Südafrikas Polizei hat keinen besonders guten Ruf. Einige der für die Sicherheit im Land verantwortlichen Personen haben selbst gegen Recht und Ordnung verstoßen, manche Geschichten klingen geradezu erfunden wie in einem schlechten Roman. Der Polizeichef Jackie Selebi wird 2009 seines Amtes enthoben und ein Jahr später wegen Korruption und Verbindungen zur organisierten Kriminalität zu 15 Jahren Haft verurteilt; die Frau des Ministers für nationale Sicherheit muss als überführte Drogenschmugglerin ins Gefängnis (der Minister hat sich mittlerweile scheiden lassen); der von Präsident Jacob Zuma 2009 zum Polizeichef ernannte Bheki Cele wird zwei Jahre später wegen Korruption seines Amtes enthoben; und jetzt steht Richard Mdluli (Foto), Leiter der Criminal Intelligence der Polizei, einer Art Bundeskriminalamt, in den Schlagzeilen: Er soll vor Jahren einen Rivalen um die Gunst einer Frau ermordet, als Polizeichef Gelder veruntreut und seiner Verwandtschaft etliche Posten zugeschanzt haben. Er wurde vom Dienst suspendiert, im März dieses Jahres aber wieder in sein Amt eingesetzt und erst jetzt, nachdem neue Vorwürfe gegen ihn laut wurden, zunächst auf einen anderen Posten abgeschoben.
Um Mdluli ranken sich abenteuerliche Geschichten. Auf eine gegen ihn ermittelnde Beamtin ist im April geschossen worden; wenig später versuchten unbekannte Motorradfahrer, sie mit ihrem Wagen von der Straße abzudrängen. Sie erstellte ein umfangreiches Dossier gegen Mdluli und forderte neue Ermittlungen; wenig später wurde sie vom Dienst suspendiert. Bei einem Anwalt, der eine eidesstattliche Versicherung gegen Mdluli in Verwahrung hatte, wurde eingebrochen, sein Laptop ist verschwunden, während Schmuck und Bargeld unangetastet blieben.
Hätte ein Autor das alles erfunden, sein Buch wäre als vollkommen unglaubwürdig verrissen worden.
Aber auch der gemeine Polizist entspricht oft nicht dem hehren Beamten-Ideal. Ende April legte „Corruption Watch“ eine Untersuchung vor, nach der im Großraum Johannesburg bereits jeder zweite Polizist sich hat bestechen lassen; jeder vierte Autofahrer hat bereits Bestechungsgeld bezahlt – sogar verständlich, wenn man damit einer Nacht in einem südafrikanischen Gefängnis entgehen kann. „Das Argument, in der Polizei gebe es lediglich einige wenige ‚verfaulte Äpfel’, ist längst nicht mehr haltbar“, kommentierte die „Times“.
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