eine eher leichte Route, die auch nicht bis ganz nach oben führt. Angelegt worden sind die Wege schon vor geraumer Zeit, die Parkverwaltung kämpft das Dickicht immer mal wieder nieder, aber manchmal ist es ganz gut, eine Gartenschere dabei zu haben. Auch um die „alien plants“, die fremden Pflanzen, auszureißen, die unsere Führerin Eva immer mal wieder entdeckt. Und sie warnt vor dem „Blister Bush“: Nicht anfassen – das gibt Blasen auf der Haut, die mehrere Tage lang heftig jucken.
Konzentriert setzen wir Fuß vor Fuß, denn oft liegen Steine im Weg, und manchmal geht es neben dem Pfad steil nach unten. „Eigentlich gibt es im Tafelbergmassiv immer wieder tödliche Unfälle“, ermutigt uns Bill, unser zweiter Bergführer. Das Wetter schlage manchmal ganz schnell um, vor einigen Jahren hätten sie wegen Nebels plötzlich nicht mehr sehen können, wo die Abzweigung nach unten war, und seien auf dem Berg umhergeirrt, bis eine leere Konservenbüchse ihnen gezeigt habe, dass sie wirklich auf dem richtigen Weg waren. Und unser Mitwanderer erzählt, dass ihr Führer sich einmal verlaufen habe, sie dann bei einbrechender Dunkelheit nichts mehr gesehen und dann auf dem Tafelberg oben auf dem nackten Boden übernachtet hätten…
Mittlerweile ist es warm geworden, die Sonne brennt, eine kurze Hose wäre jetzt gut. Die Wasserflaschen kreisen, wir haben bereits gut Höhe gewonnen. „Da hinten ist unser Ziel“, zeigt mir Bill: Der Oppelskopp ist in Sichtweite. Nach einer halben Sunde ist der kleine vorgelagerte Felsenhügel erreicht, ein Pärchen genießt dort mit uns die Aussicht auf Kapstadt, der Wind trocknet das durchnässte Hemd, aus den Rucksäcken werden die Vorräte ausgepackt, und Eva hat sogar eine Flasche Rotwein mit fünf (Plastik-)Gläsern mitgeschleppt: Picknick auf dem Tafelberg!
Auf dem Rückweg zeigt Bill auf eine Schlucht, in der unschwer ein Serpentinenweg zu erkennen ist: „Das ist Platteklip Gorge – der Weg geht ganz nach oben auf den Tafelberg. Das machen wir dann nächstes Jahr!“

Sonntag, 6. Mai 2012

Jessica und das K-Wort

Twittern ist gefährlich. Das hat Gouverneurin Helen Zille bereits erfahren, als sie von „Flüchtlingen“ aus der Ostkap-Provinz sprach, Gewerkschafts-Chef Vavi lässt es nach ersten unbeachteten Versuchen jetzt ganz sein, und das Kapstädter Model Jessica Leandra dos Santos weiß es seit diesem Wochenende auch.

Am vergangenen Donnerstag fühlt sich Jessica beim Einkauf belästigt und twittert, sie habe es einem arroganten K****r im Sparladen so richtig gegeben; eigentlich hätte sie ihm eine scheuern sollen. Das K-Wort, das die meisten südafrikanischen Zeitungen nur mit Sternchen drucken, steht für ein heftiges Schimpfwort und ist verpönt, vergleichbar mit „Nigger“ in den USA. So etwas zu benutzen, ist politisch nun wirklich nicht korrekt.

Nach diesem Twitter-Satz bricht über der blonden 20jährigen ein Sturm der Entrüstung los. Die Strafe erfolgt innerhalb von 24 Stunden: Netzaffine Sponsoren lassen sie wie eine heiße Kartoffel fallen, eine Zeitschrift streicht sie als Model-Gewinnerin 2011, erkennt ihr den Titel ab und nimmt ihre Fotos von der Webseite; man wolle mit ihr jetzt nichts mehr zu tun haben.

Ihre Entschuldigung hilft da auch nicht mehr viel – sie bedaure ihren emotionalen Ausbruch und hätte das eigentlich anders verarbeiten sollen. Jessica will jetzt gecoacht werden, um auf sexuelle Belästigungen künftig besser zu reagieren.

Wie wäre es mit: weniger twittern?

Samstag, 5. Mai 2012

Begegnungen

Marie
„Hallo, ich heiße Marie“, sagte die große Blondine und gab mir freundlich die Hand. Auf Englisch klingt das noch netter, und ich versuchte, mich und mein Anliegen ebenso freundlich vorzustellen. Marie geleitete mich zu einem Stuhl, ich setzte mich, und dann legte sie mich flach – und noch etwas flacher: Zahnarztstühle können einen in die unmöglichsten Lagen versetzen.
Eine Krone war mir herausgefallen, und Marie sollte sie mir wieder einsetzen. Dass ich im Besitz einer Kreditkarte war, verschaffte mir den Eintritt in die Praxis, ein Termin war schnell gemacht – für Barzahler ist das südafrikanische Gesundheitswesen ziemlich effizient.
Die Wartezeit war kurz - und sie hat auch gar nicht gebohrt. Mit einigen „sorry for that“ untersuchte Marie das Malheur ziemlich gründlich, jeder Handgriff wurde kurz angekündigt, und ein gemurmeltes „we are almost there“ kündete vom nahen Ende der Behandlung. Nach 25 Minuten (inklusive Warten) war die Krone wieder an ihrem Platz, die Rechnung ausgestellt und die Praxis um 50 Euro reicher.
Zum Abschied hat mir Marie noch einmal zugelächelt. Fast schade, dass ich sie wohl nicht wiedersehen werde.

„Fellow Seat“
„Hi, my fellow seat“, ruft mir die unbekannte junge Frau im Artscape-Theater zu, als sie den Sitz neben mir ansteuert, sich im Schneidesitz auf ihm niederlässt und gelassen ihre Bierdose öffnet. Ein Opernbesuch in Kapstadt bringt immer wieder Überraschungen.
Das Artscape brachte in dieser Woche vier Aufführungen einer neuen afrikanischen Oper, komponiert von Neo Muyanga, einem Multitalent, das in Triest studiert hat und in „The Flower of Shembe“ ein mythisches Zulu-Märchen von Herrschern, Sklaven und Befreiung erzählt. Seine Musik ist stark von traditionellen Zulu-Gesängen inspiriert, reicht aber bis hin zu Andrew Lloyd Webber. 15 Minuten vor Beginn der Aufführung, als wir mit deutscher Pünktlichkeit eintreffen, ist der Saal völlig leer, fünf Minuten vorher denke ich, dass es eigentlich schade ist, wie wenig das Publikum solch ein Angebot annimmt, dann kommt mein „fellow seat“, und alsbald ist das Parkett fast völlig besetzt.
Von der Oper verstehe ich nur wenig, nach einer guten Stunde ist die Befreiung vollzogen, der Beifall herzlich, aber – wie immer in Kapstadt – nur kurz, und mein „fellow seat“ lässt Bierdose und angefangene Stulle beim schnellen Abgang liegen. Ihr Freund kehrt aber noch einmal zurück und sammelt das alles ein: Ende gut, alles gut!.

Tanken
Als wir heute Abend bei der Tankstelle anhalten, ist wenig Betrieb. Wir werden mit großem Hallo empfangen, und gleich fünf Tankwarte kümmern sich um uns – vier um die Scheiben, einer ums Benzin. Der Literpreis ist gerade wieder einmal kräftig gestiegen; ein Liter Super kostet jetzt umgerechnet 1,10 €, sehr zum Leidwesen der Autofahrer. Aber noch immer nehmen die Tankwarte einem alle Arbeit ab. Als einer an die Scheibe meiner Seitentür klopft und ich mich etwas irritiert zu ihm umdrehe, spritzt er mit Wasser mich voll, nein, natürlich die hochgedrehte – und jetzt zu säubernde – Scheibe, und freut sich diebisch. Klar, dass die Mannschaft ein ordentliches Trinkgeld bekommt – davon leben sie schließlich weitgehend.

Montag, 30. April 2012

Khulubuse fährt Maserati

Khulubuse Zuma, Neffe von Präsident Jacob Zuma, ist öfter in den Schlagzeilen, am Wochenende wieder. Gemeinsam mit Zondwa Mandela, einem Enkel von Nelson Mandela, steht er der Minengesellschaft Aurora Empowerment Systems vor, die ihren mehr als 5.000 Arbeitern seit zwei Jahren keinen Lohn bezahlt hat und ihnen damit rund 4,5 Millionen Rand schuldet, während die Direktoren sich mutmaßlich Millionen in die eigene Tasche gewirtschaftet und auch den ANC großzügig mit Spenden versorgt haben.
Aurora ist mittlerweile pleite gegangen, und jetzt war der Gerichtsvollzieher bei Khulubuse. Er beschlagnahmte drei seiner ungefähr 15 Autos, ein paar Möbel und technische Geräte; alles zusammen brachte bei der Versteigerung Ende April 160.000 Rand – längst nicht genug: Eine Sicherheitsfirma hatte den Titel erwirkt und gehofft, so wenigstens einen Teil der ihr geschuldeten 10 Millionen Rand einzutreiben.
Insgesamt sollen die Schulden von Aurora sich auf mehr als 500 Millionen Rand belaufen. Die beiden Direktoren haften persönlich, aber Khulubuse Zuma zeigt sich dennoch optimistisch. Er brauche nur ein Jahr, meinte er jetzt zum „Sunday Independent“, dann seien alle seine Schulden bezahlt. Khulubuses Maserati blieb vom Gerichtsvollzieher schon einmal verschont: Er hatte ihn rechtzeitig seiner Verlobten überschrieben.

Freitag, 27. April 2012

Woodstock entwickelt sich

Auf dem Neighbourgoods Market im Kapstädter Stadtteil Woodstock drängeln sich am Samstag die Genussbegeisterten. Regionales, Biologisches, Handgemachtes hat auch in Südafrika Konjunktur. Ein Teil der weißen Südafrikaner erfindet sich hier neu, hat einen Lebensstil und Verdienstmöglich-
keiten entdeckt (siehe Blog-Eintrag vom 8.8.2010). Inzwischen gibt es solche Märkte auch anderswo; in Braamfontein - das ist in der Innen-stadt von Johannesburg - wurde im September ein Neighbourgoods Market eröffnet. Andrew Harding, der BBC-Korrespondent, hat darüber unter der Überschrift „Oysters on the mean streets of Johannesburg“ über die Veränderungen in Johannesburgs Stadtzentrum berichtet.
“There were oysters on ice - served by a couple who could not keep their hands off each other - fresh cheeses, home-made pies, cocktails and long communal tables packed with middle class South Africans, all housed inside a converted multi-storey car park overlooking the Nelson Mandela bridge. By the early afternoon the terrace bar was an eclectic mix of twenty-somethings. Sporty white men in shorts sat next to elegantly coiffed black women students. Cocktails and giggles followed along with a glimpse of the ‘rainbow nation’ that is still flourishing in parts of South Africa, when it is not being buried beneath a mountain of bad headlines and divisive political rhetoric. Unlike a few other ‘yuppy’ oases in more grimy corners of Johannesburg, the market in Braamfontein seems a natural extension of the energy on the streets outside, where new art museums compete for attention beside coffee shops and glass fronted restaurants.”
Und auch in der Umgebung der Kapstädter Old Biscuit Mill an der Albert Road bewegt sich etwas. Ein Beispiel ist die Woodstock Foundry. Drei renovierte, miteinander verbundene Gebäude beherbergen nun Werkstätten, Geschäfte, einen bei jungen Damen angesagten Friseur, ein Café und einen Co-working Space, in dem auch Journalistinnen ihren Schreibtisch haben. Alles gruppiert um Innenhöfe mit faszinierender Bodenpflasterung.
Gegenüber bieten Jason and Dale bei „Delos“ Hunderte Kronleuchter an, die sie bei Einkaufstouren in aller Welt erworben haben. Dazu alte Panzerschränke, Spiegel… Europas Glanz und Gloria. Aus der Schweiz haben sie die Einrichtung einer Apotheke von 1880 nach Kapstadt gebracht. Die Gebäude „St. Mary’s Chapel und die dazugehörige Schule haben die beiden mit einem Erpachtvertrag für 99 Jahre von der anglikanischen Kirche gepachtet.
Auf der anderen Straßenseite wurde eine jüdische Synagoge in eine Galerie umgewandelt, im Gemeindehaus werden handgefertigte Möbel angeboten – atemberaubend schön, einfach „awesome“, wie man hier sagt.

PS: Wer die weite Reise nach Südafrika scheut, kann auch in die Hamburger „Fabrik“ gehen: Dort gibt es seit Oktober einen Wochenendmarkt nach Kapstädter Vorbild, in bestem Deutsch als erster Indoor-Gourmetmarkt angepriesen. Dahinter steht das Hamburger Geschwisterpaar Marie Biermann und Max Schittek. Biermann hat zwei Jahre in Südafrika gelebt: „In Kapstadt gehörte es zum Alltag – ein oder zwei Stunden Brunchen, Freunde treffen, Einkaufen – alles unter einem Dach”, erzählte die 32-Jährige dem „Hamburger Abendblatt“. Ottensen, wo die „Fabrik“ steht, hat sich ja ohnehin in den letzten zehn Jahren vom alternativen zu einem angesagten (und stellenweise teuren) Stadtteil entwickelt.