(la) Mit seinen Klick-Lauten macht uns Njongo schnell klar, dass wir ihm in Xhosa so schnell nichts erzählen werden. Ein Klick-Laut geht ja noch, aber als unser Führer durch das Green Point-Stadion eine Xhosa-Version von „Fischers Fritz fischt frische Fische“ vorführt, geben alle lachend auf. Und Njongo freut sich: „Nichts für ungut!“ Eine gute Stunde zeigt er uns das WM-Stadion. Njongo ist knapp 30, wohnt im Township Langa, hat nach der Schule zunächst am Empfang einer Firma gearbeitet, sich weitergebildet und verdient jetzt als Führer durch das neue Stadion seinen Lebensunterhalt.
An drei Tagen in der Woche kann man das Stadion in Green Point besichtigen. Was von außen ein imposanter Bau ist, erweist sich von innen als höchst funktional - selbst die Präsidenten-Suite, in der die Herren Zuma und Blatter die WM-Spiele verfolgt haben, ist nicht besonders luxuriös, sondern eher spartanisch ausgestattet. Die VIPs haben Ledersitze, keine Plastikschalen - aber das war’s dann auch.
Wir wissen jetzt, wo sich Michael Ballack & Co umgezogen und geduscht haben und wo die Polizisten sich während der Spiele aufhalten; selbst an drei Gefängniszellen für Randalierer haben die deutschen Architekten gedacht. Nur wie das Stadion, das bis zu 72.000 Menschen fasst, im Alltag unterhalten werden kann, weiß niemand so recht. Die Baukosten beliefen sich auf gut 400 Millionen Euro, und die mindestens 100-tausend Euro im Monat für den laufenden Betrieb müssen erst einmal erwirtschaftet werden.
„Noch sehen Sie hier keine Werbeflächen,“ erzählt Njongo; „das Stadion ist gerade erst an die Stadt übergeben worden. Aber darüber wird gerade verhandelt.“ Die französisch-südafrikanische Firma, die das Stadion managen sollte, hat im letzten Herbst aufgegeben und der Stadt den schwarzen Peter zugeschoben: zuwenig Einnahmen. Die VIP-Räume könne man mieten, sagt Njongo, aber für eine Geburtstagsfeier gibt es sicher nettere Räumlichkeiten. „Gefilmt wird hier auch - vor einigen Tagen war Denzel Washington hier.“
Davon hatten wir schon in der Zeitung gelesen: Washington dreht in Kapstadt gerade den Thriller „Safe House“, Straßenabsperrungen erinnern die Kapstädter fast jeden Tag daran, und drei Nächte hat das Filmteam das Stadion in Beschlag genommen. Taghelle Beleuchtung, Schießereien im Stadion, ein Helikopter kreisend darüber - die Anwohner in Greenpoint und Mouille Point waren erbost über den Lärm und die fehlende Information. In einer Woche wird es wieder laut, aber vielleicht nicht ganz so störend: Da gibt Neil Diamond ein Konzert.
„Bis wir die Kosten gedeckt haben, ist noch ein langer Weg“, sagt Njongo. Das von Blatter durchgesetzte Stadion in Green Point wird die Stadt, also die Steuerzahler, noch einiges kosten.
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