Samstag, 5. März 2011

Viehdiebstahl

Während die Kriminalität in vielen Bereichen stagniert oder (erfreulicherweise) leicht sinkt, werden immer mehr Fälle von Viehdiebstahl gemeldet. Dabei werden gar nicht alle angezeigt, weil der eine oder andere Farmer auch Komplizen oder Täter bei der Polizei vermutet. Was sich von Europa aus leicht als Mundraub ausnimmt - hungrige Menschen, die ein paar Schafe entführen und schlachten - (Foto von www.superstock.com), ist aber zunehmend auch ein kriminelles Gewerbe: immer besser organisiert und häufig auch gewalttätig.

Der Schaden durch Viehdiebstahl wird auf 40 Millionen € im Jahr geschätzt. Nun hat Stuart Graham für die Nachrichtenagentur SAPA das Ausmaß der Diebstähle und die Auswirkungen auf die Schaffarmer in der Region Ermelo (Provinz Mpumalanga) näher beschrieben: Dort hatten die Farmer lange ganz feine Wolle produziert, die an ebenso feine italienische Modehersteller verkauft wurde. „Das war das Sahnehäubchen auf Südafrikas Wolleproduktion“, so Petrus de Wet, Vorsitzender des nationalen Wollerzeugerverbandes.

Aber in den vergangenen Jahren hat der Viehdiebstahl die Herden mächtig dezimiert, Schafe sind ja am leichtesten zu stehlen. Wurden vor 10 Jahren im Highveld-Gebiet noch 100.000 Tonnen Wolle gewonnen, sind es jetzt nur noch 40.000.

Mit den Schafen gehen auch Jobs verloren: Petrus de Wet schätzt, dass der Diebstahl von 1.000 Schafen fünf Menschen den Job kostet. Und Arbeitsplätze in der Landwirtschaft werden ohnehin immer weniger.

Die Polizei sagt, es sei schwer, den Syndikaten auf die Spur zu kommen und ihnen etwas nachzuweisen. Die Diebe sind barfuss unterwegs und hinterlassen kaum Spuren, während die Bosse die Gegend und die Gewohnheiten ausspionieren. Vor Gericht haben sie gute Anwälte, einer soll einen Advokaten auf standby in Pretoria haben.

Einer der Farmer, die schließlich aufgegeben haben, ist Laurie Bosman, der auch als Abgeordneter der Democratic Alliance im Parlament sitzt. Ihm waren 100 Schafe gestohlen worden; die Polizei konnte herausfinden, dass sie im Hinterhof einer Stadträtin von Ermelo gelandet waren. Als die Polizei kam, waren sie bereits geschlachtet, das Fleisch war verpackt und verkauft worden. Die Stadträtin gab vor, von der Sache nicht zu wissen, da sie das Gelände bloß vermietet und die Kühlcontainer nicht bemerkt habe.

„Das ist es nicht wert“, hat sich Laurie Bosman gedacht und seine Tiere verkauft. Heute hat er nur noch 20, 30 Schafe, für den eigenen Verbrauch. „Und so haben es viele Farmer in dieser Gegend gemacht“, sagt er.

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