Was bei uns „Burenkrieg“ genannt wird (wohl wegen der einseitigen Parteinahme), heißt in Südafrika „Anglo-Boer War“ – und obwohl er schon mehr als einhundert Jahre zurückliegt, sind wir immer wieder erstaunt darüber, wie sehr dieser Krieg heute noch im Bewusstsein der Südafrikaner verankert ist. Ein Gutteil der Ressentiments zwischen afrikaanssprachigen Buren und englischsprachigen Südafrikanern lässt sich damit begründen.
In Bloemfontein haben wir ein Museum besucht, das diesem Anglo-Boer War gewidmet ist, wir waren fast alleine dort. Es ist ein althergebrachtes, eher düsteres Museum, in dem brav ein Ausstellungsstück neben das andere gereiht wurde. Wir haben auch aber neues gelernt, etwa, dass die burischen Gefangenen auch in Lager in andere britische Kolonien verschifft wurden und dass es auch Konzentrationslager für Schwarze gab.
Detailliert ist im Museum festgehalten, was Frauen und Kinder in den einzelnen Konzentrationslagern – zumeist Zeltstädten – in Südafrika erlitten. Unter den Toten überwiegen die Kinder, die den eiskalten Winter oft nicht überstanden haben.
Ein Ausstellungsstück im Museum sticht hervor: ein riesiger, aus der Ferne dreidimensional wirkender Quilt, der auf 15 Teilen das Schicksal der Frauen in diesem Krieg darstellt. Melanie vom „Ouden Kraal“ hatte uns darauf aufmerksam gemacht: Ihre historisch interessierte und handwerkliche begabte Mutter hat diesen Quilt produziert und dem Museum gestiftet; am 9. August, dem südafrikanischen Frauentag war er dort aufgehängt worden. Ihr war nur gesagt worden, er könne ruhig groß sein – dass er soooo groß werden würde, habe das Museum wohl nicht geahnt, meinte Melanie lächelnd. Nun ist der Quilt im 1. Stock des Museums kaum zu übersehen.
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