Freitag, 11. März 2011

(Süd-)Afrika und Libyen

(rwl) Wie sieht man denn in Südafrika die Entwicklung im Norden des Kontinents, wurden wir gefragt. Der Sturz der Diktatoren im Norden wird hier aufmerksam verfolgt, und die Kämpfe in Libyen füllen hier täglich die Zeitungsseiten.
Das Verhältnis Subsahara-Afrikas zu Ghaddafi hat niemand eleganter beschrieben als Andrew Harding, der Afrika-Korrespondent der BBC:

Africa’s Silence on Libya

Freitag, 25. Februar 2011, 12:25:59 Andrew Harding

For years the rest of Africa has treated Colonel Muammar Gaddafi like an embarrassing uncle - the sort who arrives for Christmas lunch five hours late and insists on rambling through a long-winded speech, but then makes up for it all by tucking a £50 note into your top pocket, or paying off your mortgage.
It's that combination of embarrassment and generosity - with a heavy emphasis on the latter - which must surely explain the continent's
abject silence regarding events in Libya and the fate of its "king of kings". Plus, in some of the more opulent state houses, a "there-but-for-the-grace-of-God-go-I" reticence.
The African Union - chaired until recently by Col Gaddafi himself - waited on the sidelines for days before daintily suggesting "dialogue and consultation", while South Africa's government left it to the governing African National Congress (ANC) to deplore "the unprecedented deaths". Only gallant little Botswana has
come out swinging.
The details of much of Libya's south-bound generosity are shrouded in secrecy. "Lots of dollars, MIGs, aircraft servicing, cheap oil and training," was how a well-connected source in Harare described the nature of the colonel's long-standing support for President Robert Mugabe. How many other sub-Saharan states can claim the same relationship? In return, it seems, some African countries may have allowed - or perhaps even deployed - mercenaries to help out in Tripoli.

Weniger elegant, aber nötig ist noch eine Erinnerung: Afrikas Unterstützung für den nordafrikanischen Tyrannen hat mit dazu beigetragen, die frühere UN-Menschenrechtskommission zu diskreditieren. 2003 hatten afrikanische Länder Libyen sogar für den Vorsitz der Menschenrechtskommission nominiert. 33 Nationen stimmten in den UN dafür, drei dagegen, 17 haben sich enthalten (die EU-Länder wollten die Afrikaner nicht verärgern, hieß es). Die Abstimmung war von den USA beantragt worden; bis dahin war der/die Vorsitzende immer per Akklamation bestimmt worden. Der südafrikanische UN-Botschafter Sipho George Nene fand diesen Verfahrenswechsel ziemlich ärgerlich.
An die Stelle der Menschenrechtskommission ist heute der UN-Menschenrechtsrat getreten. Auch da hinein wurde Libyen im Mai 2010 mit großer Mehrheit gewählt: 155 Staaten - etwa drei Viertel aller Mitglieder - votierten für das nordafrikanische Land, immerhin aber etwas weniger als für die anderen Kandidaten.
Jetzt ist Libyens Mitgliedschaft von der UN-Vollversammlung suspendiert worden - einmütig. Südafrika, jüngst wieder als nichtständiges Mitglied in den Sicherheitsrat gewählt, rühmt sich, die Kampagne dafür angeführt zu haben („led the campaign“, so die Außenministerin Maite Nkoana Mashabane). Auch afrikanische Politiker vertrauen offenbar auf das schlechte Gedächtnis.

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