„Wir bieten das beste Frühstück aller B&Bs in Kapstadt an“, sagt Chris unter Verweis auf ihren schweizerisch-südafrikanischen Hintergrund. „Bei uns gibt es das beste Frühstück im Western Cape“, behauptet der vor 45 Jahren nach Südafrika eingewanderte Franke Gerhard in Montagu. „Was uns auszeichnet, ist das großzügige, gesunde Frühstück“ - so heißt es fast in jeder Selbstbeschreibung der kleinen Gästehäuser.
Und sie haben alle Recht. Bei Chris gibt es nicht nur (in Südafrika teuren) Käse, sondern auch verschiedene Brotsorten und frische Früchte. Gerhard präsentiert den hauchdünnen Eierkuchen mit Nürnberger Rostbratwürsten (“die macht ein Afrikaaner in der nächsten Stadt, der glaubt, alles Gute kommt aus Deutschland“) und seine Frau, Baroness Iris, hat frisches Aprikosenkompott mit ganz feinem und auch selbstgemachtem Gebäck dazu gestellt. Bei Angelique am Strand von Yzerfontein ist der Tisch jeden Morgen in anderen Farben und mit erlesenen Porzellan gedeckt, in der Old Mill Lodge gibt es frisch gebackene Käse-Scones und einen Heizlüfter neben dem Stuhl, damit man es schön warm hat. Bei Joan in Clanwilliam kann man zwischen drei Sorten Toast wählen, der gebräunt an den Platz gebracht wird.
Mit anderen Worten: Das Übernachten in den kleinen Familienbetrieben ist angenehm. Und fast immer ergeben sich interessante Gespräche mit den Gastgebern und den anderen Besuchern. Nur preiswert ist es längst nicht mehr, manchmal regelrecht teuer. Vor Jahren hieß es, dass Südafrika als Reiseland 30 Prozent billiger sei als Deutschland. Derzeit ist manches, wenn auch nicht alles, so teuer wie bei uns.
Das liegt zum einen an dem starken Rand, zum anderen aber auch an der Preispolitik in Südafrika. Getragen von der Popularität ihres Landes haben Gästehäuser und Hotels die Preise weit stärker erhöht als die Inflation Prozentpunkte hatte. Für die Zeit der WM hatten sie die Preise so weit heraufgesetzt, dass am Ende viele teure Hotelzimmer leer blieben, während die preiswerten backpackers voll waren.
Jetzt wird auch hier kritisch über die für viele Mittelschichtgäste aus Übersee zu hohen Preise diskutiert. Selbst der Tourismusminister Marthinus von Schalkwyk hat dieser Tage gesagt, dass man noch mehr Besucher ins Land locken könnte, wenn man die Übernachtungspreise angemessen („right“) gestalten würde. Das Land hat im Vorfeld der WM viel in die Infrastruktur investiert und will nun das verbesserte Image nutzen, um die Zahl der Gäste im Jahr 2015 auf 13.5 Millionen zu steigern. Im Ranking der Länder liegt Südafrika nach der Statistik von „Brand Finance“ nun auf Platz 40 - vor Portugal, Argentinien und Neuseeland.
Mit den Personalkosten lassen sich die hohen Preise nicht begründen. Eine Hausangestellte verdient gerade 150 Euro im Monat, und eine Insiderin der Hotelwirtschaft hat uns erzählt, dass die großen Betriebe die Reinigung der Räume „outgesourct“ haben, d.h. auch nur so viele Zimmer täglich warten lassen, wie sie gerade Gäste haben. Hier in Kapstadt zahlt eine Hotelkette der Reinigungsfirma gerade mal 9,99 Rand, also etwas mehr als einen Euro für ein Zimmer.
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