Samstag, 16. April 2011

Alarm

(la) Unser Nachbar hatte gestern abend alle Schuld auf seine Frau abgewälzt: „Louise hat das Management der Sicherheitsanlage übernommen, und die ist nun einmal ziemlich kompliziert!“ Der Sirenenalarm hatte uns mehrfach auf die Terrasse gebracht, von wo aus man die Einfahrt zum Nachbargrundstück überblicken kann: Alles ruhig - nur die Sirene nicht. Beim dritten Alarm haben wir den abwesenden Nachbarn dann doch auf dem Handy informiert, und wenige Minuten später kam Johann, um nach dem Rechten zu sehen. Fehlalarm!
Heute morgen schrillt die Sirene bis zum Mittag fünfmal - und die Nachbarn sind wieder unterwegs. Telefonisch bitten sie uns um Amtshilfe: Vermutlich hätten sich Klappläden auf dem Balkon, vom Wind ermutigt, selbständig gemacht und den Alarm ausgelöst; die Sicherheitsleute sollten mal nachschauen, und wir hätten doch gerade die große Leiter geborgt…
Wenige Minuten später steht ein Wagen der Sicherheitsfirma ADT vor der Tür. Mit der Pistole im Halfter klettert der junge Mann, sichtlich ungeübt, über das Tor und prüft das Haus: Alle Fenster dicht, die Klappläden festgezurrt. „Seems okay“, sagt Themba und klettert wieder auf die Straße.
Auf seiner 12-Stunden-Schicht fährt er nur im Stadtteil Tamboerskloof Streife. „Nach einem Alarm bin ich innerhalb von drei Minuten da“, sagt er stolz. Drei Monate ist er für diesen Job geschult worden, aber sehr oft kommt er nicht zum Einsatz. „Ein-, zweimal im Monat werden wir alarmiert“, sagt er - meistens, nachdem parkende Autos aufgebrochen wurden.
In seinem Wagen hat Themba Verbindung zur Polizei (SAPS) und zur Tamboerskloof Neighbourhood Watch, einer Selbsthilfegruppe der Stadtteilbewohner, die auch Streife gehen/fahren. Wenn der Alarm mit Druck auf einen „Panic Button“ im Haus ausgelöst wird und also vermutlich im Haus ein Problem besteht, soll er nicht auf eigene Faust tätig werden, sondern auf die Polizei warten. TBK Watch ist mit der Polizei (SAPS) vernetzt.
Oft genug reicht die pure Präsenz. „Wenn hier um Mitternacht Leute herumspazieren, dann suchen die doch vermutlich eine Gelegenheit“, sagt Themba. „Wir fragen dann, was sie hier wollen - aber mehr können wir nicht machen. Hier darf ja jetzt jeder jederzeit herumspazieren.“
Neulich abends hat er drei Afrikaner beim Aufbrechen eines Autos gestört. Eine Anzeige wollte der Besitzer des Wagens aber trotzdem nicht machen: Das sei zuviel Papierkram, und die Diebe kämen ja doch am nächsten Tag wieder frei. „Aber bedankt hat er sich bei mir, dass ich meinen Job mache“, sagt Themba und fährt weiter Streife.

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