Freitag, 10. September 2010

Die Roiboos-Tour

Faizal Gangat, unser Tourguide-Freund aus Kapstadt, hatte uns zu einer Roiboos-Tour in Clanwilliam geraten, und am Telefon war sie mit Annette schnell ausgemacht: Treffpunkt Elandsberg Farm, übermorgen, 9.30 Uhr. Annette und ihr Mann Chris stellten sich als rüstige Rentner heraus, die auf der Farm gleich mehrere Geschäfte betrieben: ein B&B, eine Nursery, einen Shop mit Roiboos-Produkten – und eben die Info-Fahrten.
Annettes Großvater hatte auf dieser Farm in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem gezielten Anbau von Roiboos begonnen. Noch heute wächst diese Fynbos-Pflanze nur in der Gegend um Clanwilliam. (Eine Gegend übrigens, die zu den biologisch reichsten der Erde gehört: In einem Gebiet von 90x45 Kilometer finden sich doppelt so viele Pflanzenarten wie in ganz Europa. Und es gibt mehr als 260 Roiboos-Arten…)
Chris ist ein absoluter Botanik-Experte („My wife doesn’t call me a botanist, she calls me a passionist!“). Mit einem umgebauten Armeefahrzeug rumpelten wir über die Farm, hielten ab und zu, damit er seine Blumen pflücken konnte, und dann erzählte er faszinierende Geschichten, wie diese Pflanzen in der kargen Erde hier überleben und ihre Fortpflanzung organisieren.
Und dann kamen wir zum Roiboos. Die San nutzten ihn schon viele Jahrhunderte als Medizin; und vor Annettes Opa wurde er auch von den weißen Farmern nur wild geerntet. Erst seit 70, 80 Jahren gibt es große Plantagen.
Zum Auspflanzen nutzt man heute Maschinen, die aber per Hand mit den Setzlingen „gefüttert“ werden müssen. 15.000 Stück kann eine solche Maschine pro Tag pflanzen. Sechs Jahre kann man die Pflanze ernten, dann liegt das Feld sechs Jahre brach – Roiboos-Farmer brauchen Platz. Auch die Verarbeitung hat ihre Tücken: Spezielle Maschinen häckseln den Tee auf die gewünschte Länge; dicke Äste und andere unerwünschte Teile werden herausgerüttelt; der Tee wird durch Zusatz von Wasser fermentiert und dann wieder getrocknet: bis hin zur keimfreien Verpackung - eine Wissenschaft für sich.
Chris macht überzeugend Werbung für seine Farm, die sehr auf Qualität achtet. Das leitet zu seinem Farm-Shop über, und wir fuhren gut bepackt wieder von dannen.
In Wahrheit ist die Roiboos-Sache natürlich noch viel komplizierter als hier beschrieben. Wer nicht gleich zur Tour nach Südafrika fahren, den Qualitäts-Tee aber schon einmal kosten will (immerhin 60 % der Produktion werden nach Deutschland exportiert!): Es gibt da eine Adresse in Ulm, die liefert ihn frei Haus… Denn, so Anette selbstbewusst und geschäfttüchtig, wenn wir ihn einmal probiert haben, dann wollen wir keinen anderen mehr.

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