Polizeiminister General Bheki Cele hat vor gut einer Woche die jüngste Polizeistatistik vorgelegt. Danach ist bei bestimmten Verbrechen, etwa Mord, ein Rückgang zu verzeichnen. Das wurde in der Öffentlichkeit mit Erleichterung aufgenommen, aber auch sogleich angemerkt, dass die Kriminalität immer noch viel zu hoch ist, die Menschen sich weiterhin unsicher und bedroht fühlen und es keinen Grund gibt, selbstgefällig den Rückgang herauszustreichen. Experten haben auch bereits Zweifel an einzelnen Statistiken angemeldet.
Zu den Verbrechen, die zugenommen haben, gehört der Viehdiebstahl. Das ärgert die Farmer, die mit Patrouillen und webcams selber mobil machen. Dagegen hat die Zahl der Autoentführungen um 6,8 Prozent abgenommen. Es werden keinesfalls nur kleine Personenkraftwagen gekapert. Zwischen April letzten und März dieses Jahres wurden 1412 Lastwagen entführt, etwas weniger als im Jahr zuvor (1437). Ein Fahrer hat der „City Press“ erzählt, wovor er sich fürchtet: „Bei Port Shepstone gibt es eine Stelle, wo es bergauf geht. Ein Auto überholt Dich und bremst dann ab. Wenn Du dann langsam fährst, springen Leute aus einem anderen Auto auf den Laster und fangen an, die Fracht hinabzuwerfen.“ Andere Gangster zwingen die Fahrer mit Waffengewalt, anzuhalten oder abzubiegen, manche benutzen dazu auch blaue Sirenen, wie die Polizei sie hat, oder bedienen sich sogar der Polizeiwagen selbst. Auch die Fahrer werden ihrer persönlichen Gegenstände beraubt und irgendwo ausgesetzt, während die Diebe mit Laster und Ladung davonfahren.
Im Vorfeld der WM ist die Zahl der Polizisten deutlich erhöht worden und beträgt jetzt mehr als 200.000. Man sieht auch deutlich mehr Streifenwagen. Als wir vor Jahren mit einer engagierten Einwohnerin durch Kalk Bay gingen und ein Polizeiauto sahen, entfuhr es ihr: „Oh, ich glaube es nicht, ein Polizeiauto. Schon lange keines mehr gesehen.“
Auch die Verkehrspolizei zeigt heute Präsenz. In Clanwilliam werden wir an den Straßenrand gewunken; der alte deutsche Führerschein wird mit Interesse studiert, wir müssen demonstrieren, dass alle Lampen des Leihwagens funktionieren und werden dann freundlich verabschiedet. Als wir eine halbe Stunde später noch einmal die Main Road entlangfahren, sind wir erneut dran. Doch der Polizist erkennt uns wieder und winkt uns mit einem charmanten „Wir wollten sie nur noch mal willkommen heißen“ wieder auf die Fahrbahn zurück.
Der südafrikanische Polizei-„General“ Cele versteht es, Volkes Stimme aufzugreifen. Waren die häufig korpulenten Polizisten bisher nur das Gespött der Leute, bekommen sie nun Druck von oben: Sie sollen abnehmen und regelmäßig ins Fitnessstudio gehen. Wer nicht mehr in seine Polizeiuniform passt, soll keine neue bekommen, sondern sich einen neuen Job suchen. Auf englisch heißt das kurz und bündig: „Shape up or ship out.“
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