Montag, 21. März 2011

Nachbeben

Thomas Scheen am 19.3.2011 in der FAZ:

„Ganz schön was los in der Welt“, begrüßt mich mein Arzt an dem Morgen, an dem Japan sich auf eine nukleare Katastrophe gefasst machen muss. Doch was er meint, sind die von allerlei Kloppereien begleiteten Kommunalwahlen in Südafrika. Japan liegt auf den Knien, doch in Südafrika interessiert das keinen Menschen. In den Medien spielt sich die Katastrophe in Fernost auf den hinteren Seiten ab. Die größte Boulevardzeitung, „The Star“, macht auf mit Shabir Shaik und dessen neuerlichem Umzug ins Gefängnis, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Großgangster aus Durban doch nicht so krank ist, das eine Haftverschonung angezeigt wäre. Nur die Wirtschaftszeitung „Business Day“ stellt Japan auf die erste Seite, wenn auch nur aus Sorge um die Landeswährung Rand, deren Höhenflug sich vor allem mit billig in Japan geliehenem und in Südafrika investiertem Geld erklärt. Dass Südafrika mit dem Druckwasserreaktor in Koeberg als einziges afrikanisches Land über ein Kernkraftwerk verfügt, das zudem am Meer gebaut ist, scheint den Südafrikanern nur ein Achselzucken wert zu sein.

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