Drei Tage ländliches Kulturfest liegen hinter uns: Wir haben am Wochenende das Voorkamerfest in Darling besucht. Die Idee ist bestechend: Man kauft ein Ticket und bekommt eine Wundertüte – drei kulturelle Angebote à 20 Minuten, dargeboten in Wohnzimmern von Menschen in Darling. Die Karten konnte man ab 1. Juli bestellen, rasches Handeln war angesagt – und noch schlimmer war die Herbergssuche: Manches Quartier ist bereits heute für 2011 ausgebucht.
Karten hatten wir problemlos bekommen, sogar für drei Touren – nur bei der Unterkunft mussten wir heftig suchen: Darling war schon ausgebucht, im 20 Kilometer entfernten Yzerfontein bekamen wir das letzte Zimmer in einem B&B.
Als wir am Freitagnachmittag in Darling ankamen, summte und brummte es bereits in dem kleinen Dorf; mit Mühe ergatterten wir einen Parkplatz. Die Organisation klappte hervorragend, kurz nach 17 Uhr saßen wir mit zwei Dutzend anderen Menschen in zwei afrikanischen Taxis (= Minibussen) und fuhren zu unserem ersten Wohnzimmer: Dort hörten wir Guy Buttery, einen in der Szene vermutlich sehr bekannten Gitarrenkünstler, der das Instrument gerade wieder neu erfunden hat und ihm wirklich erstaunliche Töne entlockte. (Das Haus gehörte übrigens Kapstadt-„Flüchtlingen“, die vor 14 Jahren nach Darling gezogen waren, um ihre Kinder hier großzuziehen und dies nicht bereut haben.)
Unsere zweite Station war im Township von Darling, eine Stand-up Comedian, die ihr Programm in Afrikaans darbot – einiges konnte man trotzdem verstehen, viel Gelächter aber ging an uns vorbei. Auch die dritte Station war im Township: eine afrikanische Tanzgruppe, deren Darbietung wohlwollend aufgenommen, aber vermutlich von niemand recht verstanden wurde.
Ähnliche Kulturtourneen gab es Samstag und Sonntag – mit einer klassischen Harfenistin (sie spielte in dem Haus einer Weißen aus Simbabwe, die vor vier Jahren nach Darling gezogen war und bedauerte, nicht schon 30 Jahre früher dorthin gekommen zu sein), zwei Kleinkunst-Pantomimen und einer an deutsche Ländlermusik erinnernde blinde Buren-Band und – am Sonntag – einer ambitionierten jungen Sängerin, die Miriam-Makeba-Lieder und Aretha-Franklin-Songs einstudiert hatte, einem schwarzen Stand-up-Comedian, der witzig Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß aufs Korn nahm und einem Flötenspieler, der mit Klavierbegleitung klassische Fauré-Stücke intonierte. Und dabei hatten wir nur drei von sieben möglichen Kultur-Touren absolviert…
Darling platzte an diesem Wochenende aus allen Nähten. So langsam begreifen wir die Bedeutung dieser ländlichen Kulturfeste – der Staat gibt hierfür kein Geld mehr, jetzt organisieren die Menschen die Feste selbst. Und auch wenn sie überwiegend „weiß“ sind, bringen sie doch ein wenig Miteinander: Wir kennen jetzt zumindest drei Township-Häuser von Darling von innen, deren Bewohner sich zum Mitmachen entschlossen hatten – beides im Südafrika von heute keine Selbstverständlichkeiten.
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