Wenn wir an die T-Kreuzung nach Calitzdorp kämen, sollten wir unbedingt bei dem Fotografen reinschauen, hatte uns Charles vom Guesthouse in Prince Albert gesagt. Drei Häuser stehen an der Kreuzung, und als wir die Klingel suchen, kommt ein Mann auf uns zu: Wir haben Roger, den Fotografen, gefunden.
Seit vier Jahren wohnt Roger hier in der Einsamkeit. Der Garten ist eine Pracht. Ein Gärtner hilft ihm; der Verkauf der Pflanzen steuert zum Einkommen bei. Im Haus ist Rogers Werkstatt: Eigentlich ist er Tischler. Ein großer, alter Schrank beherrscht den Raum – nein, alt sei der nicht, sagt Roger, den habe er getischlert. Das Holz stamme aus Südamerika und sei heute gar nicht mehr zu bekommen. Ein wunderbares Stück, das ein Kunde in Johannesburg zwar bestellt habe, dann aber nicht bezahlen konnte, weil seine Geschäfte mit China zusammengebrochen seien. „Aber er war ein gentleman und hat den schon ausgelieferten Schrank zurückexpediert.“
Nebenan ist Rogers Werkstatt, penibel aufgeräumt – gerade ist ein Tisch aus African Rosewood in Arbeit. Bei Roger würden auch wir sofort tischlern lassen.
Und Fotographieren kann er auch noch – ein kleines Zimmer ist mit großen Bildern vollgestellt. Sehr schade, dass es noch keinen Fotoband von ihm gibt; viele seiner Schwarz-Weiß-Bilder zeigen starke Geschichten – die vom Arbeiter, der in der trockenen Karoo-Erde ein Grab für seinen fünf Monate alten Sohn ausheben muss; die township-Hunde, die ein neues Zuhause gefunden haben und herumtollen.
Eine halbe Stunde verbringen wir mit Roger Young – seine Mailadresse scheint nicht zu lügen: „everyoung“ heißt sie. Wir sollten wiederkommen, meint er, dann könnten wir in Ruhe einen Kaffee trinken.
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