Gestern abend waren wir bei Bambi Kellermann. Bambi ist Evita Bezuidenhouts kleinere Schwester und wird ebenfalls von Pieter-Dirk Uys verkörpert, der als Bambi immer erklärt, dass die beiden Schwestern sich hassen und niemals, niemals gemeinsam an einem Ort anzutreffen seien.
Im Fugard-Theater hieß das Programm „F.A.K. Songs and other Struggle Anthems“ (F.A.K. steht dabei für Federation of Afrikaans Cultural Organisation, aber die sexuelle Anspielung ist durchaus gewollt), und es wurde heftig gesungen – Uys spielt mit Marlene Dietrich und Kurt-Weill-Liedern, die auf südafrikanische Verhältnisse umgedichtet wurden.
Der Aufführungs-Ort atmet südafrikanische Geschichte: Ursprünglich war das Fugard-Theater mal eine Kirche im District Six gewesen, dann – seit 1906 – ein Lager für ein Warenhaus. 1966 beschloss die Regierung, den Bezirk zum „weißen Gebiet“ zu erklären; die Vertreibung der 60.000 Bewohner gehört zu den bekanntesten Apartheid-Geschichten. Seit 2002 gehört das Gebäude zum (beeindruckenden) District Six Museum; seit kurzem ist dort das Fugard-Theater beheimatet, benannt nach dem südafrikanischen Dichter Anatol Fugard.
Mit auf der Bühne war „Bambi’s Bokkie Band“, und wir kannten viele der Musiker schon: Bis auf den Pianisten und Arrangeur Godfrey Johnson hatten wir sie alle schon bei MacMcKenzie’s Goema-Premiere gesehen. Und die Musik war wirklich ein Erlebnis; Godfrey (wir hatten ihn bei Mac kennen gelernt, als er mit ihm einige Lieder einübte) versteht sein Geschäft, und es war ein Vergnügen, ihm und den anderen zuzusehen (und zu hören!).
Aber Bambi hat nicht nur gesungen. Zwischen den Liedern erzählte sie ihre Geschichte – geboren als Baby Poggenpoel, verheiratet 1957 mit dem alten Nazi Joachim von Kellermann, der später in Paraguay Minister wurde, starb und eingeäschert immer mit Bambi weiter in der Welt herumreist – und verteilte satirische Spitzen zum Beispiel an Präsident Zuma, der in dieser Woche gerade von einem Staatsbesuch in China zurückgekehrt war („Gottseidank ohne eine chinesische Ehefrau“ – Zuma hat ja derzeit schon drei Ehefrauen und eine Verlobte, die ihn nach China begleitet hat) oder an den ANC, dessen Abkürzung man jetzt so dechiffriert: A New Corruption.
Das Publikum amüsierte sich, auch wenn einige Teile schwierig zu verstehen waren: manche Afrikaans-Texte für uns, manche deutsche Passagen für Südafrikaner, manche Anspielungen auf die Weimarer Republik, Josef Mengele und Martin Bormann für die historisch nicht so Bewanderten. Im Englischen würde man sagen: a must see! Sieben Vorstellungen in der Woche, 18 Tage lang: Ein starkes Programm. Hoffentlich gehen die Kapstädter hin!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen