Morgen Nachmittag müssen die Parteien ihre Listen für die Kommunalwahl am 18. Mai eingereicht haben. Was auf den ersten Blick unspektakulär erscheint, ist in Südafrika höchst umstritten. Vor zwei Tagen stürmten unzufriedene ANC-Mitglieder das Parteibüro in Kapstadt, weil sie mit der aufgestellten Liste unzufrieden waren; gleich 18 ANC-Bezirke fühlten sich unzureichend repräsentiert. Als das Büromobiliar zu Bruch ging, wurde die Polizei gerufen; gegen 25 Parteimitglieder sollen jetzt Disziplinarverfahren angestrengt werden.
Der ANC zerfällt in viele Fraktionen, und gerade im Western Cape ist die Partei tief zerstritten. Da kommt es schon vor, dass die eine Fraktion der Behörde eine Kandidatenliste einreicht, die Gegenseite einen Tag später eine komplett andere Liste präsentiert und die Wahlleiterin daran erinnern muss, dass die Partei sich auf eine Liste einigen müsse. Im Ostkap wurde der Streit um die Liste sogar vor dem Obersten Gerichtshof ausgetragen; die dortige ANC-Spitze gewann vorgestern und will gegen die Abweichler, die den Prozess angestrengt hatten, jetzt ebenfalls disziplinarisch vorgehen.
Ähnlich „konterrevolutionäre Elemente“ hat die Partei auch in Mpumalanga, im Free State und in North West ausgemacht - die Listen zur Kommunalwahl scheinen in vielen Parteibezirken heftig umstritten.
Häufigster Grund: Auf Parteiversammlungen gewählte Kandidaten werden von der Partei oft wieder gestrichen, und durch „verdiente“ Mitglieder ersetzt - verständlich, dass das Wahlvolk da nicht immer begeistert ist.
Für frustrierte Parteimitglieder hatte ANC-Generalsekretär Gwede Mantashe gestern allerdings einen Trost parat: „Seinen Ärger auszudrücken, trägt zum Heilungsprozess bei.“
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