Bischof Tutu haben wir schon dreimal bei offiziellen Anlässen gesehen: auf der Buchmesse, bei „Dance for All“ und jetzt erfreulicherweise schon wieder, am Mittwoch abend, bei einer Preisverleihung für den Verfassungsrichter Albie Sachs. Das Institute for Justice and Reconciliation zeichnete Sachs mit seinem „Reconciliation Award“ aus und feierte dies mit einer Veranstaltung im Konferenzzentrum des Botanischen Gartens Kirstenbosch. Und da wir das Institut früher oft besucht haben, waren wir auch auf die Einladungsliste.
Albie Sachs ist eine beeindruckende Persönlichkeit: Schon mit 17 Gegner der Apartheid, wurde er mehrfach gebannt und kam 168 Tage in Einzelhaft, ging dann 1966 ins Exil und arbeitete dort eng mit der ANC-Führung zusammen. 1988 pflanzte die Apartheid-Regierung eine Bombe in sein Auto in Mosambik; bei dem Anschlag kam er fast ums Leben. Er verlor einen Arm, ein Auge und musste vieles erst wieder mühsam lernen. Sein Buch „The soft vengeance of a freedom fighter“, das er darüber schrieb (deutsch „Die sanfte Rache eines Freiheitskämpfers“), gehört zu den bewegendsten Büchern, die ich gelesen habe – ein „must read“! Als Sachs 1990 nach Südafrika zurückkehrte, gehörte er bald zu den Vätern der neu erarbeiteten Verfassung, und erst 2009, mit 74 Jahren, ging er als Verfassungsrichter in Pension – widerstrebend, wie eine Kollegin in Kirstenbosch erzählte.
Es war ein Erlebnis, ihn live zu erleben (Renate hatte Anfang der neunziger Jahre an einem Seminar der FES mit ihm teilgenommen). Es sei schon paradox, für gute Taten ausgezeichnet zu werden, meinte Sachs, denn schließlich mache man das ja nicht wegen einer Auszeichnung. Den Preis nehme er aber trotzdem gern entgegen: „It’s lekker to be appreciated.“ Gleichzeitig sei er aber traurig, weil er vielleicht zum letzten Mal mit Desmond Tutu öffentlich auftreten könne (Tutu hatte jüngst seinen Rückzug aus dem öffentlichen Leben angekündigt). Und er bat das Publikum um standing ovations für den Erzbischof. Das stand dafür gerne auf.
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