Schon bei der Quartiersuche für das Voorkamerfest in Darling hatte Shaun gefragt, ob wir denn auch nach „Groote Post“ zum Essen kämen. Na klar, wir waren ja vor einigen Jahren schon einmal auf der 1706 gegründeten Weinfarm. Das Restaurant hatte damals geschlossen, aber schon die Räumlichkeiten waren bezaubernd. Und beim „tasting“ hatten wir damals eine Visitenkarte des Weinhauses Strathmann in ZEVEN gefunden, offenbar einer der Hauptimporteure.
Als erstes fragte Shaun, was wir trinken wollten. Dabei geht es - wie anderswo hier auch - gar nicht um die Art des Mineralwassers, sondern gleich um Wein. Diesen Landessitten zu folgen, wird auch dadurch erleichtert, dass manche Flasche Wein nicht mehr kostet als in den teureren Hamburger Restaurants das französische Tafelwasser. Und sollte man die Flasche nicht ganz schaffen - was eigentlich nur passieren kann, wenn man allein isst -, dann nimmt man sie einfach in die Hand und schlendert damit hinaus.
Wir haben Sauvignon Blanc des Jahrgangs 2010 geordert und gleich gelernt, dass auf Groote Post der beste Sauvignon Blanc des Landes wachse. Am Wochenende werde das auch in der „Sunday Times“ stehen. Einen Tag später bestellen wir beim umtriebigen Holländer in Yzerfontein deshalb wieder eine Flasche - diesmal kostet sie doppelt so viel, aber immer noch nur einen Bruchteil dessen, was bei uns im Restaurant für Wein verlangt wird (das fünf- bis siebenfache, sagen die Experten).
Weine in guter Qualität und auch sehr feine, die dann auch teurer sind, gibt es in Südafrika jede Menge. Und genau da liegt auch das Problem. Das Land hat nicht nur Weinberge, sondern auch einen Weinsee: überschüssige Produktion, die sich nicht gewinnbringend verkaufen lässt. In den vergangenen fünf Jahren hatten die Weinfarmer mit steigenden Kosten und sinkenden Margen zu kämpfen. Zwischen 2007 und 2010 sind laut PriceWaterhouse die Verkaufspreise um durchschnittlich 17 % gestiegen, während der Kostenanstieg doppelt so hoch war. Und der Export leidet unter dem starken Rand.
275 600 Menschen leben direkt und indirekt vom Weinanbau; 50 Milliarden Rand trägt er zur Wirtschaftsleistung bei. Die Farmarbeiter(innen) wollen (und brauchen) mehr Lohn, sie leben häufig auf dem Gelände, was Vor- und Nachteile, vor allem aber komplizierte Beziehungen zur Folge hat. Die Gewerkschaften klagen über willkürliche Behandlungen und nicht abgesicherte Wohnrechte, umgekehrt engagieren sich viele Farmer für die Erziehung und Ausbildung der Farmarbeiterkinder.
Nicht auf allen Farmen steht der Weinbau noch im Vordergrund; man kann dort wohnen, gut essen und feiern (Hochzeitsinszenierungen sind sehr beliebt), reiche Menschen kaufen sich eine Farm für life style living oder eco-living. Wieder andere erwerben eine, um mit dem Land zu spekulieren.
Auf jeden Fall ist es gut, wenn Ihr südafrikanischen Wein kauft und trinkt. Groote-Post-Weine gibt es in Hamburg beim Weinhaus Cord Stehr (dass vom Zevener Weinhaus Strathmann übernommen wurde), einen der von uns geschätzten Beyerskloof-Weine bei Jacques’s Weindepot, und wer es gern mit Siegel mag, kann Stellar-Organics-Weine bei der GEPA oder manchmal auch bei Rewe kaufen.
Wer aber am liebsten die feinen Hartenberg-Weine mag, der muss immer noch nach Südafrika reisen. Und das ist auch okay!
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